DRAMA: USA, 2004
Regie: Wim Wenders
Darsteller: Michelle Williams, John Diehl, Shaun Toub, Wendell Pierce
Idealistin trifft auf traumatisieren Vietnamveteran. Das einzige was beide eigentlich verbindet, ist, dass zufällig verwandt sind und eine geliebte Person verstorben ist.
KRITIK:Lana (Michelle Williams, genau das Blondchen aus "Dawsons Creek") kommt nach langer Zeit im Ausland wieder in den USA an um einen Brief ihrer verstorbenen Mutter an ihren Onkel zu übergeben. Diesen zu finden gestaltet sich als schwierig, und Lana kommt bei einem Bekannten ihres Vater in einer Obdachlosenhilfsorganisation unter. Sie ist im Nahen Osten aufgewachsen und ist nicht auf das teilweise erschreckende Elend in dem angeblich so reichen Land vorbereitet.
Paul (John Diehl) ein Vietnamveteran, der den Krieg nie hinter sich lassen konnte, freut sich, eine Gehilfin für seine Sache gefunden zu haben. Er bildet sich ein sein Land zwanghaft beschützen zu müssen. Mit seinem umgebauten Lieferwagen überwacht er täglich "Verdächtige", vor allem Araber, zeichnet Gespräche mit und wertet diese aus.
Regisseur Wim Wender lässt seine Zuschauer lange im Dunkeln, ob Paul wirklich für die Regierung arbeitet, dann wird doch klar dass sich vieles nur in seinem Kopf abspielt. Lana, die man als sehr religiöse Pazifistin einstufen könnte, findet ihren Onkel eher abstoßend und versteht (wie auch der Zuschauer) seinen Wahn und seine Angstzustände nicht ganz.
Erst als aus ungeklärter Ursache ein Araber direkt neben dem Obdachlosenasyl erschossen wird, kommen sich beide Hauptcharaktere näher. Sie einigen sich, die Hinterbliebenen zu finden. Paul weil er dort Schläfer vermutet und Lana um jemanden zu finden der um den Verstorbenen trauert. Bei der Fahrt wird das Weltbild der beiden deutlich: Für Paul gibt es nur Täter, für Lana nur Opfer.
Der Bruder des Ermordeten entpuppt sich als netter Araber, der sich freut, dass er Besuch bekommt. Dabei wird auch Paul klar dass irgendwas in seinem Leben falsch läuft. In der sicherlich besten Szene des Film sprechen Paul und Lana über die Anschläge des 11. September. Lana erzählt über Araber die in den Straßen tanzten und Paul über 3000 unschuldige Tote. In dem Moment wurde beiden deutlich, dass momentan etwas ziemlich falsch läuft in dieser Welt und sich ihre Weltanschauungen gar nicht so sehr unterscheiden...
Für 16 Drehtage und eine halbe Million US-Dollar Budget haben wir hier einen sehr interessanten Film, der vielleicht zu religiös, zu konstruiert und zu vorhersehbar ist, aber etwas schafft, das viele andere Multimillionenproduktion nicht schaffen: Er regt zum Nachdenken an!Wim Wenders hat aus der Drehzeit, dem Filmbudget und den Schauspielern das Optimum herausgeholt; sicherlich eine der Überraschungen des Filmjahres 2004. Besonders hervorheben möchte ich die schauspielerische Leistung von Michelle Williams, die im selben Jahr noch für den Oscar (Brokeback Mountain) nominiert wurde.