OT: Leprechaun
HORROR: USA, 1993
Regie: Mark Jones
Darsteller: Warwick Davis, Jennifer Aniston, Ken Olandt, Mark Holton, Robert Hy Gorman
Ein furchtbar nerviger Kobold wird um sein Gold beschissen und ist deshalb mächtig sauer. Kann man nachvollziehen. Danach wird er politisch äußerst unkorrekt und drangsaliert einen geistig Zurückgebliebenen, ein nerviges Balg, Jennifer Aniston und einen Muskelprotz.
Willkommen in Nilbog. Oder so...
Es gibt ja einige heutige Stars, die ihre Karriere im leicht schummrigen Genre des Slasherfilms begonnen haben. Kevin Bacon in FREITAG DER 13., Jamie Lee Curits in HALLOWEEN oder Johnny Depp in NIGHTMARE ON ELM STREET - und da hätten wir die Großen Drei auch schon genannt. Auch Jennifer Aniston, die sich bereits in den 90ern mit der Sitcom FRIENDS zum Superstar mauserte, hatte ihre erste Kinohauptrolle in einem Slasherfilm - wenn auch in einem nicht ganz so prestigeträchtigen wie den zuvor genannten. LEPRECHAUN war ja schon immer eher so etwas wie der merkwürdige Cousin, der auf der Loveparade Pillen eingeschmissen und ansonsten kaum seine dunkle Höhle verlassen hat - der TROLL 2 der Slasherfilme quasi.
Und der Vergleich mit TROLL 2 ist gar nicht so weit hergeholt. Mit seinem Setting, seiner Atmosphäre und der nervigen, neunmalklugen Kackbratze Alex erinnert LEPRECHAUN durchgehend an die fröhlich-schlechten Abenteuer aus Nilbog. Umso lustiger sind meine Kindheitserinnerungen an den Killer-Kobold. Allerdings nicht an den Film selbst, sondern eher daran ihn nicht gesehen zu haben. Immer wenn ich in der Fernsehzeitung davon gelesen hatte, wollte ich den Film sehen, hatte mich dann aber doch nie getraut. Nachdem ich LEPRECHAUN nun zum ersten Mal gesehen habe - meiner Onlinevideothek und kürzlich aufgetretenem 90er Nostalgiebedürfnis zum Dank -, frage ich mich warum. Denn nichts am grünen Killer-Zwerg ist in irgendeiner Weise gruselig, oder spannend, oder atmosphärisch.
Was nicht heißt, dass LEPRECHAUN per se schlecht wäre. Er mutet nur eher an wie eine bunt-räudige Mischung aus KILLER KLOWNS FROM OUTER SPACE und CHUCKY - DIE MÖRDERPUPPE. Dabei sind genau jene Szenen in denen Regisseur Mark Jones Spannung und Grusel aufbauen wollte die mitunter schlechtesten - gleichzeitig aber auf eine trashige Art doch unterhaltsam. Denn gerade in diesen Szenen hat Jones die Sache etwas zu ernst genommen und versucht dem Horror in Horrorfilm auch gerecht zu werden. Ein 1,08 Meter großer Zwerg in grüner Tracht mit blinkenden Schnallen an den Schuhen ist aber nun mal nicht sonderlich gruslig, besonders wenn er läuft wie ein Balletttänzer auf Speed. Dasselbe Problem findet sich auch bei CHUCKY, der nur mit viel Fantasie eine ernstzunehmende Bedrohung darstellt - aber allein auf Grund der Tatsache eine Puppe zu sein schon Grusel-Bonuspunkte verdient. Puppen sind wie Clowns - unheimlich.
Am besten ist LEPRECHAUN immer an den Stellen, an denen einfach nur auf die Kacke gehauen wird. Wenn der Kobold etwa mit einem Spielzeugauto durch die Gegend rast, die Küchenregale ausräumt oder sich mit einer Ladung Schuhe ablenken lässt, die er erstmal polieren muss, dann ist das mindestens so unterhaltsam wie doof. Man muss einfach mit der richtigen Einstellung an LEPRECHAUN rangehen. Zunächst war ich persönlich etwas irritiert und angenervt von all dem Schwachfug der auf dem Bildschirm passierte, aber nachdem ich mich darauf eingelassen hatte, hatte ich meinen Spaß. Natürlich ist die Handlung gröbster Tinnef und die Darsteller vom Planeten Nasenbär - auch Jennifer Aniston unterstelle ich, nicht wirklich schauspielern zu können. Sie ist nicht ohne Grund auf das verzogene Naivchen abonniert. Ich denke mal, dass sie sich à la Steven Seagal einfach permanent selbst spielt.
Auch wenn die Spannung weitestgehend fehlt - so wirklich fiebert man mit keiner der Pappnasen mit, die da um ihr Leben kämpfen. Wer den Leprechaun selbst dann noch leugnet, wenn er einem schon in den Hintern beißt, der verdient es einfach nicht besser. Dafür hält Regisseur Mark Jones über die gesamte Laufzeit hinweg ein recht hohes Tempo aufrecht, wodurch es selten langweilig wird. Die Morde sind auch nicht von schlechten Eltern - der Springstab-Mord hätte auch ruhig noch etwas expliziter geraten können, ist aber allein von der Idee her schon herrlich fies. Und wenn der Leprechaun mit dem wackeligen Kopf eines Genickbruchopfers spielt, wundert es mich nicht, dass der Verleih damals die Schere ansetzen musste.
In diesem Sinne: "That thing is a leprechaun and we've gotta find a way to stop it!"
LEPRECHAUN ist eindeutig die Crack-Nutte der großen Slasher-Franchises. Räudig und stets ein bisschen übertrieben. Man kann mit dem durchgeknallten Killer-Kobold durchaus seinen Spaß haben, muss aber mit der richtigen Attitüde an die Sache herangehen. Mit eindeutigem B-Film-Charakter bietet LEPRECHAUN eher weniger Spannung und Atmosphäre, dafür aber ganz viel debilen Schwachfug. Wer schon immer mal wissen wollte, was Jennifer Aniston vor FRIENDS gemacht hat und alle die eh ein Herz für Chucky haben und in Partylaune sind, können getrost mal einschalten.
Slasher-Pflichtprogramm ist der Killer-Kobold aus dem irren Land aber nicht gerade.