OT: L'isola degli uomini pesce
HORRORABENTEUERMUTATIONENTRASH: Italien, 1979
Regie: Sergio Martino
Darsteller: Richard Johnson, Barbara Bach, Claudio Cassinelli, Joseph Cotton
Achtzehnhunnertirgendwas stranden der Schiffsarzt und eine Handvoll Sträflinge eines gesunkenen Gefangenenschiffs auf einer auf keiner Karte verzeichneten Insel. Dort geraten sie in die Gewalt des sinistren wie skrupellosen Edmond Rackham, der nicht nur die Eingeborenen des Eilands, sondern auch unheimliche Kreaturen halb Fisch halb Mensch zu befehligen scheint...
Insbesondere in den 70ern und 80ern Jahren gehörte die angezogene, meist sogar hemmungslos überdrehte Gewaltschraube zur Serienausstattung einer italienischen Genreproduktion. So verwundert es schon, dass man von den vielen vorzeitigen Ableben in Sergio Martinos 1979 erschienenen INSEL DER NEUEN MONSTER so wenig sieht, dass der Film gar mit einer FSK 12-Freigabe durch die Prüfstellen gekommen ist.
Offensichtlich hatte sich Martino bei seinem kurz zuvor entstandenen und voller Geschmacklosigkeiten steckenden Menschenfresser-Opus DIE WEISSE GÖTTIN DER KANNIBALEN eine kleine Splatter-Überdosis eingefangen, so dass er vorerst die Schnauze voll vom Gore hatte. Auch wenn es ihm zumindest die Tiere auf der INSEL DER NEUEN MONSTER gedankt haben werden - doch etwas mehr Kunstbluteinsatz und ich hätte schwören können, dass dieser Film im Vergleich zu seinen zeitgenössischen Kollegen aus dem Zombie- und Exploitationfach nicht gar so tief in der Versenkung verschwunden wäre.
Weil: Die Atmosphäre stimmt im ersten Drittel. Ohne viel Federlesens landen die Schiffbrüchigen um den leider viel zu früh von uns gegangenen Claudio (SUSPECTED DEATH OF A MINOR) Cassinelli auf der titelgebenden Insel und dort gibt es nicht nur stimmige Naturaufnahmen von Martinos Stammkameramann Giancarlo Ferrando, sondern auch eine subtil bedrohliche Stimmung, einen schnell voranschreitenden Body Count und einen Haufen markig-charmanter Dialogzeilen a la "Für die Eingeborenen sind Skorpione heilige Tiere. Sie bewachen die Gräber der Zombies...", die geradewegs aus dem schaurig-schönen 70er Jahre Horror-Schundheftchenbestand zu stammen scheinen. Irgendwie bedauert man da fast, dass Martino hier keinen spratzeligen Zombiefilm, sondern nur einen PG-rated Abenteuer-/Monsterflick mit nur moderatem Horrorfilmeinschlag abgeliefert hat.
Und leider sehen auch die Fischmenschen (not Zombies) nur in in ihren ersten Unterwasserszenen einigermaßen bedrohlich aus; ein Eindruck, der sich an Land und bei Tageslicht rasch verflüchtigt, weil die allzu offensichtlichen Gummimonturen der Fischmonster jede Ernsthaftigkeit, jedes Grauen dann per se ausschließen.
Ohnehin verabschiedet sich die INSEL, die sich anfangs noch als positiv brackiger Horrorfilm eingeführt hat, spätetens nach einer Dreiviertelstunde endgültig in die trashigen Gefilde. Dann gibt es Tauchkapseln, Goldschätze aus versunkenen Kontinenten, Drogen für die Fischmonster und gar noch einen Vulkanausbruch obendrauf. Ein Lügner, wer behauptet, in der zweiten Filmhälfte würden sich die Ereignisse nicht überschlagen.
Dennoch hat mich die vergleichsweise ruhigere, aber düstere erste Halbzeit mehr gefesselt. Was beginnt wie eine italienische Mischung aus DIE INSEL DES DR. MOREAU, GRAF ZAROFF und DER SCHRECKEN VOM AMAZONAS wird später zu einem Jules Verne-Verschnitt für Ärmere; mit Fischmenschen, Voodoo und ganz, ganz viel Trash. Hat immer noch Charme und vor allem eine tolle Cast (der erwähnte Cassinelli, Bond-Girl Barbara Bach und alle überragend Richard {WOODOO-Schreckensinsel der Zombies} Johnson als markanter, besonders skrupelloser Finsterling), aber nur noch den Unterhaltungswert eines sympathischen, aber nur leidlich relevanten Billigmonsterfilms aus dem Sonntagsnachmittagsprogramm. Über die in den 90ern nachgeschobene Fortsetzung, die die Fischmenschen in einer Postapokalypse agieren lässt, hüllt man dagegen am besten sofort den Mantel des Schweigens.
Inhaltlich ist Sergio Martinos 79er Abenteuer-/Horror-/Trash-/Monsterflick-Mixtur irgendwo zwischen Dr. Moreau, Graf Zaroff und Jules Verne angesiedelt; vom Gore-Gehalt eher zwischen FINDET NEMO und INDIANA JONES. Dennoch ist die INSEL DER NEUEN MONSTER anfangs schön düster, atmosphärisch und sogar ein bißchen bedrohlich, bevor sich die Dinge in der zweiten Filmhälfte zwar überschlagen, aber auch stark in Richtung Trash purzeln. Deshalb ist dies sicherlich kein Sonntagsnachmittagsspaß für jedermann, sondern eher leichte Unterhaltung für italophile Eurotrash-Veteranen, die keine Gummianzug-Phobie haben und auch den Schein für bare Münze nehmen können, dass der versunkene Kontinent Atlantis lediglich aus ein paar Steinbauten von der Größe Wolfartsweiers und einem Sonnentempel bestanden hat, sich ansonsten aber als sagenhaftes maritimes El Dorado entpuppt. Auf dem normalen Bewertungsbarometer kommen wir auf fünf Punkte; auf unserer sehr viel wohlwollenderen Eurotrash-Sympathisantenskala sind es dann doch knappe