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Malefique

Malefique

HORROR: Frankreich, 2002
Regie: Eric Valette
Darsteller: Gerald Laroche, Philippe Laudenbach, Clovis Cornillac, Dimitri Rataud

STORY:

Graues, karges, steinbehauenes Mauerwerk. Vier massive Wände. Vier Insassen. Ein alter Mann, der seine Ehefrau umgebracht hat. Ein gewalttätiger Transsexueller. Ein debiler junger Mann mit dem Verstand eines Kindes und den Ideen eines Wahnsinnigen. Und ein Familienvater, Betrüger. Eingepfercht in einer Gefängniszelle, die wie ein Kerker wirkt. Dann finden sie -hinter einem losen Stein im Mauerwerk- ein Geheimfach. Darin befindet sich ein wahrlich höllisches Buch, dessen Beschwörungsformeln scheinbar die Macht haben, die Tore zur Hölle zu öffnen...-

KRITIK:

Irgendwann zwischen den erotischen Vampirphantasien eines Jean Rollin in den Siebzigern und den hypergewalttätigen wie famosen (Meister-)Werken junger, wilder Filmemacher wie Aja, Laugier, Gens, Maury und Bustillo in den Nullerjahren ist es ruhig geworden um den französischen Horrorfilm.

Tot indes war er nie, nur kurzfristig vom Radar des Fandoms verschwunden. Vielleicht war es gar nicht Alexandre Ajas HIGH TENSION, der die Wiedergeburt des französischen, des deutlich härter, blutiger und extremer gewordenen französischen Horrorfilms eingeläutet hat, sondern von kaum jemanden bemerkt der ein Jahr ältere MALEFIQUE aus dem Jahr 2002.

MALEFIQUE ist ein wahrlich beeindruckendes, stockfinsteres sowie durch und durch erwachsenes Stück Horrorfilm, das sich zu keinem Zeitpunkt einem jugendlichen Publikum anbiedern möchte und somit auf ärgerliche Klischees komplett verzichtet.

Das Debüt des jungen Eric Valette ist ein erstaunlich reifes Werk; ein Film, der die Tore zum Wahnsinn aufschließt und den Zuschauer in die klaustrophobische, unentrinnbare Enge einer Gefängniszelle stößt. Ein Film, der keinen Spaß bringen soll, sondern bedrücken will. Ein Film, der seinem Publikum keine Identifikationsfiguren bereitstellt, sondern lediglich eine kleine Auswahl verlorener Seelen auf Höllenfahrt.

Obgleich der Film als infernales Kammerspiel angelegt ist und praktisch nur auf den wenigen Quadratmetern einer Gefängniszelle spielt, eröffnet die Kamera von Jean-Marc Bouzou sändig neue Blickwinkel und Perspektiven und schafft so aus dem beschränkten, klaustrophobisch engen Raum eine eigene, düstere (Alptraum-)Welt.

Abgeschnittene Fingerkuppen, freudlose Sodomie auf knarzenden, fleckigen Matratzen, ein sich mitten in einer Fotocollage aus klaffenden weiblichen Geschlechtsteilen öffnendes Auge. Necronomicon'sche Gefangenentagebücher voller Zaubersprüche, die sich als {Yog-Sothoth! Fhatagn! Hastur!} Wegweiser zu den kosmischen Schrecken eines H.P. Lovecraft entpuppen. Oder als buchgewordene böse Dschinns. MALEFIQUE lotet nicht nur tiefste Seelen-, sondern auch schwarze, okkulte Abgründe aus.

Dies tut er -seiner deutschen FSK 16-Freigabe zum Trotz- zwar tatsächlich weitgehend auf subtile Weise verstörend, scheut mitunter aber nicht den Einsatz entschieden roher, blutiger Bilder. Sich wie von Geisterhand verdrehende und zerberstende Körper bringen gar etwas vom "Flair" der Barker'schen Blutbücher in dieses äußerst beeindruckende Filmdebüt; welches übrigens kein Independent-Produkt ist, sondern durchaus über gewisse production values sowie einer hervorragenden, nicht unbekannten Besetzung verfügt. Die Charaktergesichter von Gerald Larouche und Philippe Laudenbach kommen einem gleich bekannt vor und der transexuelle Marcus wird gar vom bekannten französischen Darsteller Clovis Cornillac gespielt.

Auch wenn dieser originelle wie effektive, kaum Schwachstellen besitzende Horrorfilm heutzutage etwas in Vergessenheit geraten ist und allenfalls Geheimtippstatus unter Insidern besitzt; Hollywoods Späher haben das Potenzial des jungen französischen Regisseurs erkannt - und natürlich prompt versauern lassen. Eric Valette wurde zwar in die Traumfabrik gelotst, wo er das zum Flop verdammte Remake zu Miikes RING-Ripoff ONE MISSED CALL (aka THE CALL) drehen durfte; nur um ihn danach wie eine heiße Kartoffel fallenzulassen.

Nun ist es leider ruhig geworden um das vielversprechende Talent, welches einst mit MALEFIQUE eine derart eindrucksvolle Premiere gegeben hat. Schade.

Malefique Bild 1
Malefique Bild 2
Malefique Bild 3
Malefique Bild 4
Malefique Bild 5
FAZIT:

Eine bedrückende Atmosphäre, ein Hauch von Lovecraft und Barker, gute Darsteller und auf den Punkt geschriebene Dialoge. Fertig ist das infernale Kammerspiel, welche eine Gefängniszelle in eine okkulte Alptraumwelt verwandelt. Trotz des zwischenzeitlichen Siegeszug der New Wave of French Horror ist Eric Valettes Erstling aus dem Jahr 2002 heute in Vergessenheit geraten, gilt unter Eingeweihten aber immer noch als brandheißer Geheimtipp. 

WERTUNG: 8 von 10 dunklen Wünschen
TEXT © Christian Ade
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