OT: Burnt Offerings
HORROR: USA/I, 1976
Regie: Dan Curtis
Darsteller: Oliver Reed, Karen Black, Bette Davis, Burgess Meredith
Die Familie Rolf (Vater, Mutter, Sohn und Tante) mieten für den Sommer eine abgeschiedene, etwas heruntergekommene Villa. Kaum eingezogen werden einige Familienmitglieder von verstörenden Alpträumen gequält oder weisen immer manischere Züge auf, während das Haus immer aktiver ein dämonisches Eigenleben zu entwickeln scheint...
Als formvollendeter Kinderschreck entpuppte sich das LANDHAUS DER TOTEN SEELEN bei den Gelegenheiten, als es damals zu prähistorischen Dreiprogrammzeiten im Ersten, Zwoten oder in den Dritten bevorzugt nach Mitternacht gezeigt wurde.
Auch ich habe diesen Horrorfilm aus dem Hause Metro-Goldwyn-Mayer damals gesehen und nie wieder vergessen. Dabei hat mich der Film längst nicht so begeistert oder aufgeregt wie etwa ALIEN beim ersten Mal und doch hat er sich mit einer Handvoll unheimlicher Szenen und einer kaum greifbaren, aber bösartigen Atmosphäre in mein Filmgedächtnis eingeprägt.
Heute ist der kleine Junge von einst erwachsen, schreibt nach Feierabend für eine kleine österreichische Website und findet es an der Zeit, mal wieder beim LANDHAUS DER TOTEN SEELEN vorbeizuschauen. Nur um mal zu sehen, ob es dort immer noch so gruselig wie damals ist...
Der Film auf deutschem Silberling ist aktuell eine gesuchte Rarität und nur zu Mondpreisen verfügbar, aber die amerikanische DVD (BURNT OFFERINGS betitelt) tut es natürlich auch. Anfangs war ich noch etwas skeptisch. Man kennt schließlich dieses Phänomen von den Horrorfilmen, die einem früher die Religion aus dem Leib gegruselt haben und einem heute nur noch ein müdes Lächeln abringen.
Doch hier blieb dieses Phänomen aus: Diese abgeschiedene Villa, in welcher die Familie Rolf ihren letzten Sommer verbringen wird, hat über die Jahre nichts von seiner bösen Aura eingebüßt. Es ist immer noch spooky in diesem Haus, das mit PHANTASM übrigens noch einem weiteren großartigen Horrorfilm als Kulisse diente. Somit war und ist das LANDHAUS DER TOTEN SEELEN einer der herausragenden Haunted House-Grusler.
In meinem persönlichen Ranking steht es zwar hinter den Hohen (Spuk-)Häusern wie das Overlook-Hotel (Schau: SHINING), das Hill House (Schau: THE HAUNTING) oder der Landsitz Bly (Schau: THE INNOCENTS), gehört aber trotzdem zum erweiterten Kreis der Crème de la Crème der Geisterhausbranche.
Und ich habe mir sagen lassen, dass der Film auch außerhalb meiner vier Heimkinowände ein gewisses Ansehen genießt. Dabei ist BURNT OFFERINGS nicht so brillant inszeniert wie Kubricks SHINING und auch längst nicht so psychologisch vieldeutig wie die beiden vorgenannten Schwarz/weiß-Klassiker.
Das LANDHAUS DER TOTEN SEELEN ist einfach nur subtil und böse. Ein Spinnennetz, das anfangs schön in der Sonne glitzert, aber sich immer mehr als unentrinnbare Falle entpuppt. Ich will allerdings nicht verhehlen, dass auch hier das Tempo langsam und Effekte Mangelware sind. Doch wenn man sich noch einmal die hehren Spukhaus-Klassiker vornimmt (und wieder: THE HAUNTING und THE INNOCENTS), wird man schnell feststellen, dass gerade die Abwesenheit von oberflächlicher Rasanz und plakativen Tricks Markenzeichen der intensivsten und effektivsten Vertreter des Haunted House-Genres sind.
Auch im LANDHAUS DER TOTEN SEELEN geht der Schrecken eher leise vonstatten und einher mit dem erschreckenden seelischen und körperlichen Verfall der Protagonisten. Etwas offensiver verstört das Aushängeschild der gespenstischen Villa. Dies hat die Gestalt eines hageren, diabolisch grinsenden Leichenwagenfahrers from Hell. Dieser unheimliche Chauffeur hat übrigens seinen Ursprung in einem äußerst unschönen Kindheitserlebnis des Regisseurs, welches dieser in zwei, drei alptraumhaften Szenen verarbeitet.
Doch das meiste Unbehagen verbreitet eine alte Frau hinter einer verschlossenen Zimmertür, die man eigentlich nie zu Gesicht bekommt; aber deren unsichtbare bedrückende Präsenz allein schon ausreicht, dass man sich als Zuschauer wünscht, manche Türen mögen verschlossen bleiben. Es versteht sich von selbst, dass uns Regisseur Dan Curtis diesen Gefallen nicht erweist...
Die unvergessene Bette Davis, Oliver Reed, Karen Black und ein kleiner Junge verbringen ihren letzten Sommer im LANDHAUS DER TOTEN SEELEN... Dieser Film hat einer ganzen Generation von Kindern, die nachts heimlich Fernsehen geschaut haben, die Creeps gegeben. In meinen Augen hat das LANDHAUS DER TOTEN SEELEN auch heute nichts von seiner subtilen, unbehaglichen, bösen Aura verloren, aber ich bin vorbelastet. Trotzdem stehe ich mit meiner Meinung wohl nicht alleine da (bitte entäusch' mich nicht, Mauritia...), wenn ich behaupte, dass BURNT OFFERINGS (so der Originaltitel) zu den Vier Sterne-Objekten der (Haunted House)-Immobilienbranche zählt.