MYSTERY-SERIE: USA, 2004
Regie: Jack Bender, Stephen Williams, Paul A. Edwards, Tucker Gates uva.
Darsteller: Matthew Fox, Evangeline Lilly, Josh Holloway, Terry O'Quinn, Naveen Andrews, Jorge Garcia, Daniel Dae Kim, Kim Yoon-jin uvm.
Flug 815 der Oceanic Airline stürzt auf dem Weg von Sydney nach Los Angeles irgendwo im Nirgendwo ab. Wie durch ein Wunder überleben 48 Passagiere und stranden auf einer Insel. Nun kämpfen sie ums Überleben.
Ich denke die Story dürfte hinlänglich bekannt sein, bzw. gibt es überhaupt irgendeinen Menschen auf diesem Planeten, der noch nie etwas von Lost gehört hat? Ich hab es nun auch endlich geschafft alle Staffeln komplett durchzusehen. Als Lost damals über die Fernsehbildschirme flimmerte, war ich Anfangs noch dabei, aber nachdem ich einige Folgen verpasst hatte und später wieder versucht habe einzusteigen, war das von wenig Erfolg gekrönt, da ich schlichtweg NICHTS verstanden habe. Also gab ich es auf, um mir nun alle Folgen reinzuziehen. Und tatsächlich habe ich es bis dahin geschafft, nie über das Ende der Serie zu stolpern.
Eine Kritik über Lost zu verfassen gleicht einer schier unlösbaren Aufgabe, genauso wie des Rätsels Lösung, das sich alle Zuseher damals so vom Ende der Serie erhofft hatten. Eine Kritik über Lost zu schreiben und dabei nicht zu spoilern erscheint mir fast unmöglich. Aber man kann es ja mal versuchen.
Vorweg: Lost ist definitiv eine Serie die mich gefesselt hat und zwar von Anfang bis Ende. Die ganzen Mysterien, Irrungen und Wirrungen, das Miträtseln, der Erzählstil und vor allem die Charakterstudien der Protagonisten habe ich bislang überhaupt nur einmal in einer Serie erlebt. Diese Serie ist Twin Peaks, die definitiv on top meiner Lieblingsserienliste bleibt. Lost beinhaltet aber viel von diesem großen Mysterium, welches mich an Twin Peaks fesselt. Auch hier ist der Zuseher aktiv beteiligt, fiebert mit und versucht das Rätsel zu lösen. Die Macher von Lost haben das auch geschickt genutzt, mit allerlei Bonus, wie zum Beispiel einer echten Webseite der Oceanic Airlines, die natürlich nicht wirklich existiert. Wie niemals zuvor wurde Lost ein aktives Erlebnis für den Zuschauer. Überhaupt zum ersten Mal spielte das Internet eine große Rolle. So wurde enorm viel in Foren diskutiert über diese und jene Bedeutung. Alles wurde bis in Kleinste zerpflückt und analysiert.
Ansatz dafür gibt es wahrhaft genug in Lost. Die Serie fordert die ungeteilte Aufmerksamkeit des Zuschauers, denn wie gesagt, ich verpasste damals nur ein paar Folgen und konnte den teilweise absurden Wendungen einfach nicht mehr folgen. Und genau so ist es auch, Lost nimmt irgendwann so absurde Ausmaße an, dass man sich stellenweise ratlos an den Kopf fast. Aber genau das macht auch den Reiz der Serie aus, man will einfach wissen wie es weiter geht, ist regelrecht besessen davon des Rätsels Lösung zu finden.
Tja und nun kommt das bittere Ende. Dem ich aber voranstellen will, dass es der Serie keinen Abbruch tut. Denn Lost lebt als Serie, Episode für Episode und macht unglaublichen Spaß. Leider liegt es in der Natur der Sache, dass alles irgendwann enden muss. So auch Lost. Über das Ende wurde ja viel diskutiert und dabei gehen die Meinungen soweit auseinander wie bei kaum einem anderen Serienfinale.
Laut Machern der Serie stand das Finale seit dem Pilot genauso fest und daran krankt es auch. Weil durch dieses Ende eigentlich völlig egal ist was zwischen Anfang und Ende der Serie passiert. Deshalb bleiben auch viele Fragen offen, was die Fans in Verzweiflung stürzte. Ich weiß allerdings auch nicht, wie man diese Serie anders hatte enden lassen sollen. Eine unmögliche Aufgabe alles aufzuklären, außerdem steh ich sowieso nicht auf die ultimative Lösung. Ich finde es sehr spannend, wenn Fragen offen bleiben und man sich selber seinen Teil dazu denken muss. ABER es wurden einfach zu viele Türen im Laufe der Staffeln geöffnet, zu viele Abzweigungen, die nie weiter gesponnen wurden und somit völlig überflüssig sind. Das diente wohl dazu die Spannung zu erhalten, dem eigentlich nichts entgegen spricht, dennoch hätte hier ein bisschen weniger gut getan.
Trotzdem, ich finde das alles nicht weiter schlimm, weil es die Serie voran getrieben hat und auch hier gilt mal wieder der abgedroschene Satz: Der Weg ist das Ziel. Warum? Schlichtweg, weil es mit dem Ende nunmal aus, Schluss und vorbei ist und es nicht DAS ist was einem in Erinnerung bleibt, oder was einen die ganze Zeit so gefesselt hat. Sondern jede einzelne Episode, jeder Moment zwischen Anfang und Ende, jede Sekunde in der man versucht das Rätsel zu lösen. Befriedigung verschafft einem nicht das Ende, nicht die große Auflösung, sondern das ständige Miträtseln. Nach der Auflösung ist es einfach vorbei, der Spaß ist verloren. Man fühlt sich kurzzeitig befriedigt, aber das war es dann auch. Schließlich hat die Auflösung damals Twin Peaks kaputt gemacht und der Befriedigung wich schnell Enttäuschung.
ACHTUNG KLEINER SPOILER: (Ich wusste ich komm nicht ohne aus)
Dass am Ende bei dem ständigen Kampf von Wissenschaft und Glaube der Glaube siegt war - seien wir mal ganz ehrlich - vorauszusehen. Hier muss wohl die persönliche Überzeugung jedes einzelnen entscheiden ob er das gut oder schlecht findet. Mir persönlich wird am Schluss alles einfach zu esoterisch und teilweise lächerlich, als dass ich es noch weiter ernst nehmen könnte. Alles in allem ist es aber, egal was man darüber denken mag, ein sehr versöhnliches und wohl vor allem ein tröstendes Ende.
SPOILER ENDE
Was Lost eben nun besonders auszeichnet ist das große Mysterium, die damalige aktive Einbindung des Zusehers in das Geschehen, die Charakterstudien der Hauptdarsteller (die leider gegen Schluss immer mehr in Belanglosigkeit abgleiten) und der einzigartige Erzählstil.
Lost ist definitiv ein Meilenstein in der Serienwelt gewesen. Ein schlichtweg überdimensionales Mysterium, welches die Zuschauer in seinen Bann zog, ähnlich wie die Insel ihre Protagonisten. Ein Irrgarten aus dem es kein Entkommen gab und bis heute nicht gibt.
Lost ist eine Serie die unglaublich viel Spaß macht, Episode für Episode. Ein großartiges Rätsel, welches einen jede einzelne Sekunde fesselt und nicht mehr los lässt. Ein grosser Wurf in der Serienwelt, der Seinesgleichen sucht.