OT: Clash of the Titans
PEPLUM/FANTASY: USA, 1981
Regie: Desmond Davis
Darsteller: Harry Hamlin, Judi Browker, Laurence Olivier, Burgess Meredith
Beim Göttervater hat der junge, stattliche Perseus einen gewaltigen Stein im Brett. Was Wunder: Schließlich entstammt der Junge einer Verbindung zwischen Zeus und einer schönen Sterblichen. Doch Zeus´ irdischer Spross hat nicht nur Freunde auf dem Olymp. So lockt eine übel wollende Göttin Perseus hinaus aus dem wohl behüteten Leben geradewegs in den KAMPF DER TITANEN. Damit er nicht wehrlos in diesen ziehen muss, erhält Perseus von den Göttern ein Schwert, dessen Schärfe Marmor zerteilen vermag, einen Tarnkappenhelm und ein mächtiges Schild. Außerdem darf er das fliegende Pferd Pegasus reiten. Und dann winkt da noch die schöne Prinzessin Andromeda, die einst dem finsteren Calibos versprochen war -
KRITIK:Zunächst einmal ein "Sorry" an all die Leserinnen und Leser, die eine Besprechung des aktuell in den Kinos laufenden Remakes von KAMPF DER TITANEN erwartet haben; um dieses geht es hier nicht. Aber hier.
Da ich nach den letzten zwei negativen Multiplex-Erfahrungen die stille Abgeschiedenheit des eigenen Heimkinos vorziehe, wird es von mir eher selten Reviews zu aktuellen Kinofilmen geben. Ins Kino gehe ich derzeit nur mit meinen Kindern. Denn in einem Saal voll aufgeregter, faszinierter Drei- bis Sechsjähriger geht es nicht nur gesitteter und respektvoller zu als in der ausverkauften Samstagabendvorstellung; nein, dort wird das Kino tatsächlich noch als Erlebnis verstanden. Sicher, auch bei den Kleinen wird gelacht, gejohlt und gekreischt - aber niemals an unpassender Stelle.Denn Kinder nehmen die Magie der bewegten Bilder noch wahr. Eine Fähigkeit, die offensichtlich vielen älteren Kinogängern längst abhanden gekommen ist. Da hat es eher den Anschein, als würden die meisten Menschen nur noch ins Kino gehen, um dort Palaver zu halten, dem übermäßigen Harndrang zu huldigen, bei unpassenden Stellen zu lachen oder Szenen lautstark, aber unqualifiziert zu kommentieren, gegen die Stuhllehne des Vordermanns zu treten, anderen die Sicht zu versperren, zu schlafen, zu simsen, zu pupsen oder Gott weiß was zu machen, um nur nicht den Film verfolgen zu müssen.
Dabei machen sie aber auf jeden Fall eines: anderen den Kinobesuch madig. Nee, dann viel lieber WICKIE und OBEN mit den Kindern im Kino und das grobe Erwachsenenzeug ohne Kinder im Heimkino. Was das alles mit KAMPF DER TITANEN, dem Original aus dem Jahr 1981 zu tun hat? Auf den ersten Blick wenig, aber letztendlich sehr viel.
Denn was unser Leser Steffen in seinem Kommentar zu DIE FAHRTEN DES ODYSSEUS geschrieben hat, wo von Nostalgie und Kindheitserinnerungen die Rede ist, trifft haarklein auch auf diesen berühmten, mythologischen Neo-Peplum aus Hollywood zu. Der (originale) KAMPF DER TITANEN ist Nostalgie. Und eine schöne Erinnerung an eine Zeit, in welcher der Film tatsächlich noch magisch war.
Ihr meint, das klingt zu pathetisch? Denke ich nicht. Und alle, die wie Steffen und ich so um die 30 sind und den KAMPF DER TITANEN in recht jungen Jahren erlebt haben, werden mir vielleicht sogar zustimmen. Ich erinnere mich jedenfalls noch recht gut daran, wie ich damals meine Eltern gebeten habe, den Film aufzunehmen und ihn anschließend in einer kleinen Endlosschleife immer wieder geschaut habe, bis das Band nudelig wurde (und etwas später dann die Zombies, schwarzen Emanuelles und Rasiermessermörder in mein filmisches Universum getreten sind, was eine länger andauernde Änderung der Sehgewohnheiten zur Folge hatte).
Aber der KAMPF DER TITANEN... war und ist Magie. Und vor allem ist KAMPF DER TITANEN Ray Harryhausen. Der Wizard der Stop-Motion haucht Riesengeiern, Riesenskorpionen, gehörnten Unholden, doppelköpfigen Zerberussen und schlangenhäuptigen Gorgonen in diesem Film auf besonders rührselige Art Leben ein und lässt sie vor eindrucksvollen europäischen Naturkulissen wie Cornwall, Antequera, Paestum und den Gozo-Inseln gegen unseren griechischen Heroen antreten.
Heute im Zeitalter von Blu-ray, CGI und 3D-Spektakeln wäre es natürlich ein Leichtes die gnadenlose Kritikerbrille aufzusetzen und den Film mit dem geschärften Skalpell der Objektivität in Fetzen zu schneiden; wie es ein paar wenige Kollegen unserer Rezensentenzunft schon getan haben.
Ich könnte nun ebenfalls die Stop-Motion-Effekte an den Pranger stellen, weil diese Tricks längst nicht mehr State of the Art sind und es streng genommen noch nicht einmal mehr im Entstehungsjahr von KAMPF DER TITANEN waren.
Ich könnte mich auch empört darüber auslassen, dass in Desmond Davis´ Olymp nur eine Handvoll Götter zu sehen sind; und nicht das ganze Pantheon. Oder das Drehbuch abstrafen, weil es sich nicht im genauen Wortlaut an die überlieferte Perseus-Sage gehalten hat; ja sich darüber hinaus erdreistet hat, Gestalten aus anderen Sagen in den KAMPF DER TITANEN zu entsenden. Auch das haben einige Kritiker schon getan; und sich zuvor offensichtlich keine Gedanken über die grundsätzliche Natur und Entwicklung einer Sage gemacht.
Ich könnte gehässig darauf hinweisen, dass das Fantasy-Genre schon wesentlich charismatischere Helden als den von Harry Hamlin gespielten Perseus gesehen hat. Oder die eindimensionale Figurenzeichnung bemäkeln - hier der junge Recke, die holde Maid - dort der finstere Teufel und seine Monster
Ich will es nicht verhehlen. Die genannten Kritikpunkte sind natürlich nicht aus der Luft gegriffen. Wenn man den Film mit heutigen Maßstäben misst, drängen sie sich bei objektiver Betrachtung sogar geradezu auf.
Andererseits: Objektiv betrachte ich vielleicht eine Mathematikaufgabe, aber keinen Fantasyfilm.
Und somit ist und bleibt der alte KAMPF DER TITANEN wie eingangs erwähnt die schöne Erinnerung an ein magisches Kino. Auch heute noch.
Der originale KAMPF DER TITANEN aus dem Jahr 1981 ist griechische Mythologie in Stop-Motion. Der alte Wizard Ray Harryhausen greift hier ganz tief in jene Trickkiste, die er seit den 50er Jahren stetig weiterentwickelt hat und lässt unseren strahlenden Heroen Perseus gegen allerhand Monströses aus der Sagenwelt antreten. Die Tricks waren schon vor 29 Jahren nicht mehr taufrisch, aber sind nach wie vor rührig, charmant, phantasievoll und vor allem voll Seele. Wer den KAMPF DER TITANEN dennoch lieber oder auch mal dreidimensional und in einer 88 Millionen Dollar schweren Trickrüstung erleben will, geht einfach ins Kino. Denn dort läuft derzeit das brandaktuelle Remake dieses alten Fantasy-Klassikers. Ich wünsche ungestörte Unterhaltung.