HORROR: USA, 2016
Regie: David F. Sandberg
Darsteller: Teresa Palmer, Maria Bello, Billy Burke, Gabriel Bateman
Der circa zehnjährige Martin kann nicht schlafen. Kein Wunder, wenn sich seine psychisch labile Mutter ständig mit ihrer imaginären Freundin unterhält. Diana heißt sie, und sie kommt nur raus, wenn es dunkel ist ...
When the light begins to change
I sometimes feel a little strange
A little anxious when it's dark
Fear of the dark, fear of the dark
I have constant fear that something's
Always near
Fear of the dark, fear of the dark
I have a phobia that someone's
Always there
("Fear of the Dark" - Iron Maiden)
Sagen wir mal so: LIGHTS OUT in einer Nachmittagsvorstellung - also bei Tageslicht - anzusehen war dann doch eine etwas überzogene Vorsichtsmaßnahme. Klar, der Film ist effektiv, technisch einwandfrei gemacht und der eine oder andere Jump Scare funktioniert tatsächlich. Aber nachhaltig ist der Grusel nicht. Allein schon deshalb, weil ab circa Minute 50 eigentlich alles gesagt und getan ist. Das wird die "Es-muss-alles-erklärt-und-vollkommen-logisch-sein"-Fraktion natürlich freuen. Aber wer sich von einem Horrorfilm ein klein wenig Verstörungspotential erwartet, das sich aus der Imagination speist, wenn Filme ein Geheimnis für sich bewahren, wird den Kinosaal eher enttäuscht verlassen.
Möglicherweise tu ich Regissseur David F. Sandberg und seinem Drehbuchautor Eric Heisserer unrecht. Aber dieses Projekt riecht nicht nach Herzblut, sondern nach stickiger Luft im Creative Writing-Seminarraum. Man spürt förmlich die Anstrengung, um Sanbergs gefeierten Drei-Minuten-Kurzfilm auf Youtube ein tragfähiges Handlungsgerüst herumzuzimmern. Und den Druck, die Horrorsequenzen abwechslungsreich und zwangsoriginell zu gestalten: Was könnte ein lichtscheues Wesen verschrecken, fragt der Kreativitäts-Coach und wirft den Motivations-Ball in die Runde. Taschenlampen, klar. Kerzen. Sehr gut! Noch etwas? Mündungsfeuer. Hervorragend! Auto-Scheinwerfer! Bewegungsmelder! Ein Smartphone-Display! Geilo! Damit leuchtet unsere Zielgruppe auch gern im Kinosaal rum. Dann erkennen sich die Kids auf der Leinwand wieder. Creating Identification, ya know? Eine Schwarzlicht-Leuchtstoffröhre? Okaaay, aber dann müssen wir gleich danach einen brachialen Jump Scare einbauen, damit niemand darüber nachdenkt, warum the fuck dieses Ding da betriebsbereit im Keller herumliegt. Thanks, Guys, das müsste für 83 Minuten Laufzeit reichen. 15 Minuten Kaffeepause, dann präsentiert uns die Grafik-Abteilung eine geile Typo für die Antworten auf alle noch offenen Fragen, die wir an die Kellerwand kleben.
Ja, so könnte es sich zugetragen haben. Das Resultat: Okaye Grusel-Atmosphäre und unterentwickelte Charaktere, die einem mehr oder weniger den Buckel runter rutschen können. Normalerweise schlägt ja mein Vater-Gen zuverlässig zu, sobald Kinder in Gefahr sind. Aber hier hat mich das Geschehen weitgehend kalt gelassen. Schon klar, nicht jeder Genre-Film muss auch als Familiendrama funktionieren - vielleicht war man diesbezüglich in letzter Zeit (THE VVITCH, THE BABADOOK) einfach zu verwöhnt. Aber selbst das Finale - an sich ein hochdramatischer Moment, den ich hier natürlich nicht spoilere - nimmt man zwar überrascht, aber mit einem Achselzucken zur Kenntnis. Am Creative Writing-Seminar hat's dafür sicher Applaus gegeben.
Kann eine einzige - zugegeben nicht unlässige - Idee einen Spielfilm tragen?
LIGHTS OUT ist das Beispiel eines Horrorfilms, bei dem man mehr Mitleid mit den unter Kreativitäts-Druck stehenden Drehbuchautoren als mit den Protagonisten spürt ...