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L´arcano incantatore

L´arcano incantatore

HORROR: ITALIEN, 1996
Regie: Pupi Avati
Darsteller: Carlo Cecchi, Stefano Dionisi, Arnaldo Ninchi, Andrea Scorzoni

STORY:

Weil er sich einst etwas zu stark für das Okkulte interessiert hat, wurde ein Monsignore von der katholischen Kirche exkommuniziert und zur Strafe in eine alte, abgelegene Bibliothek verbannt, mit der Auflage diese nie wieder verlassen zu dürfen.
Jahre später nimmt ein junger Student auf der Flucht vor der Obrigkeit den Platz des kürzlich unter seltsamen Umständen verstorbenen Sekretärs des mittlerweile schwerkranken Monsignore ein. Und sehr bald muss er feststellen, dass es in dieser Bibliothek umgeht…

KRITIK:

Es gibt Filme, deren Schicksal so ungerecht ist, dass das Fanherz beinahe zerbricht. Während selbst der ödeste Backwoods - Slasher - Torture Porn in schönster Special Edition auf den Markt gesch(m)issen wird, lässt man andere mit Liebe zum Genre gemachte Filme links liegen und vor die Hunde gehen. Ein solch trauriger Fall ist Pupi Avatis L ´ARCANO INCANTATORE. Auch mir wäre diese Perle durch die Lappen gegangen, wenn nicht ein Bruder im Geschmack mit großer Sammlerseele Herz bewiesen und mir diesen Film zugänglich gemacht hätte. An dieser Stelle noch mal tausend Dank nach Bregenz.

Warum sich aber bislang weder ein deutsch - noch englischsprachiges Label um die Lizenz bemüht hat? Entweder ist die teuer wie Potter oder man ist eben der Meinung, dass der klassische Gothic Horror damals mit den Hammer Studios gleich mit ins Grab gesprungen ist.

Dabei ist dieser Film der lebende Beweis dafür, dass das Genre auch heute noch funktioniert. Und Avati hat damit mitten in den (Horror-)filmisch eher tristen und hasenfüßigen Neunzigern einen Diamanten geschliffen. Eine gotische Keule geschnitzt, die den altehrwürdigen Schauermären in nichts nachsteht. Natürlich ist L`ARCANO INCANTATORE nicht modern, aber genauso wenig altbacken. Dieser Film ist ein Liebhaberstück für all diejenigen, die ihre Filme schaurig-schön mögen.

Die Geschichte spielt in Italien im 16. Jahrhundert und bietet alles, was das schwarze Herz begehrt: Einen unheimlichen Pakt und einen noch unheimlicheren Leichnam (der Erinnerungen an die Verblichene aus Bavas BLACK SABBATH wachruft). Dazu exkommunizierte Priester, Erscheinungen und schwarzmagische Rituale in einer gespenstischen Bibliothek voller satanischer Bücher und Vorkommnisse…

Eine Geschichte von Pupi Avati. Dass der einen Hang zu morbiden Stoffen mit bösen Twists hat, hat er mit Filmen wie THE HOUSE WITH LAUGHING WINDOWS oder MACABRE, an denen er beteiligt war, hinreichend bewiesen. In L´ARCANO INCANTATORE hat er seiner Phantasie im Bereich des Okkulten freien Lauf gelassen und eine satanische Schauermär der Extraklasse aus dem Hut gezaubert.

Wie so oft bei Avati kommt der Teufel in gemächlichem (Erzähl-)tempo angeschlichen, entpuppt sich aber stets als pechschwarze Stimmungskanone. Soll heißen: Jede Szene ist ein kleines, düsteres Gemälde. Die Atmosphäre so dicht, dass man sich alsbald selbst in den verwinkelten, düsteren Bibliothek wähnt. Fast glaubt man den Staub der alten, verbotenen Bücher riechen zu können, während man den Einbruch der Nacht ebenso fürchtet wie der Protagonist.

L´ARCANO INCANTATORE ist die Auferstehung des Gothic Horror. Und weil sich bisher noch kein deutsches, englisches oder amerikanisches Label erbarmt hat, diesem Film die längst überfällige DVD-Ehre angedeihen zu lassen, droht hier ein kleines Juwel völlig der Vergessenheit anheim zu fallen. Hoffentlich tut bald jemand was dagegen…

L´arcano incantatore Bild 1
L´arcano incantatore Bild 2
L´arcano incantatore Bild 3
L´arcano incantatore Bild 4
L´arcano incantatore Bild 5
FAZIT:

1996, als der Teenieslasher seinen zweiten Frühling erlebte und Hollywood (und selbstredend den deutschen Mainstream) eroberte, feierte der klassische Gothic Horror in Italien seine Auferstehung - mit dem leisen, aber gespenstischen L´ARCANO INCANTATORE. Dort geht der Teufel in einer unheimlichen Bibliothek um. Leider noch völlig unbemerkt. Denn eine DVD-Veröffentlichung außerhalb Italiens steht noch aus. Ein Umstand, den es zu ändern gilt. Weil L´ARCANO INCANTATORE die perfekte Mitternachtsvorstellung für jedes gotische Heimkino ist. Ein Film, der eine düstere, okkulte Stimmung transportiert, aber von morbider Schönheit ist.

WERTUNG: 9 von 10 flüsternden Stimmen
TEXT © Christian Ade
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Mario | 22.06.2009 14:24
guter film, geht hand in hand mit avati´s "Zeder" und "House with the window that laughs"
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