OT: Jeux denfants
DRAMA/LOVESTORY: Frankreich, 2005
Regie: Yann Samuel
Darsteller: Marion Cotillard, Guillaume Canet
Ein Junge, eine Spieldose und eine hübsche Freundin. Diese drei Dinge sind die Ausgangspunkte einer sehr außergewöhnlichen, jedoch auch bezaubernden Story. Der kleine Julien lebt mit seinem Vater und seiner todkranken Mutter zusammen.
Diese schenkt ihm eine Spieldose, die bald zwischen ihm und Sophie, der Tochter von armen polnischen Einwanderern hin und her gereicht wird. Doch nicht ohne Einsatz.
"Top oder Flop" heißt es von nun an. Es ist ein Spiel, besser gesagt eine Wette in der es darum geht die Aufgaben oder Mutproben des anderen zu erfüllen und somit wieder in den Besitz der Dose zu kommen und selbst den anderen eine Aufgabe stellen zu können. Wer geht weiter? Wer ist mutiger? Wer lässt sich die seltsamsten Dinge einfallen? Vor dem Direktor wird auf den Boden uriniert und die Handbremse eines voll besetzten Schulbusses wird gelöst. Es gibt keine Grenzen, alles ist möglich, nur verwehrt darf die Aufgabe nicht werden.
Dieses außergewöhnliche Spiel macht die beiden zu besten Freunde, zieht jedoch auch seine Konsequenzen nach sich.
Cut - Ein paar Jahre später. Julien und Sophie sind zu zwei hübschen Adoleszenten herangewachsen und das Spiel geht immer noch weiter. Julien, gespielt von Guillaume Canet (den meisten hierzulande wahrscheinlich aus The Beach bekannt) und Sophie (Marion Cotillard) gehen mit ihren Wetten aber um einiges weiter als in Kindertagen. Zwischen den beiden hat sich aus einer wunderbaren Freundschaft bereits Liebe entwickelt, doch keiner ist ihm Stande dem anderen davon zu erzählen. Wie auch, wenn die beiden teilweise selbst nicht wissen wann gespielt und wann ernsthaftig geredet wird. Im Streit trennen sich die beiden und sehen sich vier Jahre lang nicht. Nach dieser Zeit taucht eines Tages Julien in dem Café wo Sophie arbeitet auf. Sophie, zunächst abweisend, dann jedoch glücklich muss erkennen, dass Julien nicht hier ist um ihr Herz zu erobern. Nach einigen dramatischen Zwischenfällen, Affären und einer Hochzeit sehen sie sich zehn weitere Jahre nicht.
Alles spitzt sich auf ein fulminantes Ende zu
Yann Samuel liefert mit seinem Regiedebüt eine absolute Perle an das zeitgenössische, französische Kino. Obwohl das Wort Amélie für den Herrn Samuel sicher kein Fremdwort ist, versucht der Film nie etwas zu kopieren und sich in eine Schublade zu stecken. Nicht die Storyline erinnert an Amelie, sondern vielmehr die bunten Bilder, die Ästhetik und die Liebe zum Detail.
Den Charakteren wird eine Tiefe eingehaucht, von der so manche Hollywood-Filme nur träumen können. Dieses kleine Filmjuwel wirkt nie langatmig oder künstlich. Auch wurde hier perfekt eine Brücke zwischen anspruchsvollem Drama und Lovestory geschlagen. Die Geschichte wirkt jedoch nicht aufgesetzt und ist frei von jeglichem Kitsch a la Hollywood Liebesschnulze. Gerade die Darstellung dieser einzigartigen Beziehung und die außergewöhnlichen Wendungen machen diesen Film etwas ganz Besonderes.
Anders als bei so manchen 0815 Filmen bekommt der geneigte Zuseher darüber hinaus auch ein Ende präsentiert, welches sicher nicht vorhersehbar war. Zum Abschluss möchte ich noch etwas, wie ich finde überaus passendes, aus der FilmKRITIK von Benjamin Happel (www.filmKRITIKen.org) zitieren: "Ein Film auch über das Kino, über das, was man unter den Bildern etwa einer Amélie entdecken kann, wenn man nur tief genug gräbt."
Neben Comme une Image und Amélie sicher einer der besten französischen/ belgischen Filmen der letzten Jahre!