OT: Infection
HORROR: USA, 2005
Regie: Albert Pyun
Darsteller: Virginia Dare Paulin, Morgan Weisser, Scott Paulin
Es ist kurz vor Mitternacht: Deputy Bardo fährt eine Kontrollrunde durch einen Naturpark nahe der kalifornischen Kleinstadt Lawton. Plötzlich gehen Notrufe ein: Verängstigte Bürger berichten von Meteoriteneinschlägen und seltsamen Ereignissen. Dann fällt die Funkverbindung aus, und Bardo wird auf offenem Feld von einem Mann angegriffen. Unterdessen versucht eine junge Frau in Panik, aus dem mittlerweile hermetisch abgeriegelten Park zu entkommen...
KRITIK:Endlich kommt es auch hierzulande auf DVD, das Festival-erprobte Echtzeit-Experiment von Albert Pyun. Echtzeit-Experiment?
Mit INFECTION hat sich der stets experimentierfreudige B-Movie-Veteran Albert Pyun (CYBORG, NEMESIS, VERGELTUNG DER VERDAMMTEN) selbst übertroffen: Abgesehen von einem kurzen Epilog, laufen die merkwürdigen Ereignisse rund um einen Meteoriteneinschlag hier tatsächlich in Echtzeit ab. Der "Hauptfilm" besteht aus einer einzigen, 63-minütigen Filmaufnahme aus der Perspektive einer polizeilichen Überwachungskamera.
Der Zuseher bekommt ausschließlich die Bilder einer starr auf dem Armaturenbrett eines Polizeiautos montierten Kamera zu sehen. Auf der Tonspur laufen chaotische, von Störgeräuschen begleitete Polizei-Funksprüche, die einen Eindruck von der sich sukzessive zuspitzenden Situation vermitteln.
Das funktioniert erstaunlich gut - so sich der Zuseher auf das Spiel einlässt. Wer je, wie der Autor dieser Zeilen, nachts mit dem Auto auf völlig unbeleuchteten Feldwegen unterwegs war (aus Gründen, die ich hier nicht näher ausführen möchte :-), dürfte das Gefühl von Desorientierung, Isolation und dunkelheitsbedingter Beklemmung ziemlich intensiv verspüren.
Wo immer mit semidokumentarischen Bildern gespielt wird, ist der BLAIR WITCH- und neuerdings auch CLOVERFIELD-Vergleich nicht weit. Doch diese Einordnungsversuche greifen zu kurz - Pyuns Film hat zwar nicht mehr gekostet als ein Lunchpaket am Set von CLOVERFIELD. Doch in Punkto Originalität schlägt er diese überschätze CGI-Monstershow um Längen.
Aber ist INFECTION - beim deutschen Titel "INVASION - ANGRIFF DER KÖRPERFRESSER" hat der DVD-Anbieter epiX extra tief in die lyrische Trickkiste gegriffen - auch wirklich gut? Sagen wirs mal so: Glücklicherweise läuft der Streifen nur knappe 65 Minuten. Die Spannung und die stellenweise erstaunlich beklemmende Atmosphäre länger aufrecht zu erhalten, wäre unter den Bedingungen dieses Experiments (ein einziger Take, keine Schnitte) wohl ein Ding der Unmöglichkeit gewesen.
Albert Pyun, der "Jean Luc-Godard der B-Movies" (Zitat IMDB) übertrifft sich hier selbst. Sein schnittfreies Echtzeit-Alien-Invasion-Experiment setzt in guter alter BLAIR WITCH-Tradition auf pseudo-dokumentarisches Bildmaterial und treibt dabei ein effizientes Spiel mit den Ängsten des Zusehers vor der Dunkelheit. Erstaunlich scary stuff - wenn man sich darauf einlässt.