OT: Leslie, My Name Is Evil
HORROR: USA, 2011
Regie: Reginald Harkema
Darsteller: Gregory Smith, Kristen Hager, Ryan Robbins,
Die 60er Jahre in Amerika. Umbruchsstimmung. Generationenkonflikt, Vietnamkrieg, sexuelle Revolution. Der junge Perry, aufgewachsen in einer konservativen und christlichen Familie die am Essenstisch den Tod aller Kommunisten herbeisehnt und die Teilnahme am Vietnamkrieg für selbstverständlich hält, wird eines Tages als Jurymitglied im Charles Manson Prozess verpflichtet.
Grundsätzlich ein toller Ansatz und eine gute Möglichkeit die Geschehnisse rund um die Manson Family zu beleuchten, leider gelingt das nicht auf ganzer Linie.
Zu Beginn führt der Film noch durch Shortcuts von 50er und 60er Jahre Werbebildern, Archivmaterial und Propagandaschnipseln durchaus auf eine skurille Art in den Zeitgeist ein, der im antikommunistischen, konsumorientierten und gehirngewaschenen Amerika auf dem Höhepunkt des Kalten Kriegs herrschte.
Ein klares Feindbild und eine klare Weltanschauung. Arbeiten, Konsumieren, in die Kirche gehen, an Gott glauben, Kommunisten hassen und Richard Nixon wählen. Jeder der von dieser Linie abweicht, gilt als Kommunist und Landesverräter. Jedenfalls herrscht in Perrys Familie diese durchaus faschistoide Lebensweise.
Die Teilnahme am Manson Prozess konfrontiert Perry dann mit der Kehrseite des American Dream, mit allen bizzaren Auswüchsen, Bluttaten und sexuellen Ausschweifungen der Manson Family. Scheint Perry dies anfangs abzustoßen, ändert sich im Laufe des Prozesses jedoch immer mehr sein Blickwinkel und lässt ihn mit den Manson Girls sympathisieren.
Immer mehr driftet er in eine Parallelwelt ab und steht schon bald vor einer fundamentalen Entscheidung: Mit dem System mitziehen oder gegen dieses rebellieren?
Leider hat Manson Girl bis auf das gut in Szene gesetzte Aufeinanderprallen zweier Weltansichten nicht viel mehr zu bieten. Schauspielerisch überzeugen die Darsteller nur vereinzelt, vor allem Ryan Robbins enttäuscht als völlig überdrehter und teilweise für unfreiwillige Lacher sorgender Charles Manson.
Es ist auch die Konsequenz die hier abgeht. Zu oft wechselt der Film stilistisch, ist sich nicht sicher ob er nun Slasher oder Sozialkritik sein möchte. Portrait einer krankhaften Gesellschaft und dem Spiegelbild in Form von Charles Manson und seinen Anhängern oder Einblick in Perrys zerrissene Seele.
Zum Schluss hat man einfach das Gefühl von allem etwas bekommen zu haben aber von Nichts genug.
In diesem Sinne: "Die Scheisse kommt über uns!"
Viele gute Ansätze und einige schöne stilistische Spielereien die anfangs gut in das Thema einführen und zwei Weltansichten aufeinanderprallen lassen. Leider bietet die durchaus interessante und ambitionierte Mixtur aus B-Movie, Horror-Drama und Zeitgeschichte-Satire dann zu wenig für so ein komplexes Thema.