THRILLER/DRAMA: F, 2008
Regie: Robert Guédiguian
Darsteller: Ariane Ascaride, Jean-Pierre Darroussin, Gérard Meylan, Yann Trégouët
In den sechziger Jahren, als "Lady Jane" von den Rolling Stones allerorts aus den Boxen dröhnte, hatten René, Francois und Muriel seine große Zeit. Als anarchistisches Räubertrio überfielen sie die Reichen, gaben die Beute den Armen und hatten Spaß dabei - bis jemand erschossen wurde. Um Gras über die Sache wachsen zu lassen, setzte sich die Bande zur Ruhe. Vierzig Jahre später muss Muriel ihre alten Komplizen erneut kontaktieren: Ihr Sohn ist entführt worden, und irgendwie muss das Lösegeld aufgestellt werden. Doch die Übergabe scheitert, und eine Tragödie nimmt ihren Lauf...
KRITIK:Robert Guédiguian kennt man als Regisseur von Komödien und Dramen, die allesamt im proletarischen Arbeiter-Milieu seiner Heimatstadt Marseille spielen. Mit Lady Jane wendet er sich erstmals dem Thriller zu - genauer gesagt dem amerikanischen und französischen Film Noir mit seinen undurchsichtigen Figuren, doppelbödigen Geschichten und emotionalen Abgründen.
Viele Nachtszenen, Schlägereien, Verfolgungsjagden und Innenansichten schmieriger Bars mit viel nackter Haut beweisen, dass der Arthouse-Regisseur das Ein mal Eins der spannenden Thriller-Unterhaltung beherrscht.
Der Film wartet mit einer sehr eigentümlichen Stimmung auf, jener besonderen Mischung aus Thriller, Melodram und (Rache)-Drama, wie sie nur unsere französischen Freunde hinbekommen.
Siehe auch die stimmungsmäßig ähnlich gelagerten Werke Le petit lieutenant und Feux rouges / Schlusslichter.
Das Ensemble spielt unpackbar gut; die Story ist reich an Überraschungen.
Einziger Kritikpunkt: Mit 104 Minuten eine Spur zu lang. Ein klein wenig mehr Tempo -
oder wollen wir es Intensität nennen - hätte auch nicht geschadet.
Und ja, der verbale Rechtfertigungs-Showdown am Ende hätte ein bißchen weniger pathetisch ausfallen können.
Aber so sind sie halt, unsere französischen Freunde: Sie gehen's etwas zu langsam an und tragen etwas zu dick auf.
Trotzdem ein sicherer Tipp für einen Thriller-Kinoabend der anderen Art.
Ungewöhnliches Thriller/Rachedrama mit Schauplatz Marseille, inszeniert als Hommage an den Film Noir.
Wer die eigentümliche Atmosphäre französischer Arthouse-Thriller (blödes Etikett, zugegeben, ich streich's aber trotzdem nicht weg)
zu schätzen weiß, kommt durchaus auf seine Rechnung...
Zu sehen im Wiener Stadtkino.