HORROR: USA, 2023
Regie: Oz Perkins
Darsteller: Maika Monroe, Blair Underwood, Nicolas Cage, Alicia Witt
Seit 30 Jahren wird das FBI von einem Serienkiller genarrt, der ganze Familien ausrottet und am Tatort kryptische Botschaften hinterlässt, die er mit "Longlegs" unterschreibt. Der jungen FBI-Agentin Lee Harker, die bei einem Routine-Einsatz beinahe hellseherische Fähigkeiten bewiesen hat, gelingt es, die Botschaften zu entschlüsseln, was schließlich zur Verhaftung von Longlegs führt. Doch damit ist der Fall noch lange nicht abgeschlossen ...
"Masterpiece"
"A Disturbing Descent Into Hell"
"Nerve-shredding"
"An Unforgettable Living Nightmare"
"One Of 2024's Best Movies Has Arrived"
"Longlegs Isn't a Serial-Killer Thriller. It's a Nightmare Vibe"
"A skin-crawling chiller with the most terrifying performance of Nicolas Cage's career"
Wie man merkt, ist die Presse ziemlich aus dem Häuschen wegen LONGLEGS, dem, wie es heißt, "gruseligsten Film des Jahrzehnts" (Zitat filmstarts.de). Die alles entscheidende Frage lautet: Ist LONGLEGS jetzt tatsächlich so unglaublich großartig und furchteinflößend? Die Antwort: Ja. Und nein. Meint zumindest euer Filmtipper, der ein bisschen schmunzeln muss, dass er den Film als Vorsichtsmaßnahme nicht im dunklen Kinosaal, sondern zu Hause bei Tageslicht angesehen hat (ein Presse-Streaminglink macht's möglich).
Was gleich von der ersten Minute an ins Auge sticht: Der körnige Vintage-Look, die reduzierte Farbpalette und die eigenwilligen Kameraperspektiven, die den Film wie einen weirden Fiebertraum wirken lassen. Und diese subliminalen, machmal nur für Sekundenbruchteile wahrnehmbare Bilder, die einen immer wieder aufschrecken lassen: Was war das? Ist hier eine kaum wahrnehmbare Silhouette im Bildhintergrund aufgetaucht? Sehe ich schon Gespenster oder will der Regisseur, dass ich glaube, Gespenster zu sehen? Wie man vielleicht merkt, wartet LONGLEGS mit der vielleicht eindringlichsten und spukhaftesten Atmosphäre auf, die ein Horrorfilm überhaupt haben kann.
Und da ist der unheimliche Star des Films noch gar nicht aufgetreten. Ja, wir reden von Nicolas Cage, der hier, unterstützt von einem wahrhaftig verstörenden Maskenbild, die wohl cagieste Performance seines Lebens hinlegt. Regisseur Oz Perkins wollte das Aussehen von 'Longlegs' geheim halten - und tatsächlich findet die Google Bildersuche bis heute (Stand 6.8.2024) kein vollständiges Foto von Nicolas Cage mit der Maske des unheimlichen Serienkillers.
Begleitet von cleverem Guerilla-Marketing hat LONGLEGS in den USA das Box Office gerockt und der risikobereiten Indie-Firma NEON einen Geldregen beschert. Und auch Nicolas Cage gönnt man den ersten großen Hit seit mindestens 20 Jahren.
Teil der Marketing-Kampagne war es auch, uns Pressefritzen mit handverlesenen Info-Häppchen über die Figur Longlegs anzufüttern. Ich weiß - oder vermute zumindest - dass er eine fiktionale Vergangenheit als Glamrocker hatte, bevor er sich "the man downstairs" andiente.
Der - ich wiederhole mich - unheimliche, nervenaufreibende Horrorthriller kulminiert in einem angemessen irren Finale, das durchaus das Potential hat, ein unvorbereitetes Publikum nachhaltig zu verstören. Mein "Problem" ist ja, dass ich an paranormale Phänomene nicht glaube, sie mich in Filmen aber trotzdem ängstigen. Wahrscheinlich wäre mir eine profane, also weltliche Auflösung lieber gewesen. Aber vielleicht ist ja genau das die Pointe: Dass es für manche der entsetzlichsten Verbrechen auf dieser Welt eben KEINE logische Erklärung gibt. Dass diese Taten einen irrationalen, bösen Kern in sich tragen.
In diesem Sinne: "Do you still say your prayers?"
Vorhersagen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen, aber ich prophezeihe, dass man über LONGLEGS auch in 20 Jahren noch reden wird. Als einen furchteinflößenden modernen Klassiker des Horrorkinos, eine Art THE EXORCIST des 21. Jahrhunderts.