OT: Loft
WHODUNIT: BELGIEN, 2008
Regie: Erik Van Looy
Darsteller: Koen De Bouw, Filip Peeters, Matthias Schoenaerts, Bruno Vanden Broucke
Fünf alte Kumpels - allesamt mitten im Leben stehende Ehemänner und Familienväter - mieten sich eine luxuriöse Loft, um diskret und in sicherer Umgebung außerehelichen Sex mit Geliebten und Huren zu haben. Eines Tages liegt eine tote, verstümmelte Frau im Bett des Lofts. Zu der Wohnung gibt es nur fünf Schlüssel - was bedeutet, dass der Mörder nur einer von ihnen sein kann…-
KRITIK:Ist es der charmante Architekt und Schwerenöter Vincent? Der schüchterne Luc? Der nicht ganz helle, aber für sein loses Mundwerk bekannte Marnix? Der sympathische Psychiater Chris? Oder dessen nicht ganz astreiner und zur Gewalt neigender Bruder Filip? Oder steckt gar doch jemand ganz anderes hinter dem Mord? Seid versichert, dass bis zur Lösung des Falls eine ganze Armada an Twists, Überraschungen und Intrigen über den Bildschirm schippert. Wenn sie den Film noch hätte erleben dürfen, wäre die selige Agatha Christie angesichts der Schwarmstärke der roten Heringe bestimmt noch seliger geworden.
Aber es gibt natürlich wieder etliche Leute, die im Internet behaupten, das alles schon gesehen zu haben und die sich wohl schon kurz nach Vorspann in der Lage sahen, detaillierte Angaben zu Mörder, Motiv und Tathergang zu machen. Na dann sei den Kinogöttern dafür gedankt, dass ich noch nicht zum erleuchteten Kreis der Seher zähle und somit dieses clevere und knifflige Mörderrätsel in vollen Zügen und vor allem bis zum Schluss genießen konnte.
Denn LOFT - bitte nicht mit Kurosawas Mumien- oder der deutschen Exploitation-LOFT verwechseln - ist ein Whodunit aus Belgien, dessen Plot wie ein Hase Harken schlägt und sich dabei trotzdem nicht verzettelt. Veredelt ist das Ganze mit stylischen Bildern, guten Schauspielern und eben diesem bitterbösen Flick über eine Handvoll von der Midlife Crisis bedrohten Männer, die aus ihren eingefahrenen Ehen ausbrechen wollen und letztendlich in einer Tragödie mit tödlichem Ausgang landen.
Weil jede der Hauptfiguren neben Persönlichkeit und Tiefe auch Abgründe besitzt, funktioniert LOFT nicht nur als Thriller oder Kriminalstück, sondern auch als interessante Charakterstudie.
In seinem Heimatland Belgien hat er das Publikum restlos überzeugt und avancierte zum erfolgreichsten, inländischen Film aller Zeiten. Eric van Looy, der schon mit einem unter Alzheimer leidenden Profikiller im Vorgängerstreifen TOTGEMACHT Aufsehen erregen konnte, wird wohl demnächst in Hollywood seiner Arbeit nachgehen. Könnte ich mir bei der Klasse seiner Filme zumindest gut vorstellen…
PS: Anfang 2010 gibt es die Schlüssel zur Loft in DVD-Form von Koch Media.
Fünf Freunde, deren Bums-LOFT und eine tote Frau in blutbesudelten Laken. Da es in einer Luxuswohnung keinen Gärtner gibt, fällt diese Option weg. Doch whodunit dann? - Knackiges, raffiniertes und aus allen Rohren Twists feuerndes Mordrätsel über die Abgründe von Männern mit sprichwörtlichen Leichen im Keller und einer richtigen im Bett…