OT: El Rey de la montana
MANHUNT: SPANIEN, 2007
Regie: Gonzalo López-Gallego
Darsteller: Leonardo Sbaraglia, Maria Valverde, Thomas Riordan, Andrés Juste
Quiems Reise durch das spanische Hinterland führt ihn über eine einsame Straße, die sich quer durch noch einsamere Wälder und Berge schlängelt
Beim Tankstellenstopp erwartet ihn die erste von drei nicht alltäglichen Überraschungen an diesem Tage: Und zwar ein Quickie mit einer hübschen, jungen Unbekannten auf der Damentoilette. Überraschung Nummer 2 - die nach dem Fick fehlende Brieftasche- ist da schon unangenehmer, aber das dicke Ende kommt erst noch. Als er seine Autofahrt fortsetzt, gerät Quiem plötzlich und grundlos unter Beschuss. Er muss seinen Wagen verlassen und sich verletzt in die Wälder flüchten. Dort wird er für erbarmungslose Menschenjäger zur lebenden Zielscheibe -
KRITIK:Und genauso überraschend wie die Kugel, die unversehens in Quiems Bein landet, ist auch die Güte dieser kleinen, aber äußerst versiert und vor allem fiebrig spannend inszenierten Menschenhatz, welche uns durch verregnete, düstere Wälder und Geisterdörfer sowie über schroffe, knochenbrechende Hügellandschaften führt.
Obwohl, wer den gelungenen spanischen Trailer im Vorfeld gesehen hat, dürfte schon geahnt haben, dass es bei dieser spanischen Treibjagd mit dem erhabenen Titel EL REY DE LA MONTANA rasant und vor allem gnadenlos zugeht. Und dass hier eine weitere filmische Stange Dynamit von vielen übersehen in den Regalen des Medienhandels eurer Wahl schlummert.
Und tatsächlich: Viel Federlesens macht López-Gallego in seinem Debüt, das ob der schnörkellosen Inszenierung, dem professionellen Look und den eindrucksvollen Naturaufnahmen als solches nicht unbedingt erkennbar ist, wirklich nicht.
Nach zehn Minuten wird schon scharf geschossen. Quiem und seine Tankstellentoilettenromanze finden sich unvermittelt in der Rolle des menschlichen Wilds wieder, das von gesichtslosen in den umliegenden Hügeln und Wäldern verborgenen Heckenschützen erbarmungslos gejagt wird. Anders als in vergleichbaren amerikanischen Produktionen wächst bei KING OF THE HILL der gejagte Durchschnittsbürger nicht über sich hinaus. Selbst im Kugelhagel bleibt die Rambo-Ader der Protagonisten unentdeckt, die Heldentaten aus und die Aktionen der Handelnden dadurch in einem schmerzhaft realistischen Rahmen.
Eine Stunde lang erleben wir EL REY DE LA MONTANA aus der Sicht der Gejagten. Uns bleibt in dieser Zeit kaum eine andere Wahl als kopflos durchs Unterholz und über schroffe Hügellandschaften zu rennen oder zu sterben. Unsere Häscher erscheinen dabei in einem besonders diabolischen Licht. Wir nehmen sie - wie dereinst in fiesen Kalibern wie DAS ENDE oder THEM - lediglich als gesichtlose, bewaffnete Schemen wahr; die ob der Kaltblütigkeit und nicht erkennbaren Motivation in ihrem sinnlosen Terror absolut erschreckend wirken.
Dann nach dieser adrenalingetränkten Stunde voller unheimlicher Heckenschützen, Kugeln aus dem Nichts und an Felsen gebrochenen Knochen folgt ein abrupter, aber raffinierter Perspektivenwechsel mit einer Auflösung, die dergestalt nicht neu ist, aber dennoch recht überraschend kommt.
Ein Mann und eine Frau in den tiefen, düsteren und vor allem einsamen Wäldern Spaniens. Ihnen immer dicht auf den Fersen: gesichtlose, erbarmungslose Jäger, die sie wie Wild hetzen. Ein kleiner spanischer Film, der mit einfachen Mitteln großes und vor allem teuflisch präzises Menschenjagd-Kino bietet. Und damit sowohl seine bedauernswerten Protagonisten als auch uns Zuschauer eine Stunde lang unter Feuer setzt, bevor er mit einer gelungenen Surprise den letzten, tödlichen Akt einläutet...-Ein mit Schweiß, Blut, Blei und Adrenalin garnierter Geheimtipp!