KOMÖDIE/EROTIK/DRAMA: I, 1991
Regie: Marco Ferreri
Darsteller: Sergio Castellitto, Francesca Dellera, Philippe Léotard
Der schmierige Barpianist Paolo kann sein Glück kaum fassen, als er der lasziven Francesca über den Weg läuft, die wie die Fleisch gewordene Verkörperung seiner erotischen Fantasien vor ihm steht. Was ihm bald darauf (bevor)steht, ist eine Dauererektion, die sich jedoch als alles andere als angenehm entpuppt...
KRITIK:Der italienische Filmemacher Marco Ferreri, der 1973 mit Das Große Fressen weltbekannt wurde, lieferte 1991 erneut einen netten "fleischlichen" Skandalfilm, diesmal allerdings mit deutlich komödiantischeren Einschlag.
Seine Hauptfiguren sind hemmungslos überzeichnete Karikaturen:
Paolo ist ein unreifes Muttersöhnchen und hypochondrischer Jammerlappen,
Francesca ein anstrengendes esoterisches Flittchen - allerdings mit der sexuellen Anziehungskraft eines schwarzen Lochs.
Ohne jede Altersmilde lässt Regisseur Marco Ferreri eine grelle sexuelle Farce auf sein Publikum los,
die zwischen leicht peinlichen Altherrenwitz und einiger tatsächlich ziemlich gelungener Pointen pendelt.
"Weißt du, dass ich 600.000 Lire für Schuhe ausgegeben habe, alle mit irre
hohen Absätzen? Mein Guru wollte, dass ich flache Schuhe trage, aber ich will mich
ausleben..."
"Wer ist dein Guru?"
"Fainanda. Ich hab ihn in einem Flugzeug kennen gelernt. Das war, als sein
Privatjet kaputt war."
Dazwischen gibt's etwas nackte Haut (weniger als erwartet), recht viel recht schweinischen Dialog und zunehmend
groteske Wendungen. Gegen Ende bekommt der Titel eine hübsche und (für den unvorbereiteten Zuseher) durchaus überraschende Doppeldeutigkeit.
Im Gegensatz zum "Großen Fressen" handelt es sich jedoch um eine ausgesprochene Low Budget-Produktion, der man die geringen finanziellen Mittel leider auch ansieht: Visuell wirkt La Carne wie ein billiges Off-Theaterstück, das gerne ein großer provokanter Kunstfilm geworden wäre. Für eine Nominierung für die Goldene Palme 1991 in Cannes hat's dennoch gereicht...
Mehr als fünfzehn Jahre nach seinem legendären "Großen Fressen" sorgte der Italiener Marco Ferreri erneut für einen "fleischlichen" Skandalfilm, der allerdings budgetär etwas ausgehungert wirkt. Kein Meisterwerk, keine filmische Großtat, aber doch ein ganz nettes, bizarres Vergnügen für (Verbal-)Erotiker und Liebhaber gepflegter europäischer Kunst-Schweinigeleien.