SCI-FI/DRAMA: USA, 2014
Regie: Robert Schwentke
Darsteller: Shailene Woodley, Theo James, Kate Winslet, Naomi Watts
Die Rebellin Tris ist auf der Flucht: Vor den Schergen des Regimes, das "Unbestimmte", also Menschen, für die im Kastensystem der Zukunft kein Platz ist, gnadenlos verfolgt. Und vor ihrer Vergangenheit ...
Auf dem Sektor der Young Adult-Verfilmungen kann man schon mal den Überblick verlieren, vor allem als nicht mehr ganz so younger Adult: The Hunger Games. Maze Runner. Ender's Game. Ich bin Nummer 4. Mortal Instruments. Während das Vampirthema abgefrühstückt scheint, stehen dystopische Szenarien mit jungen, kriegerischen HeldInnen weiterhin hoch in Kurs.
INSURGENT - DIE BESTIMMUNG ist der zweite Teil der DIVERGENT-Trilogie um die junge Rebellin Tris Prior. Der Film führt in eine Zukunft, in der ich meinen naiven Wunschtraum, dass es irgendwann einmal egal sein könnte, ob man als Männlein oder als Weiblein geboren wurde, und ob man schwarze, weiße, gelbe oder grüngestreifte Haut hat, endgültig begraben kann.
Es ist vielmehr so, dass sich die gute alte Nazi-Wissenschaft der Schädel-Vermessung ungebrochener Beliebtheit erfreut: Gemessen wird natürlich nicht mehr mit dem Maßband, sondern per digitalem Gehirn-Scan. Der Computer bestimmt, welcher Fraktion innerhalb des diktatorischen Kastensystems ein Mensch zugeordnet wird: Es gibt intelligente "Ken" (einsetzbar für Verwaltungsaufgaben), friedfertige "Amity" (geeignet für Ackerbau und Viehzucht) oder kämpferische "Ferox" (nötig für Sicherheitsdienstleistungen aller Art).
Wer, wie die Jung-Rebellin Tris, in keine Schublade passt, hat ein ernstes Problem. Gelten doch "Fraktionslose" als potentielle Störenfriede und Staatsfeinde, die vom Regime mit unbarmherziger Härte verfolgt werden.
Und damit sind wir mittendrin in einem futuristischen Action-Szenario, das leider das große Problem hat, im Schatten der erfolgreicheren (und besser gemachten) THE HUNGER GAMES-Saga zu stehen. Während etwa THE HUNGER GAMES - MOCKINGJAY (2014) mit einer fast schon als größenwahnsinnig zu bezeichnenden A-List-Besetzung (Donald Sutherland, Julianne Moore, Philip Seymour Hoffman, Woody Harrelson und natürlich Jennifer Lawrence) aufwartet, nimmt sich die Besetzungsliste von INSURGENT deutlich unprominenter aus: Naomi Watts tritt als Untergrund-Kämpferin gegen Kate Winslet als Diktatorin an.
Während mich MOCKINGJAY auch emotional mitreißen konnte, kämpft in INSURGENT die nicht uncharismatische Shailene Woodley tapfer, aber letztlich vergeblich gegen ein Drehbuch an, das vor pathetischen Soap-Dialogen nur so trieft.
Und während der klasse Mockingjay-Soundtrack (Lorde, CHVRCHES, Charli XCX, Bat for Lashes, Grace Jones, Major Lazer) bei mir zuhause auf Heavy Rotation läuft, bin ich beim dumpfen 08/15-Radiorock während des Abspanns von INSURGENT vorzeitig aus dem Kino geflüchtet.
Die Geschichte selbst ist aber beileibe nicht unspannend. Warum jedoch eine Hellraiser-artige Zauberschachtel ins Zentrum der Erzählung rückt, die, wenn man Kennern der Buchvorlage glauben darf, in dieser nicht vorkommt, wird wohl das Geheimnis der gleich drei Drehbuchautoren bleiben. Inszenatorisch haben wir es selbstredend mit Qualitätsarbeit zu tun. Die Kämpfe wurden mehrheitlich souverän choreographiert, die Ausstattung wirkt teuer, und die visuellen Effekte sind, wie bei Filmen dieser Art nicht anders zu erwarten, eine Leistungsschau der digitalen Tricktechnik.
Bei den Matrix-mäßigen Kampfsimulationen im letzten Filmdrittel ergibt auch das 3D-Format endlich Sinn. Gut, ihr jungen Menschen da draußen seht solche Effekte (in kleinerem Maßstab) wahrscheinlich täglich auf eurer Playstation. Aber für mich als Game-Verweigerer (oder Ignorant, wie ihr wollt) war da durchaus beindruckendes visuelles Neuland dabei. Und bei der Szene mit dem fliegenden Haus dürfte ich mich Höhenangst-bedingt reflexartig an Griff des Kinosessels festgekrallt haben.
Fassen wir also zusammen: Der zweite Teil der DIVERGENT-Trilogie entwirft ein nicht unbeklemmendes dystopisches Szenario, das aber schwer an hölzernen, von milchgesichtigen Darsteller-Buben vorgetragenen Soap-Dialogen zu kiefeln hat. Die Effekte rocken aber stellenweise ordentlich. Nicht auszudenken, was einer wie Paul Verhoeven aus diesem Stoff gemacht hätte. So etwas vielleicht ...
Weil mir des Öfteren vorgeworfen wird, zu gutmütig zu bewerten, versuche ich mich diesmal als strenger, aber gerechter Wertungs-Diktator und vergebe lediglich ...