OT: Mannaja
ITALOWESTERN: Italien, 1977
Regie: Sergio Martino
Darsteller: Maurizio Merli, John Steiner, Philippe Leroy, Sonja Jeannine
Ein Kopfgeldjäger, der ebenso gut mit dem Wurfbeil wie mit dem Colt umgehen kann, lässt sich auf ein blutiges Katz- und Mausspiel mit den niederträchtigen Eignern einer Silbermine ein ...
Das Wurfbeil landet eine Punktlandung auf dem Handgelenk des flüchtenden Banditen. Dessen Hand verabschiedet sich in einem Blutschwall vom Körper. Ja, in diesem Italowestern darf man dann wohl auch bei den Schusswechseln Einschusslöcher erwarten...
Mit einem Western hat Sergio Martinos Karriere als Regisseur von Genrefilmen begonnen. Damals, 1969. DER TOD SAGT AMEN in seiner Uneinigkeit zwischen Klamauk und Bleiernst war allerdings nicht die gelungenste Premiere. Die Triumphe, die Martino nur wenig später in der Kür des Giallo feiern würde, haben sich in seinem Spielfilmdebüt noch nicht angekündigt.
Zwischen DER TOD SAGT AMEN und MANNAJA - DAS BEIL DES TODES, seinem zweiten und letzten Ausflug gen Westen sollten acht Jahre, viele Genrewechsel und einige Meisterwerke wie DER KILLER VON WIEN oder ALL THE COLORS OF THE DARK liegen.
Zum Italowestern ist er zurückgekehrt, als dieser längst seinen Schwanengesang angestimmt hatte. Doch mit dem Beil, das am Ende einer atmosphärischen, fast an einen Horrorfilm gemahnenden Prä-Vorspannssequenz für eine lupenreine Splatterszene sorgt, lässt er keinen Zweifel daran, dass er es zum Abschied noch einmal krachen lassen wollte.
Das blondgelockte Policiesco-Rauhbein Maurizio (DIE VIPER) Merli schleudert "Das Beil des Todes" in seinem einzigen Western. In der deutschen Fassung spricht er mit Bud Spencers deutscher Zunge, die wiederum Wolfgang Hess gehört. Was etwas gewöhnungsbedürftig ist. Ansonsten ist man aber schnell drin - wenn sich Merli als beilschwingender Kopfgeldjäger einen Privatkrieg mit Eurocult-Ikonen wie Philippe (YANKEE, THE FRIGHTENED WOMAN) Leroy und John (SCHOCK, CALIGULA) Steiner liefert. Und ach ja, die Hand, die anfangs verlustigt geht, gehört übrigens niemand Geringerem als DR. BUTCHER MD höchstpersönlich, Donald O'Brien...
Eine illustre Besetzung hat dieser Totentanz, der einer der letzten in Cinecittàs sterbenden Westerngenre gewesen ist. Schaurig-schön der Ohrwurm mit den pathetisch-cheesigen Lyrics, den die Gebrüder De Angelis dazu komponiert haben.
Etwas Neues gewinnt MANNAJA seinem in den letzten Zügen liegenden Genre nicht mehr ab. Aber er sorgt für einen würdigen Abschied. Keine Minute Langeweile, grundsolides Handwerk, hoher Blutzoll. Mit Hang zu etwas graphischeren Sadismen: Die "liderlichen" Tänzerinnen werden öffentlich ausgepeitscht; zumindest so lange bis Mannaja eingreift. Eine Arbeiterrevolte wird blutig niedergeschlagen. Und die Sonne selbst dient als Folterknecht in einer ziemlich garstigen Tortur, die unser Protagonist über sich ergehen lassen muss, bevor er zum nebelverhangenen Showdown antritt.
Zu einem Zeitpunkt, als das Genre längst seinen Schwanengesang angestimmt hat, liefert Sergio Martino mit MANNAJA - DAS BEIL DES TODES seinen zweiten und letzten Italowestern ab. Der präsentiert sich mit solidem Handwerk, hohem Blutzoll und null Langeweile als würdiger Showdown. Zum Abschied geben sich mit Maurizio Merli, John Steiner oder Phillipe Leroy noch einige gestandene Eurocult-Legenden die Ehre.