THRILLER: USA, 2012
Regie: Andrew Dominik
Darsteller: Brad Pitt, Scoot McNairy, Ben Mendelsohn, James Gandolfini, Ray Liotta
Zwei chronisch erfolglose Jungganoven haben einen genialen Plan: Maske über den Kopf, Gummihandschuhe an, abgesägte Schrotflinte durchladen, rein in die illegale Pokerrunde und wieder raus mit zwei Koffern randvoll mit Dollarscheinen. Der Überfall klappt. Mit den lukrativen Pokerspielen ist es erstmal vorbei, was eine Menge Hintermänner mächtig sauer macht. Ein Profikiller (Brad Pitt) wird geschickt, und den Ganoven geht, wie man so schön sagt, der Arsch auf Grundeis ...
Hab ich's mit ein paar Wochen Verspätung doch noch ins Kino geschafft. Gottseidank. Dieser Film ist nämlich für nichts anderes als für die große Leinwand gemacht. Okay, vordergründig bedient KILLING THEM SOFTLY sämtliche Erwartungshaltungen, die man an eine Thriller-Comedy im Post-Tarantino-Zeitalter nur haben kann: Großmaulige Ganoven. Dicke Knarren. Verwinkelte Geschichte. Gewaltexplosionen in Zeitlupe. Aber eben nicht nur.
Erstes Missverständnis: KILLING THEM SOFTLY ist keine dieser ultracoolen Gangster-Komödien, die mich persönlich nur noch nerven. Ein paar pechschwarze Auflockerungen (das abgefackelte Auto!) machen noch keine Comedy. Glücklicherweise.
Der australische Regisseur Andrew Dominik hat bereits mit The Assassination of Jesse James by the Coward Robert Ford bewiesen, dass Genre-Kino und Kunstanspruch kein Widerspruch ist. Visuell ist KILLING THEM SOFTLY schlicht brilliant. Und dann noch ein Johnny Cash-Song beim ersten Auftritt von Brad Pitt. The Man Comes Around. Musikalisch begeisterungsfähiges Cineastenherz, was willst du mehr?
Okay, die schier endlosen Gangster-Dialoge könnten Ungeduldige möglicherweise als ein bissl too much empfinden. Und wie die Handlung aus dem Off von Obama-Reden und Wirtschaftsnachrichten kommentiert wird, das mag berechnend wirken. So als wollte man den Film krampfhaft mit einer zusätzlichen Bedeutungsebene (Merke: Capitalism=Crime, Wallstreet=Mafia) aufladen, die er eigentlich gar nicht nötig gehabt hätte.
Aber letztlich sind das klitzekleine Schwächen in einem ansonsten grandiosen, saugut gespieltem, stellenweise saubrutalem Gangsterdama. Ansehen!
Unterstützt von einem tollen Ensemble, perfekter Kamerarbeit und großartigem Sound ist dem australischen Regisseur Andrew Dominik ein grandioser Gangsterfilm gelungen.
In diesem Sinne: "They cry, they plead, they beg, they piss themselves, they cry for their mothers. It gets embarrassing. I like to kill 'em softly. From a distance."