OT: Jane's Journey
DOKUMENTARFILM: GERMANY, 2010
Regie: Lorenz Knauer
Darsteller: Jane Goodall, Kofi Annan, Hugo Eric Louis van Lawick, Erasto Njavike
Zwei Jahre lang begleitete Regisseur Lorenz Knauer die bekannte Schimpansenforscherin Jane Goodall. Es ist nicht nur eine Reise um die Welt, sondern auch ein Trip in Janes Vergangenheit.
KRITIK:Jane Goodall? Kennt man doch. Das ist doch diese Frau, die bei den Affen lebt. Spätestens seit ein Jane Goodall-look-alike durch die Welt der Simpsons geisterte, dürfte wohl so ziemlich ein jeder wissen, wer Jane Goodall ist. Oder zumindest glauben es zu wissen.
Ich glaube, der eine oder andere dürfte sein blaues Wunder erleben, wenn er einen Blick in "Janes Journey" wirft. Zumindest mir ist es so ergangen. Und ich schätze mal, dass es den meisten, die nicht gerade Goodalls Vorträge lauschen oder ihre Bücher im Schrank stehen haben, nicht ganz unähnlich gehen wird.
Auch Jane Goodall selbst, scheint sich dem bewusst zu sein. Es ist sicher kein Zufall, dass sie gleich am Anfang erzählt, dass Leute oft auf sie zukommen und sie für ihren Film "Gorillas im Nebel" loben würden. "Haben Sie den Film gesehen?", fragt Goodall die Leute dann. "Und? Haben Sie bemerkt, dass die Hauptdarstellerin stirbt?"
Aber keine Bange, zur Vermeidung solcher und ähnlicher Fauxpas gibt es jetzt ja Abhilfe in Form von "Janes Journey". Bereits der humorvolle Einstieg in die Dokumentation macht klar, dass man es bei Jane Goodall sicherlich nicht mit einer der Welt abgewandten Einsiedlerin zu tun hat, sondern mit einer charismatischen Rednerin. Die Dokumentation macht sich dies auch zunutze, und lässt Jane das meiste selbst erzählen. Jane Goodall, die es gewohnt ist, bei ihren Vorträgen das Publikum mitzureisen, versteht es mit ihrer natürlichen Art wie selbstverständlich die Zuseher für sich einzunehmen.
Man sieht zwar immer wieder auch Interviewpassagen mit ihren Freunden, der Familie oder bekannten Hollywoodstars, doch das meiste erzählt Jane selbst. Es ist durchaus interessant, dass sie, nicht nur wenn sie auf die Vergangenheit angesprochen wird, auch immer selbst die Frage nach dem warum ins Spiel bringt, dem Zuseher eine befriedigende Antwort aber meist schuldig bleibt.
Was eine junge, hübsche Frau dazu veranlasste auf eigene Faust und ohne jegliche Kontakte nach Afrika zu reisen, um Schimpansen zu beobachten, ist wohl schwer zu erklären. Jane selbst, beschreibt sich im nachhinein als "naiv", dazu werden alten Aufnahmen aus jenen Tagen gezeigt.
Es ist als Zuseher nicht ganz leicht, immer den Überblick zu halten. Kein Wunder: Jane Goodall reist nach eigenen Angaben 300 Tage im Jahr um die ganze Welt. Dass dieses Leben auch einen hohen Tribut fordert, scheint in Lorenz Knauers Dokumentation nur selten durch.
Anstelle kritischer Aspekte widmete sich die Dokumentation lieber Goodalls Projekten und zeigt Interviews mit Leuten die nur gutes über Jane Goodall sagen. Das ist durchaus legitim, wirkt aber manchmal auch etwas übertrieben. Zumal gegen Ende nur mehr von einem Projekt zum nächsten gehetzt wird.
Dennoch gelingt es der Dokumentation ganz gut Jane Goodalls Message unter die Zuschauer zu bringen. Was nicht zuletzt daran liegt, dass diese Frau auf ihre ganz eigene Art und Weise inspirierend wirkt.
Bildgewaltiges Porträt über die laut TAZ "wahrscheinlich neben Einstein ... berühmteste Wissenschaftlerin des 20. Jahrhunderts". Lorenz Knauers Porträt wirkt manchmal ein bisschen zu wenig distanziert, blendet aber die Schattenseiten auch nicht komplett aus.