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GOOD MOVIES FOR BAD PEOPLE
Incite Mill

Incite Mill

OT: Inshite miru: 7-kakan no desu gêmu
THRILLER: Japan, 2010
Regie: Hideo Nakata
Darsteller: Tatsuya Fujiwara, Haruka Ayase, Satomi Ishihara, Tsuyoshi Abe

STORY:

Für sehr viel Geld erklären sich zehn Freiwillige bereit, an einem Experiment teilzunehmen. Sie sollen nichts weiter tun als sieben Tage lang in einem kameraüberwachten, abgeriegelten Gebäudekomplex zu verbringen. Sollte in dieser Zeit einer von ihnen umgebracht werden, so verdoppelt sich der Lohn des Täters als auch der des "Detektivs", der das Verbrechen aufklärt. Die zehn Teilnehmer vereinbaren zwar einen Nichtangriffspakt, doch schon am nächsten Morgen liegt die erste Leiche auf dem Flur. Misstrauen und Angst machen sich in der Gruppe breit. Das anfangs so harmlose Spiel entwickelt sich schnell zum Psychokrieg. Und bald herrscht nur noch Mord und Totschlag unter den Kandidaten ...

KRITIK:

SAW. CUBE. BATTLE ROYALE.

Diese Titel liest man immer wieder in Verbindung mit dem neuen Thriller von Hideo (RING) Nakata. Und auch wenn das allesamt tolle Referenzen sind, auch wenn BATTLE ROYALE-Veteran Tatsuya Fujiwara hier mitspielt und auch wenn der Plot eine zufällig zusammengewürfelte Gruppe Menschen in einem isolierten Gebäude in ein perfides Spiel auf Leben und Tod verwickelt; mit diesen Vergleichen tut man INCITE MILL keinen Gefallen, weil sie beim Zuschauer eine völlig falsche Erwartungshaltung aufbauen.

Eines steht fest: Die Freunde von sadistischen Todesfallen, Gore-Eskapaden, Primzahlen oder gigantischen Klassenfahrtsgemetzel werden hier kaum ihre Erfüllung finden. Goretechnisch ist INCITE MILL äußerst moderat ausgefallen, was nicht weiter verwundert, weil Splatter nie so wirklich die Sache Nakatas gewesen ist und er seinen Film wohl ohnehin in der Nähe eines ganz anderen Klassikers sieht. Die Anzahl der Spielteilnehmer: 10. Und auf dem Dinnertisch steht dekorativ ein Kreis von eben zehn kleinen Indianerfiguren. Schon bevor es der Erste im Film ausspricht, hat man längst an den Altehrwürdigsten aller mörderischen Abzählreime gedacht, der da Agatha Christies AND THEN THERE WERE NONE ist.

Allerdings präsentiert Nakata den alten Klassiker nicht werktreu, sondern in einem durchaus modernen Gewand. Auf den Gängen des kameraüberwachten "Paranoia House" patroulliert eine fiese Drohne. Das "Big Brother des Todes" wird live im Fernsehen übertragen; wobei der Film selbst nicht in der Überwachungskamera-Optik eines dieser unsäglichen Reality TV-Formate präsentiert wird. Die Bilder werden spielfilmgerecht von RING/PULSE/DARK WATER-Kameramann Jun'ichirô Hayashi geliefert - und das ist auch gut so!

Die Morde sind zwar relativ unspektakulär und auch nicht auf einen Kinderreim bezogen wie bei Christie, aber dafür gibt es andere Querverbindungen zu den TEN LITTLE INDIANS. Etwa die Atmosphäre des gegenseitigen Mißtrauens und die kleinen detektivischen Einlagen. Ein bißchen Whodunit ist bei diesem "Who's next?" nämlich auch dabei. Während man in einigen Fällen den ständig variierenden Mörder schon bei der Tat über die Schultern schauen darf, muss woanders deren Identität erst einmal geklärt werden. Und weil hier Nakatas Vorliebe für überraschende Wendungen zum Tragen kommt, tut sich dieser Film dank seiner vielen geschmeidigen Twists aus der Masse ähnlicher mörderischer Psychospielchen etwas hervor.

Doch eines darf man bei aller Spannung, die INCITE MILL bis zur letzten Minute bietet, nicht unerwähnt lassen: So wirklich neu ist diese Geschichte samt ihren mörderischen Intrigen und Psycho-Scharmützel nicht. Auch das futuristische, aber karge Ambiente des "Paranoia House" gibt optisch auf Dauer nicht viel her. Einige zusätzliche Prisen schwarzen Humors (der bei Christie seinerzeit durchaus vorhanden war) hätte die Suppe sicherlich nicht versalzen und vielleicht hätte man die Ableben letzten Endes doch ein wenig kreativer und spektakulärer gestalten sollen, um dem Zuschauer so mehr Anreize für ein zweites Schauen zu bieten. Vielleicht ist INCITE MILL in dieser Hinsicht doch eine Spur zu bieder ausgefallen.

Sei's drum! Die guten Darsteller, die gelungenen Twists und der nie einknickende Spannungsbogen leisten Abbitte und somit eignet sich INCITE MILL bestens für einen gepflegt spannenden Filmabend. Sofern man eben keinen zweiten BATTLE ROYALE erwartet.

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FAZIT:

Zehn Personen in einem abgeschotteten Haus müssen sich einem perfiden Mörderspiel stellen, bei welchem einer nach dem anderen für immer auf der Strecke bleibt...- Auch wenn die drei Grundregeln dieses Spiels Mißtrauen, Mord und Totschlag heißen; die Vergleiche mit dem übermächtigen BATTLE ROYALE, dem sadistischen SAW oder dem originellen CUBE hinken etwas. Viel mehr mischt dieser japanische Thriller BIG BROTHER mit Agatha Christies  AND THEN THERE WERE NONE und peppt das leichenreiche "Who's next?" nicht mit Gore, aber dafür mit gelungenen Twists auf. Hideo Nakata, der einst im Horrorgenre mit RING die schwarzhaarigen Dämonenpuppen ordentlich tanzen ließ, hat mit INCITE MILL weder den Thriller noch den filmischen Psychokrieg revolutioniert, aber die Munition für einen gepflegt-spannenden Filmabend hat er damit allemal geliefert. 

 

WERTUNG: 6 von 10 kleinen Japanern
TEXT © Christian Ade
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