BIOGRAPHIE: J/F/USA, 2006
Regie: Sofia Coppola
Darsteller: Kirsten Dunst, Jason Schwartzmann, Steve Coogan, Marianne Faithful
Das Leben von Marie Antoinette am französischen Hof. Von der Heirat bis zur Revolution.
KRITIK:Kann man Marie Antoinettes Leben erzählen, ohne die Guillotine zu zeigen? Sofia Coppola tut das in ihrem dritten Spielfilm und es funktioniert. Es funktioniert deswegen, weil Marie Antoinette nur oberflächlich ein Film über die französische Königin aus Österreich ist, eigentlich aber ein Film über eine Frau öffentlichen Interesses, die sich in einer Klatsch-, Tratsch- und Neidgesellschaft bewegen muss. Das Politische an der Figur Marie Antoinettes, sowie das Leben außerhalb des Hofes von Versailles wird höchstens angedeutet. Einige Elemente des "echten Lebens", wie der Krieg in Amerika und die Revolution vor dem Palast scheinen unwirklich, andere, wie die vier Schwangerschaften werden konsequent ausgeblendet. Die Sicht ist diejenige einer jungen Frau, die abgeschirmt in einem goldenen Käfig existiert.
Da es sich aber offensichtlich nicht um einen Historienfilm handelt,
kann das als Kritik nicht gelten. Indie-Rock untermalt diejenigen Szenen,
die auch in Sex and the City gezeigt werden könnten.
Im Kaufrausch erworbene Manolo Blahnik-Schuhe zieren die Füße der gelangweilten und sexuell frustrierten Thronfolgerin,
und die negativ gestimmte Presse bringt Zitate,
die so angeblich nie gesagt wurden. Das Leben eines Hollywood-Stars also:
Geheiratet wird aus taktischen Gründen,
Mutter werden bringt Publicity, aber schwanger kann man sich nicht sehen lassen,
mit den Menschen von der Straße hat man nichts mehr zu tun und Privatsphäre existiert nicht.
Eine Abrechnung mit der Szene, in der sich Coppola schon seit jüngster Kindheit bewegen musste.
Schade ist, dass bei der Auswahl der Musik des öfteren danebengegriffen wurde.
Wie man z.B. Ballszenen modern unterlegt hat Jake Scott in Plunkett & McLeane eindrucksvoll gezeigt.
Der ruhige Erzählstil allerdings, den man schon aus Lost in Translation und The Virgin Suicides kennt,
lässt einen die wenigen Längen, die der Film hat, kaum bemerken,
die Schauspieler bringen durch die Bank eine ansprechende Leistung,
und obwohl der Film die Erwartungen, die nach den ersten beiden Filmen geweckt wurden,
wohl nicht ganz erfüllen kann,
zeichnet er in auffallend biederen Bildern ein stimmiges Bild des
dekadenten Lebens Marie Antoinettes mit einer Menge Querverweisen auf das heutige Äquivalent.
Stimmiges Kostümdrama mit historischem Hintergrund, allerdings nicht ganz der große Wurf.