HORROR: USA, 2001
Regie: James Isaac
Darsteller: Kane Hodder, Lexa Doig, Lisa Ryder, Jonathan Potts, Melyssa Ade, Peter Mensah, Dov Tiefenbach
Jason Voorhees wird eingefroren und in ferner Zukunft von einem Forscherteam entdeckt. Die Forscher tauen ihn an Bord ihres Raumschiffs wieder auf und begehen damit prompt einen schweren Fehler, denn Macheten gibt's auch in der Zukunft genug...
Das muss man ihm ja anrechnen, Sean S. Cunningham. Nach dem absoluten und grandiosen Debakel, das JASON GOES TO HELL darstellt, hat er immerhin die richtigen Schlüsse gezogen und das Kreativteam komplett ausgetauscht. Und das neue Kreativteam hat erst mal das einzig Richtige getan und den Vorgängerfilm gehörig ignoriert. Die Vorkommnisse der Endabrechnung hatten also keinen Einfluss auf JASON X und das ist auch verdammt gut so. Selbst das Design Jasons unterscheidet sich mal wieder drastisch.
Nun ist es ja nichts allzu ungewöhnliches, dass die tragischen Ableben Jasons im darauffolgenden Teil mit stoischer Penetranz ignoriert werden – schließlich hieß es ja schon im vierten Teil: Das letzte Kapitel. So endgültig wie bei JASON GOES TO HELL sah das Ganze allerdings noch nie aus, denn immerhin wurde er ja in die Hölle gezogen und wenn man nicht gerade Al Simmons oder Bill & Ted heißt, entkommt man da nicht wieder so schnell.
Eine Gemeinsamkeit gibt es dann allerdings doch zwischen JASON GOES TO HELL und JASON X. Und damit meine ich nicht das nicht Vorhandensein eines 13ten Freitags, sondern die Tatsache, dass die Ordnungshüter – das FBI im Falle von JGTH, eine unbekannte Schattenorganisation des Militärs bei JASON X – die Existenz Jasons anerkennen und es sogar geschafft haben, ihm, zumindest kurzzeitig, Herr zu werden. Während das FBI noch völlig im Geiste spaßiger Action-Randale à la Stallone und Schwarzenegger, die Waffen hat sprechen lassen, hat die geheime – vermute ich mal, da unbekannte – Organisation Jason gefangen genommen und angekettet. Verdammt schwerer Fehler, das weiß der kundige Zuseher schon beim ersten Frame, denn wenn sich ein Jason Voorhees nicht auf den Grund eines tiefen Sees ketten lässt, dann lässt er sich ganz bestimmt nicht als Schauobjekt in irgendeine popelige Militäreinrichtung sperren.
So kommt es natürlich wie es kommen muss, Jason entkommt und zerlegt so ziemlich jeden der ihm in den Weg kommt – soweit, so alltäglich. Im Übrigen ist das auch wieder ein gutes Beispiel für Cunninghams Lernbereitschaft, nach all den Fehlern die er bei JGTH getroffen hat, denn in JASON X begeht Jason seine Morde auch tatsächlich selbst. Das soll aber noch nicht alles gewesen sein, denn JASON X ist kein simpler FREITAG DER 13TE, nein, denn es geht in die Zukunft, mit allem was dazu gehört. Dystopische Szenerien, das Weltall, Raumschiffe, weitentwickelte Technik und wilder, ungeschützter Sex vor der Ehe – was mit absoluter Sicherheit bedeutet, dass die die’s tun niemals ein heiratsfähiges Alter erreichen werden… tja, es gibt moralische Grundsätze, die ändern sich auch in 3000 Jahren, oder so, nicht.
Gut, ich gebe gerne zu, dass die Idee, Jason aus seiner gewohnten Umgebung herauszunehmen – sprich ihn einmal Urlaub vom Urlaub zu gönnen, immerhin das Camp Crystal Lake ja ein Urlaubsparadies… wobei wir das mit dem Paradies getrost streichen können – und ihn in fremden Gewässern fischen zu lassen, nicht ganz neu ist. Bereits zwei Filme zuvor in FREITAG DER 13TE – TODESFALLE MANHATTAN genehmigte sich unser aller Lieblingsschlitzermongo einen Ausflug. Aber, so unterhaltsam wie in JASON X war das lange nicht. Dabei dient das Zukunfts-/Weltallszenario nicht bloß als pure Kulisse, um alles mal ein wenig anders aussehen zu lassen. Glücklicherweise hatte Drehbuchautor Todd Farmer – u. a. MY BLOODY VALENTINE 3D – den richtigen Riecher und schöpfte das weltallische Potential gut aus. Wenn z. B. Arme aus Versehen abgetrennt werden, gibt’s die richtige Technik um den Arm zu ersetzen – was natürlich nicht hilft, wenn ein fast zwei Meter Killer mit Eishockeymaske Gesichter in Stickstoff taucht und anschließend in tausend Teile zerbricht… gegen sowas gibt’s auch in der Zukunft kein Heilmittel – oder Nanotechnologie aus einem mächtigen Jason einen verdammt gewaltigen Jason macht, der dann mit dem hochgerüsteten Sexroboter eines einsamen Zukunftsnerds erstmals einen Gegner hat, der länger als zehn Sekunden durchhält – gut, es sind im Endeffekt nur 15, aber immerhin.
Auch sind die diversen Anspielungen auf vorangegangene FREITAG-Filme, beziehungsweise die gesamte Reihe, äußerst unterhaltsam – und kommen im Gegensatz zu JASON GOES TO HELL auch an. Direkter Vergleich, gefällig? Nun, zwei nackte digitale Mädels die in einer Holoversion des Crystal Lake Camps Jason ablenken sollen in dem sie ihm von ihren Plänen von Drogen und unehelichem Sex erzählen sind unterhaltsamer und selbstverfreilich auch hübscher anzusehen, als ein Verlierer der einem permanent auf den Geist geht, der völlig sinnvolle „Gespräche“ mit handlungsirrelevanten Vollpfosten führt, sie fragt ob sie kiffen und ficken wollen und dann bei ausgesprochener Einladung auch noch ablehnt. Überhaupt zählt das Drehbuch von JASON X zu den Besten der Reihe. Klar, wirklich stimmig ist auch hier nicht alles und die Charaktere bleiben weitestgehend flach wie eine Flunder, sollen aber indes gar nicht mehr sein als Kanonenfutter – immerhin jedoch kein nerviges Kanonenfutter. Daneben wird Jasons Ausflug in die Zukunft auch noch größtenteils sinnvoll erklärt – keine Evil Spirits – wer’s verstehen will, sollte sich den Audiokommentar zu Teil 9 anschauen… oder besser gesagt anhören – und schwarz-flüssige Löwenbärendinosaurier.
Die Regie ist routiniert und ohne größere Ausfälle, für nen Oscar reicht das zwar nicht, aber in meinen Augen sind die Standards nach denen Oscarreife Filme als gut eingestuft werden ohnehin kein wirkliches Qualitätsmerkmal. Die Spezialeffektemacher hatten dann bei JASON X so richtig alle Hände voll zu tun, und das nicht nur in Hinsicht auf Verstümmelungen und ähnliches Blutgepansche, wie sonst üblich. Schließlich wachsen Raumschiffe und fremde Galaxien nicht auf Bäumen, sondern müssen am PC erschaffen werden. Das haben die Jungs denn auch recht ordentlich hinbekommen. Zwar ist das Ganze nicht unbedingt auf Kinoniveau, mit SCI-FI-TV-Serien wie STARGATE, können’s die Effekte aber dennoch aufnehmen. Klar, mag jetzt niemanden von den Socken hauen, aber man muss sich natürlich auch die Budgetunterschiede vor Augen halten, die es zwischen Filmen wie JASON X und Schrott wie zum Beispiel AVATAR gibt.
Auf Seiten der Schauspieler gibt es indes keine Totalausfälle zu vermelden. Klar, Nasenbären gibt’s auch hier, aber die gehören im Prinzip einfach dazu und schlimmere Schauspielverbrechen sind mir auch aus anderen Teilen innerhalb der Reihe bekannt. Alles in allem ist das ziemlich solide. Mit Lexa Doig – bekannt aus STARGATE und ANDROMEDA – sowie Lisa Ryder – ebenfalls bekannt aus ANDROMEDA –, gibt’s denn auch zwei Stars – wenn auch „nur“ TV-Stars – im Cast. Da beide durch ihre Rollen in SCI-FI-Serien Bekanntheit erlangten, ist ihr Auftreten durchaus als ironische Anspielung zu verstehen.
In diesem Sinne: „Wir lieben vorehelichen Sex!“
Mit JASON GOES TO HELL hätte eine der großen Slasherfilmreihen beinahe ein äußerst unrühmliches Ende gefunden. Zum Glück hat man’s nicht dabei beruhen lassen und mit JASON X einen weiteren Teil nachgereicht. Ganz großes Glück, kann man sagen, verhilft dieser Jubiläumsfilm – immerhin der Zehnte – der Reihe doch wieder zu einem Aufschwung – und, nein Nic, damit meine ich nicht den Aufschwung der weiblichen Hüften… auch wenn ich der letzte bin, der dagegen was einzuwenden hat.
Jason X macht Spaß, bringt durch das SCI-FI Setting frischen Wind herein und weiß auf ganzer Freitagscher Ebene zu überzeugen. Kurzweiliges, dabei aber nicht strunzdoofes, Slasherkino, mit einer kleinen Prise Ironie. Damit zählt JASON X zum Besten, das die FREITAG DER 13TE-Reihe zu bieten hat.