OT: Kongen av Bastøy
DRAMA: No, Fr, Se, Pl, 2010
Regie: Marius Holst
Darsteller: Stellan Skarsgård, Benjamin Helstad, Kristoffer Joner, Trond Nilssen, Magnus Langlete
Norwegen Anfang des 20. Jahrhunderts: Auf der Gefängnisinsel Bastoy werden straffällig gewordene Jungen untergebracht. Durch harte Arbeit und strenge Regeln sollen aus den jugendlichen Deliquenten wieder wertvolle Mitglieder der Gesellschaft werden. Das karge Leben auf Bastoy ist geprägt von Gewalt, Willkür und brutalen Erziehungsmethoden, nicht wenige versuchen die Flucht und scheitern. Früher oder später werden aber alle gebrochen. Bis eines Tages Erling die Insel betritt. Erling, von dem man munkelt, dass er jemanden umgebracht hat, verspürt nicht die geringste Lust sich den brutalen Erziehungsmethoden zu beugen...
Man braucht nur die Nachrichten zu verfolgen um zu erfahren, dass das Leben in öffentlichen, oft katholischen Heimen und Erziehungseinrichtungen vergangener Jahrzehnte und Jahrhunderte kein Zuckerschlecken war. Allein was da an Quälereien und Missbrauch heute noch ans Tageslicht gelangt, jagt einem oftmals nur das kalte Grauen über den Rücken.
Auch "King of Devil's Island", der auf wahren Ereignissen beruht, schlägt in diese Kerbe. Bereits zu Beginn des Films wird gezeigt, wie demütigend es auf Bastoy zuging. In Handschellen werden die neuen Bewohner auf die Insel geführt, sie bekommen Nummern und dann werden ihnen die Haare geschnitten und sie müssen ihre Kleidung ablegen. Und auch die harten, oft sadistischen Bestrafungen dienen mehr der Demütigung als der Läuterung.
Regisseur Marius Holst ging es aber nicht nur darum, die unmenschlichen Bedingungen und rigiden Erziehungsmethoden, die auf Bastoy einst herrschten, zu zeigen, sondern zu zeigen wie die Jungen, die es auf Bastoy verschlagen hatte wohl waren, welche Hoffnungen und Ängste sie trieben und wie sich zwischen einigen von ihnen Freund- und Feindschaften entwickelten. Natürlich gibt es Schlägereien und Machtspiele. Aber es gibt auch berührende Momente der Gemeinschaftlichkeit und des Zusammenhalts.
Wie auch schon im thematisch ähnlich gelagerten schwedischen Film Evil steht im Mittelpunkt der Geschichte ein junger Rebell, der sich gegen das System auflehnt. Doch während "Evil" in einer Eliteschule spielte, in der die Quälereien vornehmlich von den Schülern selbst weitergegeben wurden, findet man in Bastoy eher Zusammenhalt. Die Quälereien kommen hier von den Erziehern.
Aber wie auch schon in "Evil" kommen in "King of Devil's Island" die unterschiedlichsten Charaktere zusammen. Ja, auch unter den "harten" Jungs die auf der Gefängnisinsel ihr Dasein fristen, finden sich eher sensible Schöngeister, deren Verbrechen sich nur schwer erahnen lassen. So erzählt einer der Jungen, C1, eines Tages, dass sein Vergehen die Plünderung eines Opferstockes war. Und dass er deshalb bereits sechs Jahre auf der Insel verbringen durfte.
Der Film ist streckenweise recht brutal, auch wenn er das meiste lediglich andeutet. Am meisten an die Nieren geht dem Zuschauer eine Missbrauchsgeschichte. Auch ansonsten gibt es einige Vorfälle die der Film schildert, die an die Nieren gehen. Ein Kinderfilm ist "King of Devil's Island" mit Sicherheit nicht.
Trotz einer Spieldauer von knapp zwei Stunden sorgt der Film für konsequente Spannung. Die Geschichte selbst mag vor allem gegen Schluss etwas klischeehaft geraden sein, doch sie funktioniert einwandfrei.
Der Großteil der jugendlichen Darsteller verfügt über keine oder nur wenig Schauspielerfahrung. Etwas auf das Regisseur Marius Holst auch großen Wert legte. So hatten einige der Darsteller auch selbst in ihrer Kindheit und Jugend mit Problemen zu kämpfen. Dass es sich um keine Profis handelt, sieht man den meisten aber nicht an. Im Gegenteil.
Mit Stellan Skårsgard (Ein Mann von Welt) und Kristoffer Joner standen den Jungs auch gleich ein paar gestandene Schauspieler zur Seite. Vor allem ersterer liefert eine recht interessante Darstellung als Bostoy-Direktor, der die von ihm geduldeten Erziehungsmethoden durchaus als fortschrittlich erachtet und fest darauf vertraut, die Jungs durch die harte Erziehung zu guten Christenmenschen zu formen.
Neben einer spannenden Geschichte und den tollen Darstellern ist natürlich auch noch das Setting erwähnenswert. Eine raue Gefängnisinsel gibt natürlich schon was her. Auch wenn in Estland anstatt tatsächlich auf Bastoy gedreht werden musste. Nicht zuletzt da Bastoy auch heute noch Gefangene beherbergt. Allerdings gilt Bastoy heute als eines der liberalsten Gefängnisse der Welt.
Alamode-Film bringt Bastoy Ende Juli als DVD und Blu-Ray auf den Markt. Als Extra wurde auch noch eine kurze Dokumentation über Bastoy draufgepackt.
Spannendes Jugenddrama über den harten Alltag auf der Gefängnisinsel Bastoy Anfang des 20. Jahrhunderts. Obwohl der Film in einer längst vergangen Zeit spielt ist die Thematik immer noch aktuell und die Umsetzung zeitgemäß. Heraus kam ein intensives, düsteres Drama über eine verlorene Jugend.