OT: A Kite
ANIME / ACTION / REVENGE: JAPAN, 1998
Regie: Yasuomi Umetsu
Darsteller: -
Nachdem ihre Eltern bestialisch ermordet wurden, kommt das Mädchen Sawa bei dem älteren Polizisten Akai unter. Der mißbraucht die Achtzehnjährige nicht nur, sondern bildet sie auch zur kaltblütigen Auftragskillerin aus. Während sie als erbarmungsloser Todesengel eine blutige Spur durch die Stadt zieht, trifft sie eines Tages auf den jungen Killer Oburi, der ebenfalls für Akai arbeitet. Zwischen Sawa und Oburi entwickelt sich eine freundschaftliche Bande, doch dann fällt Oburi bei Akai in Ungnade und soll ebenfalls eliminiert werden.
Schließlich erfährt Sawa auch noch die Namen der Mörder ihrer Eltern und es kommt es zu einem letzten Blutbad
Der legendär gewaltätige Anime KITE - ANGEL OF REVENGE erzählt einerseits eine klassische Revenge-Story, andererseits kann man ihn wunderbar im Genre der weiblichen Attentäterinnen verorten. Sawa, die Hauptprotagonistin, ist eine Art pervertierte NIKITA. Wo im französischen Female Assassin-Klassiker von Luc Besson eine Kriminelle zur Tötungsmaschine gemacht und ausgenutzt wird, ist es in KITE ein unschuldiges Gewaltopfer, das ungewollt unter die Fittiche eines noch viel niederträchtigeren Mentor und Drillmeister gerät. Da Sawas Training zur Profikillerin zudem sexuelle Ausbeutung beinhaltet, ist der Grundton von KITE um einiges unangenehmer als bei seiner französischen Realfilmschwester.
Mit lediglich 53 Minuten fällt Sawas Rache äußerst kurz, aber dafür umso heftiger aus. Der ANGEL OF REVENGE macht keine Gefangenen. Und Regisseur Yasuomi Umetsu übrigens auch nicht. Da explodieren die Teilmantelgeschosse förmlich aus menschlichen Körpern heraus. Da wird Sex und Vergewaltigung explizit bis zum Geht-nicht-mehr, aber nie mit dem Hentai-üblichen Hang zur Übertreibung präsentiert.
Da ziehen junge Todesengel bei ihrer Arbeit Zerstörungsschneisen durch die Stadt und nehmen Kollateralschäden schulterzuckend in Kauf. Ihre Auftraggeber sind Polizisten, von deren Verkommenheit sich mancher Schwerverbrecher noch ein Scheibchen abschneiden könnte. Und die unglaublich rasanten und brachialen Shootouts sowie die ständig überbordende Brutalität lassen dabei ein ums andere Mal den Atem stocken.
KITE ist fraglos eine Gewaltorgie. Aber die Gewalt in diesem Anime ist nicht vergleichbar mit einer lustigen Splatterei nach BRAINDEAD-Art, bei welcher die Gorehounds johlend Party feiern. Sie ist auch keine von der coolen Tarantino-Sorte. Nein, vor allem zum Ende hin entpuppt sich die Gewalt in KITE als eine immer schmerzhaftere und schwerer erträgliche Angelegenheit. Damit ist KITE ein Film, welcher Gewalt nicht verherrlicht, sondern der uns noch einmal deren Sinnlosigkeit auf recht drastische Weise vor Augen führen will. Offenbar hat dies ausnahmsweise mal auch die FSK erkannt und KITE - ANGEL OF REVENGE ab 18 Jahren und ohne Kürzungen in Deutschland freigegeben.
Da die neue professionelle Synchronisation der im letzten Jahr wiederaufgelegten DVD der alten von 1998 haushoch überlegen ist, scheinen alle Kaufargumente auf dem Tisch zu liegen. Wer noch einen weiteren Anreiz braucht, dem sei gesagt, dass KITE nicht nur nihilistische Gewalt, Sex und Splatter satt, sondern auch einen der aberwitzigsten Stürze aus einem Hochhaus bietet, die ich in den letzten Jahren gesehen habe.
Jugendliche Attentäter und Dum-Dum-Geschosse. Blut und harter Sex. Rache, Tod und Zerstörung in einem kurzen aber heftigen Lesson in Violence... - Die Niedertracht der Ausbeuter und der Zorn der Ausgebeuteten und beider Verdammnis in einem legendär gewalttätigen Anime. 53 Minuten wie ein Tritt aufs Nasenbein.