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Lisa und der Teufel

Lisa und der Teufel

OT: Lisa e il Diavolo
HORROR: I, D, Esp, 1972
Regie: Mario Bava
Darsteller: Elke Sommer, Telly Savalas, Alida Valli, Alessio Orano

STORY:

Auf ihrem Spanien-Urlaub verlässt die junge Lisa ihre Touristengruppe und findet sich in einer alptraumhaften Halbwelt wieder. Dort scheinen die Toten ebenso wieder lebendig zu werden wie die dunklen Familiengeheimnisse einer blinden Contessa und ihres sonderbaren Sohnes. In deren unheimlichen Villa gerät Lisa in den Mittelpunkt eines finsteren Spiels, bei dem niemand Geringeres als der Teufel selbst die Fäden zu ziehen scheint ...

KRITIK:

Ohne viel Federlesen werden in einem von Bavas letzten Meisterwerken die Weichen auf Nightmare Movie gestellt.

Elke Sommer auf Spanien-Urlaub verlässt -nachdem sie beunruhigt ein Fresko des Teufels beäugt hat- ihre Touristengruppe und damit offensichtlich auch den schützenden Schoß der Realität. Sie - und wir, die Zuschauer- finden uns urplötzlich in einer Art gespenstischer Halbwirklichkeit wieder. Die Gassen der alten Stadt sind von einem Moment auf den nächsten menschenleer; der von Touristengruppen wimmelnde Marktplatz nicht mehr auffindbar. Stattdessen wird sie von einem glatzköpfigen Mann begrüßt, der eine leichenähnliche Puppe unter dem Arm trägt und dessen Gesicht den Zügen Satans auf dem Fresko verblüffend ähnlich sehen. 

Der Teufel trägt einen Toten fort...

Der markante, erst später durch seine Hauptrolle in der TV-Krimiserie KOJAK berühmt gewordeneTelly Savalas scheint auf den ersten Blick so gar nicht als Leibhaftiger zu taugen. Während die Älteren Savalas nur mit einem gewissen glatzköpfigen, lollysüchtigen Großstadtbullen aus dem Fernsehen assozieren dürften, werden jüngere Zuschauer von diesem Teufel wohl kaum beeindruckt sein. Savalas mit dem auch hier obligatorischen Lolly im Mund wirkt in LISA UND DER TEUFEL weder dämonisch noch bedrohlich; interpretiert seinen Teufel in Butler-Gestalt viel mehr zynisch-ironisch. Die von ihm gespielte Figur bleibt auch nach mehrmaligen Durchläufen gewöhnungsbedürftig. Was der prächtig-irrealen Atmosphäre dieses irritierenden wie lyrischen Alptraums jedoch glücklicherweise keinen Abbruch tut.

Sobald Elke Sommer nach kurzem Irrweg zusammen mit Silva Koscina, Eduardo Fajardo und Gabriele Tinti in einer düsteren Villa landet und dort auf eine blinde (von der großen wie dämonischen Alida Valli gespielten) Contessa nebst ihres melancholischen Sohnes trifft, wird LISA UND DER TEUFEL endgültig zur unberechenbaren, aber stets absolut hypnotischen Chimäre. Es verwischen die Grenzen zwischen Leben und Tod, Wahn und Wirklichkeit und ein mit finsteren Geheimnissen und teils recht brutalen Morden angereichertes teuflisches Ränkespiel nimmt seinen Lauf.

Ein klassischer Geisterfilm in der Tradition der italienischen Schauerfilme aus den Sechzigern? Ein bizarrer, gotischer Psychothriller? Lyrisches Nightmare Movie oder doch ein pechschwarzes, nekrophiles Märchen? LISA UND DER TEUFEL ist von allem etwas. Schlafwandeln im höllischen Märchenschloss.

Und natürlich ist dieses Märchenschloss eines wie man es von Bava erwarten darf: Berstend vor morbiden Dekor; auf düstere Art farbenprächtig und erfüllt von den Klängen eines mal entrückten, mal bezaubernden Score von Carlos Savina, der das Concierto per Aranjuez variiert. Ein Schmaus für das morbide Auge; ein Verwirrspiel nach feinster gotischer Art.

Doch Vorsicht! Von diesem Film existieren zwei Versionen. Die von Mario Bava vorgesehene ursprüngliche Fassung, die den Titel LISA UND DER TEUFEL trägt (und welche auch Grundlage für diese Besprechung gewesen ist!) sowie eine für den amerikanischen Markt umgeschnittene und mit sinn-entstellenden zusätzlichen Szenen ausgestattete Fassung namens HOUSE OF EXORCISM, die den Film quasi mit der groben Kelle auf die dank Friedkin und Blatty seinerzeit kommerziell so verheißungsvolle Welle der Exorzistenfilme prügeln möchte. Da der Zauber nur in Bavas originärer Vision wirkt, kann das HOUSE OF EXORCISM getrost gemieden werden.

Lisa und der Teufel Bild 1
Lisa und der Teufel Bild 2
Lisa und der Teufel Bild 3
FAZIT:

Mario Bava - der Altmeister gotischer Schauerwerke und Erfinder des klassischen Giallo kredenzt uns diesmal: Einen poetischen Nachtmahr!

 

WERTUNG: 9 von 10 Lollies für den Teufel
TEXT © Christian Ade
)
Dein Kommentar >>
Hellvis | 15.03.2014 19:41
also, ich finde telly savalas gibt einen grossartigen teufel ab -
dieses sardonische, leicht schmudelige grinsen, sein ironisches
spiel und überhaupt seine ganze 70er-testosteron-präsenz... das
ist schon ganz stimmig. finde ich halt. alles in allem ist der film
grossartig, mario bava-qualität halt: perfekte gruselstimmung,
hervorragend inszeniert und von mir hier 8 von 10 puppen oder
leichen unterm arm.
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