OT: L´Auberge Rouge
KOMÖDIE: F, 2007
Regie: Gérard Krawczyk
Darsteller: Christian Clavier, Josiane Balasko, Gérard Jugnot, Juliette Lamboley
Irgendwann in einem vorigen Jahrhundert, irgendwo in den Pyrenäen
Dort gibt es ein abgeschieden gelegenes Wirtshaus, das von einer vierköpfigen Familie geführt wird, die einen Weg gefunden hat, den wenig lukrativen Standort ihrer Gaststätte zu kompensieren.
Die seltenen Gäste, die sich in das Haus verirren, werden umgebracht, an die Schweine verfüttert und die Habe einbehalten.
Eines Nachts kommt eine ganze Kutschladung von Gästen an, die aufgrund eines Achsbruchs gezwungen sind, Quartier in der L´AUBERGE ROUGE zu beziehen.
Die Wirtsleute wittern fette Beute und machen sich ans Mordwerk
Zugegeben, die Inhaltsangabe liest sich etwas krude und könnte auch gut und gerne die des neuesten kannibalistischen Backwoods-Horrorflicks sein, der in deutschen Landen schon mal in vorauseilendem Gehorsam mit der Indizierung kokettiert.
Doch alle Gemüter können sich beruhigen: Auch wenn L´AUBERGE ROUGE aus Frankreich kommt, ist der Film nicht ein weiteres Splatterfest a la FRONTIER(S), sondern Unterhaltung für die ganze Familie.
Beim Streifen von Gérard Krawczyk handelt es sich nämlich um eine schwarze Komödie frei ab 12 Jahren. Aber dies sollte dem Vergnügen keinen Abbruch tun, denn mit seinen makabren Einfällen wird er nicht nur dem kleinen Bruder oder der kleinen Schwester, sondern auch dem erwachsenen Horrorfan ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht zaubern.
Anfangs duellieren sich noch ein paar weniger gut sitzende Kalauer mit prächtigen Landschaftsaufnahmen und dem stimmungsvollen Frühes-Neunzehntes-Jahrhundertambiente, aber mit zunehmender Spielzeit nimmt das Geschehen eine Eigendynamik an und das Potential der illustren Gesellschaft interessanter und witziger Charaktere wird immer mehr ausgeschöpft. Dann werden die Ideen böser und die Pointen besser und irgendwann ist L`AUBERGE ROUGE dann tatsächlich eine sehr amüsante, kurzweilige schwarze Komödie, die trotz Mord- und Totschlag richtig gute Laune macht.
Da werden aberwitzige Situationen am Fließband kreiert, wie etwa jene, nachdem die Wirtsfrau dem Priester der Reisegesellschaft alle mörderischen Schandtaten der Familie en detail beichtet und dieser anschließend zwar im Bilde ist, aber aufgrund des Beichtgeheimnisses seine arglosen Reisegefährten von der drohenden Gefahr nicht warnen darf. In der Konsequenz entspringen aus dieser neuen Ausgangslage eine Vielzahl herrlich komischer Momente, die bis zum bitterbösen Ende prächtig unterhalten.
In der Besetzung finden sich durch die Bank weg große männliche und weibliche Komödianten, aber hervorzuheben sind ganz klar die alten Recken Christian Clavier (als Wirt), Josiane Balasko (als Wirtsfrau) und Gérard Jugnot (als Priester).
In ein abgelegenes Wirtshaus verschlägt es nur selten Gäste. Und weil dies so ist, aber der Umsatz trotzdem stimmen muss, sorgen die Gastronomen in der L´AUBERGE ROUGE dafür, dass die rare Kundschaft nicht nur ihr ganzes Hab und Gut, sondern auch das Leben in der Wirtschaft lässt - Jugendfreie, aber dennoch makabre und urkomische schwarze Komödie, die Spaß macht.