HORROR: USA, 2016
Regie: Colin Minihan
Darsteller: Brittany Allen, Juan Riedinger, Merwin Mondesir
Nick ist ein Vollidiot. Fährt den Porsche in den Straßengraben und lässt sich vom erstbesten Zombie auffressen. Und für den Wüstentrip hat er nichts mitgenommen außer Kippen, Schnaps, Koks und zwei Flaschen Wasser. Immerhin. Seine Freundin Molly hat keine Zeit (und Lust) für Trauerarbeit. Der jungen Frau steht ein Fußmarsch durch die glühend heiße Mojave-Wüste bevor, mit einem Untoten auf den Fersen, der sich einfach nicht abschütteln lässt.
IT STAINS THE SAND RED war einer der Publikumsfavoriten beim diesjährigen /slash-Filmfestival. Regisseur Colin Minihan, bekannt für den spottbillig produzierten Indie-Hit GRAVE ENCOUNTERS, ist ein bemerkenswerter Genre-Film gelungen, der auf ein simples, aber effektives und spannendes Bedrohungsszenario setzt: Eine Frau. Ein Zombie. Und nichts als die Leere der hitzeflirrenden Wüste.
Atmosphärisch und stimmungsmäßig lassen Klassiker des psychedelischen Hitzekinos grüßen. Auch wenn der Vergleich hinken mag wie der angeschossene Untote im Wüstensand: Deutlich mehr WALKABOUT als THE WALKING DEAD, wenn man so will.
Die Angst, dass sich ein neunzigminütiger filmischer Hitzemarsch mit einem Zombie im Schlepptau als ermüdende Angelegenheit erweisen könnte, ist unbegründet: Colin Minihan hat das Drehbuch mit echten Suspense-Momenten und blutspritzfreudigen Gewalteruptionen, aber auch mit humoristischen Einlagen gespickt. Eine Gratwanderung, die funktioniert: IT STAINS THE SAND RED ist keine Satire, schon gar kein Fun-Splatter, sondern ein ausgesprochen origineller und unterhaltsamer Genre-Flick.
Gespoilert wird natürlich nichts. Es stellt sich sowieso schnell heraus, dass der sabbernde Untote noch Mollys kleinstes Problem ist. Die Uhr hat nämlich Endzeit geschlagen, was den überlebenden Prachtexemplaren der Gattung Mann endlich Gelegenheit gibt, ganz sie selbst zu sein: Machos, paranoide Freaks, Psychopathen und Vergewaltiger nämlich. Aber keine Angst: Mit Partygirl Molly (eine Entdeckung: Brittany Allen) ist nicht zu spaßen, und mit diesen Arschlöchern wird sie allemal fertig.
Der Film wurde zwar schon 2016 gedreht, doch einige Szenen wirken wie ein Kommentar zu #metoo, dem ersten - so glaube ich zumindest - tatsächlich gesellschaftsverändernden Hashtag der Internet-Geschichte. Etwa, als Molly ihrem hartnäckigen Zombie-Verehrer erklärt, dass er selbst als Toter noch genau so nervt wie all die aufdringlichen Typen in der Bar, die ihr nachlaufen und kein Nein akzeptieren.
Wüstenspaziergang mit Zombie: IT STAINS THE SAND RED zeigt, dass man im Zombie-Fach alles ganz anders machen kann: Überraschungs- und wendungsreich, mit ätzendem, aber keinesfalls verblödelnden Humor. Und mit einem unerwartet gesellschaftskritischen Unterton. Richtig toller Film, wenn ihr mich fragt. Ich lehne mich jetzt bewußt weit aus dem Fenster und vergebe