SCI-FI/FANTASY/DRAMA: USA, 2009
Regie: Alex Proyas
Darsteller: Nicolas Cage, Rose Byrne
Eine Klasse von Schülern soll via Zeitkapselprojekt in die Zukunft sehen. Das heißt, sie malen Bilder, in der sie sich die Zukunft vorstellen, die begraben und erst fünfzig Jahre später wieder ausgehoben werden. Alle Kinder bekommen ein Bild, nur Nicolas Cages Sohn kriegt ein Blatt auf dem nichts als Zahlen stehen. Bei genauerem Hinsehen erweisen sich die Zahlen als exakte Datumsangaben aller größerer Katastrophen, die sich seitdem ereignet haben. Die Frage ist: Was passiert, wenn die Liste endet?
KRITIK:Was mach ich jetzt mit diesem Film? Eigentlich hat er ja alle Zutaten für einen interessanten Sci-Fi-Blockbuster: Ein philosophisch anmutendes Rätsel, Nicolas Cage in der Hauptrolle, einen halbwegs fähigen Regisseur, der der Pubertät entwachsen scheint und diesen Film halbwegs erwachsen anlegt.
Andererseits haben wir da alle Zutaten, die einen schlechten Film ausmachen: Religiös verbrämte amerikanische Weltuntergangsfantasien, Nicolas Cage in der Hauptrolle, und ein begabter Regisseur, dem ein großes Studio im Nacken sitzt.
Regisseur Alex Proyas hat seit THE CROW und DARK CITY sicherlich den Ruf, ein Experte für düstere Science Fiction bzw. Fantasy-Spektakel für Erwachsenen zu sein. Sein Versuch mit I, ROBOT mit Hollywood ins Bett zu steigen ist jetzt schon einige Jahre her und nur bedingt gelungen. Will Smith hat den Film sicher gleichermaßen gerettet wie zerstört. Gerettet duch seine Starpower, die uns gleich scharenweise ins Kino pilgern hat lassen und zerstört durch die völlig Fehlbesetzung, weshalb der Film, der doch einige ganz gute philosophische Ansätze hatte, im Ganzen von vorne bis hinten unglaubwürdig wirkte.
Vielleicht hat er es bei KNOWING deshalb (oder weil man für Nicolas Cage nicht mehr so viel Budget bekommt) eine Nummer kleiner versucht, einfach um ein wenig mehr nach seinen Vorstellungen vorgehen zu können. Leider ist das Drehbuch nicht nur teilweise originell, sondern vor allem klischeehaft. Der Protagonist ist seit dem Tod seiner Frau Alkoholiker und radikaler Gegner des Determinismus, das heißt, dass Naturgesetze die auf Kausalität beruhen eigentlich die Zukunft schon festlegen, sofern man alle Faktoren berücksichtigt und kennt. Natürlich ist dieser nihilistische Zufallsglaube wie in jedem amerikanischen Film keine Entscheidung aus intellektuellen Gründen, sondern eine Reaktion auf den tragischen Tod seiner Frau und wird durch die ganze Handlung des Films in Frage gestellt.
(Spoiler!!!)
Die Zukunft scheint festzustehen, die Liste des schleichenden Todes bis zum Ende der Welt liegt ja vor. Die Welt geht sehr stylish zu den Klängen von Beethoven unter (auch mit fantastischen Spezialeffekten, was man vom Rest des Filmes leider nicht behaupten kann, so verkommt der Versuch einer spektakulären Plansequenz à la CHILDREN OF MEN zu einem pixeligen Computerspiel-Dèjà-Vu), aber daneben werden auch biblische Motive ausgeschlachtet und faschiert. Arche Noah meets Adam und Eva, die am Schluss dem Baum der Erkenntnis entgegenlaufen dürfen. Daneben gibt es Engel, die vor dem Ende der Welt noch jeweils zwei Exemplare jeder Spezies abholen, bevor es zu spät ist. Oder waren das doch nur Aliens?
(Spoiler Ende!!!)
Am Ende weiß man nicht ob man einen Science Fiction-Film oder einer biblischen Apokalypse (ich nenne das mal Fantasy) beigewohnt hat, denn der Film verweigert jede Antwort. Ist das jetzt unglaublich intelligente, postmoderne Beliebigkeit, oder wieder nur so ein feiger Versuch es jedem Recht zu machen und nirgends anzuecken. Nicolas Cage darf jedenfalls wieder so richtig schön leiden und das doch etwas schräge Ende ist sicher alles andere als massentauglich.
Aber es gibt immer einen Produzenten im Genick, der es schafft einen Film (der zwar von vorne bis hinten unlogisch - Determinismus hin oder her, wozu konnte das kleine Mädchen überhaupt in die Zukunft sehen? - und viel zu viel Fragen offen gelassen hat, aber doch zumindest auf der emotionalen Ebene funktierte, vor allem durch der im letzten Drittel enorm angezogenen Spannungskurve und durch seinen radikalen Pessimismus) zu zerstören, indem dem Zuseher (und sicher auch dem Regisseur) ein pervers-hoffnungsvolles Ende aufs Auge gedrückt wird. Nicht einmal den Weltuntergang kann man genießen. Verdammt!!!!!!
Interessante, visuell trotz der mehrheitlich schwachen Spezialeffekte gelungene, aber leider völlig unausgegorene Endzeitvision. Für Genrefans, fragt sich nur von welchem Genre...