HORROR: USA, 2011
Regie: James Wan
Darsteller: Patrick Wilson, Rose Byrne, Ty Simpkins, Lin Shaye, Barbara Hershey
Die Familie Lambert bezieht ihr hart erarbeitetes Eigenheim in einem beschaulichen Vorort. Doch genießen können sie dieses Glück nicht sehr lange. Unerklärliche und unheimliche Ereignisse überschatten das harmonische Familienleben.
James Wan. Woher kennt man diesen Namen noch mal? - Richtig! James Wan ist Macher der Saw-Filme und des damit verbundenen ... ja wie will man es nennen? Franchise? Kult? Hysterie?
Ich denke da scheiden sich die Geister, für mich persönlich war nach dem ersten, meiner Meinung nach noch innovativen und einfallsreichen, das Genre auffrischenden ersten Teils die Luft raus. Danach wirkten diese Schlachtplatten auf mich eher reißerisch und voyeuristisch. (Hartgesottene Saw-Fans sollen mich jetzt bitte nicht nach Vorbild des Films daheim aufsuchen und foltern.)
Mittlerweile gab es sechs (vielleicht sind es auch eine mehr oder weniger, so genau kann ich das mittlerweile nicht mehr sagen) Fortsetzungen, die das Torture Porn Genre nicht unbedingt bereichert haben. Quantität statt Qualität.
Nun kehrt James Wan zu einer der Wurzeln des Horrorfilms zurück und bringt einen überraschend klassisch wirkenden "Oldschool" Haunted Movie in die Kinos. Josh Lambert (Patrick Wilson) zieht mit seiner Familie in ihr brandneues Eigenheim in einem ruhigen Vorort. Doch schon nach kurzer Zeit wird die Familie nachts von seltsamen Geräuschen geweckt, durch das Babyfon hören sie diabolische Stimmen und auch die ersten "optischen" Erscheinungen lassen nicht lange auf sich warten. Als dann der kleine Dalton (Ty Simpkins) nach einem Ausflug auf dem Dachboden von einer Leiter stürzt und daraufhin in ein unerklärliches Koma fällt, ist es Zeit für die Familie noch einmal umzuziehen.
Der Spuk sollte nun vorrüber sein, müsste man denken, doch es kommt natürlich anders.
Hört sich erst einmal wie eine 08/15 Spukhaus-Geister-Story an, doch hier haben die Macher die Kurve noch einmal gekriegt. In der ersten Hälfte setzt der Film dezent Schockmomente ein, die mit einer eindringlichen Klangkulisse und viel Suspense abgerundet werden und präsentiert so einige Schreckensmomente bei denen das Popcorn gut festgehalten werden sollte.
Hier sind die Stilmittel auch eher klassischen Ursprungs: Knarrende Türen die nur angelehnt sind, dunkle Gänge, Lichter die nicht funktionieren, zuschlagende Schrank- und Küchentüren, Schattenspiele.
In der zweiten Hälfte schleicht sich dann langsam eine Wendung in Richtung Paranormalem ein, die nicht abstrakt oder konstruiert wirkt. Vor allem der Auftritt der "Ghosthunter" ist originell in Szene gesetzt und tritt als größte Stärke des Films auf. Gute Spezialeffekte und ein passendes Setting, das dann doch teilweise erkennen lässt aus wessen Federn dieses Werk stammt, treiben den Film kontinuierlich in Richtung spannungsgeladenes Finale.
Leider weist Insidious auch einige Schwächen auf, die den Film davon abhalten die 7-er Marke zu durchbrechen. Einige nicht nachvollziehbare Aktionen der Charaktere und ganz offensichtliche Lückenfüller sorgten bei mir dann doch hin und wieder für ein Kopfschütteln. Außerdem hatte ich insgeheim doch auf ein etwas adrenalinaustoßenderes Filmerlebnis gehofft, ich lasse mir hier aber durchaus den Vorwurf gefallen in dieser Hinsicht schon etwas abgehärtet zu sein.
Insgesamt wirkt Insidious aber solide und stellt eine willkommene Abwechslung im sonst so blutgetränkten Horrorgenre dar. Wer eine Blut und Gedärme-Parade oder Splatterszenen erwartet, sollte den Kinobesuch ausfallen lassen, für alle anderen ein sehenswerter, klassischer Horrorfilm.
SAW-Erfinder James Wan kehrt dem ausgebluteten Torture-Porn-Fach den Rücken und überrascht mit einem Haunted-Horror-Movie im auffallend klassischen Stil. Definitiv mehr als nur Popcorn-Kino, jedoch wurde auch Potential verschenkt.