OT: North Country
DRAMA: USA, 2005
Regie: Niki Caro
Darsteller: Charlize Theron, Frances McDormand u.a
Um ihren Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen, heuert Josey Aimes bei einer Minengesellschaft an. Die gute Bezahlung hat ihre Schattenseiten: Frauen sind 1989 nicht gerne gesehen in einem "echten Männerjob" - Diskriminierungen und sexuelle Belästigung stehen an der Tagesordnung und machen den Frauen in den Eisenmienen die Arbeit zur Hölle.
KRITIK:
Charlize Theron hat nach dem markerschütternden Film Monster (2003)
eine weitere, schwierige Frauenrolle übernommen:
Vom Ehemann verprügelt, mit zwei Kindern auf sich allein gestellt,
und als Minenarbeiterin in Minnesota der 80er der männlichen Arbeiterschaft ausgeliefert.
Und nicht zuletzt auch noch von ihren Arbeitskolleginnen, ihrem Vater und der Gewerkschaft allein gelassen,
als sie versucht, sich gegen die ständigen Übergriffe zur Wehr zu setzen.
Ein Film also, der eine wichtige Botschaft zu übermitteln hat ...
und der mit dem nötigen Fingerspitzengefühl inszeniert gehört.
Und anfangs sieht es tatsächlich so aus, als würde es North Country
gelingen, an das Thema mit dem nötigen Respekt heranzugehen -
vor allem unter dem Aspekt, dass sich die Story (wenn auch recht lose)
an wahren Begebenheiten orientiert.
Hervorzuheben sind mehrere Dinge: einerseits Charlize Theron, die wieder eine hervorragende
Performance auf die Leinwand bringt.
Andererseits Frances McDormand, die Theron sogar noch übertirfft -
ihre Darstellung der todkranken Glory ist gar nicht hoch genug einzuschätzen:
minimalistisch und doch herzergreifend sympathisch gespielt.
Nicht zuletzt aber sind die wunderschönen Naturaufnahmen aus Minnesota
und die atemberaubenden Bilder von der Eisenmine vor allem im ersten Drittel
des Filmes dafür verantwortlich, dass man sich in einem wirklich hervorragenden Drama wähnt.
Doch die kalte Dusche soll kommen: nach etwa zwei Dritteln des Films beginnt er,
sich konsequent selbst zu zerstören. Durch einzelne Szenen versinkt er regelrecht im Kitsch
und erinnert fatal an aberdutzende US-TV-Produktionen,
ja fast schon an deutsche Massenware.
Wieder mal eine dieser großen, dramatisch inszenierten,
von Siegesfanfaren begleiteten Wendungen im Gerichtssaal -
wer hier kein multiples Déjà-vu erleidet, hat in den letzen 20 Jahren nicht fern gesehen.
Oder Hank, der sich - nachdem man seine Rolle als seine Tochter verabscheuender Rabenvater
so mühevoll aufgebaut hat - von einem Tag auf den anderen in einen Paradeliberalen verwandelt,
und plötzlich für seine Tochter Partei ergreift -
für einen Film, der von sich behauptet, eine wahre Geschichte zu erzählen,
eine etwas zu schnelle, und vor allem nicht wirklich schlüssig inszenierte Verwandlung.
Das hat sich dieser Film, das hat sich dieses Thema nicht verdient. Und vor allem ist dieses schleimspurnachziehende Finish absolut respektlos vor den realen Frauen, von denen dieser Film erzählt.
Wenigstens ist der Film anhand von Charlize Theron noch für den Beweis einer Theorie gut:
nämlich dass Stirnfransen selbst die hübscheste Frau entstellen können.
So stark wie Beginn und Hauptteil dieses Dramas, so beschämend klischee- und kitschbehaftet ist das Finale. Man bleibt fragend zurück, wie Regisseurin Niki Caro (Whale Rider) einen über weite Stecken hervorragenden Film noch so in den Sand setzen konnte.