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Männertrip

Männertrip

OT: Get him to the Greek
KOMÖDIE: USA, 2010
Regie: Nicholas Stoller
Darsteller: Jonah Hill, Russell Brand, Rose Byrne, Elisabeth Moss

STORY:

Aldous Snow (Russell Brand) ist fertig. Mit der pathetischen Betroffenheits-Ballade "African Child" hat der charismatische Brit-Rocker seine Karriere an die Wand gefahren: "The worst thing that happened to Africa since Apartheid", urteilten die Kritiker. Dann geht auch noch die Ehe mit Popsternchen Jackie Q (Rose Byrne) in die Brüche. Aldous sucht Trost an der Schulter von Bruder Alkohol und Schwester Kokain. Ein junger Plattenfirmen-Agent (Jonah Hill) versucht, den gefallenen Rock'n Roller vom Tresen loszureißen und für ein Comeback-Konzert ins originaltitelgebende Greek Theatre in L.A. zu überstellen. Dafür hat er 72 Stunden Zeit. Da kann schon eine Menge Blödsinn passieren ...

KRITIK:

Die Mehrheit der schreibenden Zunft tut ja Judd Apatows Schaffen gerne als infantiles Bubenkino ab. Und unterschätzt dabei die Vielschichtigkeit und - jawohl - Ernsthaftigkeit des US-Komödiengurus. Ja, Judd Apatows Filme sind derb, direkt, alles andere als subtil. Es hagelt Penis-Witze und schlüpfrige Porno-Jokes. Und gleichzeitig sind Judd Apatows Filme intelligent, menschelnd und voller Empathie für ihre Figuren, die niemals der Lächerlichkeit preisgegeben werden.

Schon "Funny People - Wie das Leben so spielt" war ein ambitionierter Versuch, ernsthaft hinter die Fassaden des Showbusiness zu schauen, die klaffenden Abgründe freizulegen.

Und auch "Männertrip" - wieder ein Highlight germanischer Verleihtitelschmiedekunst - kippt mit fortlaufender Spieldauer zunehmend ins Ernste. Die Einsamkeit, die existenzielle Leere, das emotionale Vakuum hinter der Extrovertiertheit des Berufs-Rock'n Rollers Aldous Snow (göttlich: Russell Brand) rückt ins Zentrum der Erzählung.

Doch bis der Film sein emotionales Herz über uns ausschüttet, werden erst mal genüsslich alle erdenklichen Rocker-Klischees zelebriert. Wir lernen Aldous Snow als super-charismatisches Party-Tier mit der sexuellen Anziehungskraft eines Schwarzen Loches kennen. Mr. Snows liebste Freizeitbeschäftigungen sind waffenscheinpflichtige Sex- und Puderzucker-Exzesse, bei denen sogar dem seligen Marquis de Sade Angst und Bang geworden wäre.

Okay, das ist jetzt vielleicht ein bissl übertrieben. Aber mit den komatösen Eskapaden der erlebnisorientierten Junggesellenrunde aus HANGOVER kann es unser Männertrip exzesstechnisch allemal aufnehmen - zumal eine zum Brüllen komische Episode ebenfalls in Vegas spielt. Ich sage jetzt nur: Furry Walls …

Ja, es gibt viel zu lachen in GET HIM TO THE GREEK. Aldous Snow ist ja ein alter Bekannter, der dafür sorgte, dass auch ein junger Liebeskummer-Patient seine Sarah Marshall so schnell nicht vergessen konnte …

Der britische Komödiant Russell Brand, auch im echten Leben ein schlagzeilenerfahrener Rocker, musste sich für die Darstellung des ferngesteuerten Party-Animals Aldous Snow gewiss nicht sehr verstellen. Unterstützung bekommt er von einer handverlesenen Anzahl an Celebrities in Cameo-Auftritten. Ich hätte ja nie gedacht, dass ein Typ wie P. Diddy lustig sein kann. Aber tatsächlich, P. Diddy ist lustig. Nämliches gilt für Metallica-Drummer Lars Ulrich, der ja bislang nicht unbedingt als Großmeister der Selbstironie bekannt war.

Russell Brand trägt auch die dramatischen Parts der Geschichte, ohne dabei lächerlich zu wirken. Wie schon angedeutet, steuert die exzessive Party nämlich auf einen heftigen emotionalen Kater zu. Zum brachialkomödiantischen Tonfall mischen sich tragische Untertöne, die mehr und mehr in den Vordergrund treten.

Aber vielleicht hab nur ich alter sentimentaler Depp, dem auch von der Lektüre von Mötley Crües unfassbarer Biographie "The Dirt" nur noch die tragischen und dramatischen Episoden in Erinnerung geblieben sind, das so empfunden - leicht(er) unterhaltbare Individuen, die jede Tragödie zum Schieflachen finden, werden auch GET HIM TO THE GREEK als infantilen Bubenhumor abtun. Wie das Gros der schreibenden Zunft …

Männertrip Bild 1A man under the influence: Russell Brand
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FAZIT:

Ich hab mir nichts weniger als die Komödie des Jahres erwartet und auch nicht viel weniger bekommen: Unter der fachkundigen Anleitung des amerikanischen Brachialkomödien-Philosophen Judd Apatow lassen Jonah Hill und Russell Brand die Rocker-Sau raus. Großartiger Film mit, wie man so blöd sagt: Humor, Herz und Hirn. Ist aber so.
In diesem Sinne: "Hast du Lust, Absinth aus dem 19. Jahrhundert zu trinken?"

WERTUNG: 8 von 10 Heroin-Packerln
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Dein Kommentar >>
Bernhard | 01.02.2011 14:17
Bin zeitweise weggebrochen vor Lachen ... Happy End oder nicht, die Fury Wall entschädigt für alles! Gemeinsam mit Hangover entschädigt das für so einige Jahre niveau- und witzloser Hollywood-Komödien.
>> antworten
Federico | 06.01.2011 02:11
Zunächst schätze ich es auf jeden Fall, dass das infantile Bubenkino à la FUNNY PEOPLE oder SUPERBAD hier nicht total verissen wird, aber irgendwie kann ich mich der generellen Pro-Apatow Einstellung nicht ganz anschließen (was auch nicht ganz so stimmt, weil ja mittlerweile jede halbwegs brauchbare amerikanische Komödie aus seiner Produktion stammt, also besser: ich kann mich der positiven Einstelungen gegenüber dem amerikanischen Peniswitzkomödienkino nicht ganz anschließen):

GET HIM TO THE GREEK beginnt grandios mit dem aktuellen Musikvideo zu AFRICAN CHILD und kurz glaubt man, sich endlich wieder eine wunderbar, zynische Satire anzuschauen, die nicht davor zurückschreckt, seine Derbheit zu zelebrieren. Dieser Eindruck währt leider nur einige Minuten, bis dann Johnah Hill auf den Schirm tritt - nichts gegen Hill, er ist für mich zwar nicht mehr als eine kleinere, quadratischere und weniger talentiertere Version von Seth Rogan, aber er macht seine Sache dennoch gut und man kann seiner Figur viel Sympathie abgewinnen. Trotzdem; wenn der Film dann beginnt die Story um den abgefuckten Rockstar und seinen Aufpasser auffährt, bleibt nur noch wenig von der rabiaten und durchaus musikbusiness-kritischen Attitüde des Films. NIchts gegen Penis, Fick und Muschiwitze, sie sollten nur gut geschrieben und umgesetzt sein: wenn dann jedoch ein Dialog darauf basiert die meißten Fucks-per-Seconds abzuliefern ohne wirklich einen Schmäh oder eine Story zu erzählen, dann ist eine derbe Ausdrucksweise purer Selbstzweck und jeder noch so gute Ansatz, noch so jede gute Idee bleibt bei dem Versuch eines guten Drehbuchs und mündet in purer vulgärer Ausdrucksform. Bsp: der "Mindfuck"-Dialog, beginnt witzig und interessant, bleibt dann - eben auch weil Jonah Hill als Dialogpartner nichz viel übrig bleibt als dick (sorry) zu schaun - jedoch seícht und einfach total uninspiriert. So verhält es sich übrigens mit fast jedem Dialog in diesem Film; sie sind ganz witzig und beginnen teilweise auch zum brüllen komisch, bleiben aber lieber dabei derben Quatsch auszuspeien, als wirklich gute Wortgefechte wie in anderen Komödien (Kiss Kiss Bang Bang, Lucky Number Slevin, so ungefähr alles von der Insel) auszutragen.
Nun, im Endeffekt ist das auch nicht das, was mich am meißten gestört hat, sondern eigentlich eher, der lahme Versuch eine kritische, abgederhte Komödie auf die beine zu stellen, die ebenso "taken from real life" Momente aufweisen kann - leider ging dies in meinen Augen ziemlich daneben (auch wenn das der Herr Rezensent hier anders sieht): der kritische Teil, das flamen und schimpfen über das ach so böse Musikbusiness ist schnell abgehackt und bald geht es nur noch darum, welchen Eskapaden die beiden (nicht unsympathischen) Antihelden fröhnen. Klar, lustig ist es schon, wenn der verrückte Musikproduzent Sergio "the next big thing" präsentiert und der Song aus den Wörtern slut, bitch und fuck besteht - hier zeigt der Film auch, wie grindig die heutige Populärmusik nicht ist - jedoch sind solche goldenen Momente eher rar. Gegen Ende hin widerspricht der Film mit seiner beinahe schmerzvoll konservativen Message der eigentlichen Aussage (grausamster Moment: das Abschlusskonzert, inklusive gebrochenen Arm, welches den neuen Lebensweg des nun geläuterten Rockers einleiten soll - ein dermaßen fade inszeniertes Finale und eine noch fadere Plastikshow habe ich schon lang nicht mehr in einem Film gesehen und hat auch sonst nichts mit Musik zu tun, sondern lediglich mit Selbstdarstelllung und vor allem einer gehörigen Prise Kitsch.)
Überhaupt ging mir das Ende gehörig gegen den Strich, was hat es eigentlich mit den ganzen amerikanischen Komödien auf sich, dass die nicht ein einziges Mal schlecht ausgehen können?? Kann sich noch wer an das Ende von VERY BAD THINGS erinnern? DAS war a) starker Tobak in einem generell schwer gestörten Film und b) einer schwarzen Komödie mehr als würdig. Dieser heile Welt Quatsch, der vor allem oft in der heilen Apatow-Welt vorkommt (die sowieso davon geprägt ist, dass die merkwürdigsten Geeks und die fettesten Nerds die hübschesten Freundinnen haben... fast als wäre Apatows Welt, die einer Sitcom) ist doch kaum mehr auszuhalten, mir fallen auch kaum noch wirklich lustige (typisch amerikanische) Filme ein, die am Ende nicht einen Rückzieher machen, sondern dem Zusehre noch gehörig eines reinwürgen.
Ja, der Film hat auch seine guten Momente unddazu auch seine mutigen und oft wirklich bösen und gut inszenierten Witze. Generell trumpft dieser FIlm wieder einmal mit einer Las-Vegas Szene, die an Abgdrehtheit und Rasanz wirklich schwer zu überbieten ist - und sie ist zudem auch noch saukomisch.
Trotzdem, danach geht dem Film entgültig die Luft aus und ürbig bleibt ein mit psuedofloskeln herumwerfendes Drehbuch, welches sich an dem Niveau einer Nachmittagssitcom hält und außer von der, wie gesagt schon etwas überstrapazierten Gossensprache, kaum noch etwas zu bieten hat.
ach und ich reg mich so gern über das punktesystem hier auf und ja 8 von zehn, dass ist 'ne Übertreibung sondergleichen; sauberer Durchschnitt mit ein paar guten Witzen aber vielen vertanen Chancen 6 von zehn Dildos mit Eiern hinten dran.
Federico | 06.01.2011 02:15
Puh, das ist jetzt eigentlich länger geworden, als ich wollte. Sind meine Comments zu lang? Liest die sich überhaupt wer durch? ;))
Harald | 06.01.2011 10:43
"Stroke the furry wall, Dude!"
Harald | 06.01.2011 10:54
Ernsthaft: Klar hab ich den Kommentar gelesen. Du hast ja in vielen Punkten durchaus recht. Aber für mich persönlich beeindrucken misantrophische, zynische 90er-Filme wie VERY BAD THINGS nicht mehr - obwohl er mir damals durchaus zugesagt hat.
Call it Alterserscheinung, aber mittlerweile kann ich mit Happy Endings (in Komödien) ziemlich gut leben.
Federico | 06.01.2011 18:48
Es sind ja nicht nur die ewig kitschigen Enden, sondern ebenso die ewig kitschige Inszenierung: SUPERBAD zB hört zwar nicht schlecht und ebenso versöhnlich auf (und Hill war da auch besser), aber hinterlässt dennoch einen Eindruck, das eben nicht alles so gut ist, wie es Filme uns oft weißmachen wollen. FUNNY PEOPLE bleibt am Ende auch eher offen, und das frische Glück, welches Sandler wiederfährt MUSS nicht von Dauer sein. Dann gibt es ebenso Komödien die parodieren dieses Heile-Welt-Schema bzw. erzählen ein Happy-End ohne dabei zu übertreiben; aber MÄNNERTRIP, HANGOVER und was weiß ich welche sogenannte "Brachialkomödien" (wie gesagt, brachial ist da oft nur noch die Ausdruckssprache bzw. für das prüde amerikanische Kino auch nur ein paar Titten) gaukeln einem dieses ekelhafte Alles-Ist-Gut-aber-der-ganze-Film-ist-für-die-Katz Ende vor. Heroinwitze hin oder her, solche Filme enden wie die ganzen RomComs, die ich mehr als verachte, da kann ich mir ja gleich HITCH anschauen.
Nic | 14.01.2011 16:56
film is eh witzig, zeitgeist und so, aber nix für die ewigkeit im filmhimmel. mehr drin zu sehen ist reine selbsttäuschung.
6/10
>> antworten
Hase | 06.10.2010 10:34
ähm ka um was es hier geht aba will was hinschreibe xD aso und was ihr da hinschreibt ist total LW !
Harald | 06.10.2010 10:59
Versuch's mal als Redenschreiber für HC "Deutsch statt nix verstehn" Strache.
>> antworten
Nic | 04.09.2010 10:30
ein film für die billige jugend ;)
Harald | 04.09.2010 12:52
selbst gesehen oder schon zu alt dafür? ;-)
Nic | 04.09.2010 14:03
ich finde der trailer lässt keine fragen bezüglich des niveaus und der zielgruppe offen ;)
Harald | 04.09.2010 14:13
du meinst sicher die zielgruppe der aufgeschlossenen cineasten, die über genügend lebenserfahrung verfügen, um die klaffenden abgründe hinter der holzhammerhumor-fassade freizulegen?
Nic | 04.09.2010 15:44
sind die abgründe denn interessant?
Harald | 04.09.2010 16:10
geht das aus der review nicht hervor? :)
ich bin ja der meinung, dass die apatow-komödien näher am richtigen leben dran sind als so manches französisches arthaus-drama.
Nic | 04.09.2010 16:16
naja, er triffts nicht immer genau genug meiner meinung nach, und dann gibts eine menge "unsinn" stattdessen. bei ihm ist immer ein hin und her zwischen "kunst" und "billig kommerziell". eine wahrheit filmisch "gut" zu vermitteln ist eben schwerer als als stand-up-comedian next to adam sandler zb.
funny people war definitiv besser gelungen - das kann ich sagen ohne ihn (greek) gesehn zu haben.
opiumtea | 13.12.2011 02:46
also klar, es gibt trailer die einen SEHR abschrecken. dennoch sollte man keinen film beurteilen ohne ihn gesehen zu haben. das wäre ja das gleiche wie ein buch nach seinem klappentext zu beurteilen und der wird meist von (geldgierigen) verlegern bestimmmt die das Buch meist nicht mal gelesen haben. Nein, im Ernst. Der Film ist überraschender Weise gut!
>> antworten