OT: Lucía y el sexo
DRAMA: E, 2001
Regie: Julio Medem
Darsteller: Paz Vega, Tristán Ulloa, Javier Cámara
Kellnerin Lucia (Paz Vega) aus Madrid flüchtet auf einsame Mittelmeer-Insel, um in Ruhe ihre gescheiterte Beziehung aufzuarbeiten. Dabei kommen dunkle Schatten aus der Vergangenheit ans mediterrane Tageslicht.
KRITIK:
Herkömmliche Beziehungsdramen öden mich an. Normalerweise. Herkömmliche sexlastige Filme noch viel mehr, vor allem, wenn sie aus Hollywood kommen.
Warum? Weil sie üblicherweise von Männern für Männer gemacht werden.
Siehe Basic Instinct, siehe Body of Evidence, siehe Color of Night, oder wie diese reißerischen Machwerke alle heißen, denen man ansieht, dass sich da ein männlicher Drehbuchautor seine feuchten Fantasien von den Lenden geschrieben hat.
Mal ehrlich, viel plumper und realitätsferner als in diesen Filmen kann's wohl kaum mehr zugehen.
Interessanter wird die Sache naturgemäß, wenn sich eine Frau für das Drehbuch verantwortlich zeichnet.
Wer Catherine Breillats verstörendes Sex-Drama Romance oder den wütenden französischen Rape&Revenge-Thriller Baise Moi gesehen hat, weiß, was ich meine.
Überhaupt eine Klasse für sich sind jene Filme, in denen echter (!) Sex einfach so beiläufig passiert, ohne zwingend im Drehbuch zu stehen, wie etwa in Lars von Triers Idioten oder zuletzt im österreichischen Drama Hundstage.
Unnötig zu erwähnen, dass solche Filme ausschließlich in Europa gedreht werden, während das US-Kino in den letzten Jahren immer verklemmter und reaktionärer wurde. (Ein Schelm, wer da Parallelen zur politischen Lage erkennt.)
Lucía y el sexo ist ein zwar auch ein Beziehungs-(Sex)-Drama, aber ein sehenswertes.
Rein optisch passt hier alles: Elegante Inszenierung, feine visuelle Spielereien, die im spanischen Kino so beliebten Anflüge von Surrealismus, und - nun ja, schon ziemlich erotische Bilder, in denen es schon mal recht heftig und explizit zur Sache geht.
Gut so :-).
Trotz des - ähm - leicht reißerischen Titels ist dies natürlich kein Film
für die Regenmantelfraktion.
Sondern eher für aufgeschlossene Freunde des europäischen Kinos.
Regie führte Julio Medem, bekannt vorallem durch sein surreal angehauchtes Liebesdrama Los Amantes del Círculo Polar / Die Liebenden des Polarkreises (1998). Auch eine Empfehlung, by the way.
Europäisches Kino wie es sich gehört: Stilsicher, unangepasst, heftig zupackend.