THRILLER: USA, 2009
Regie: Bertrand Tavernier
Darsteller: Tommy Lee Jones, John Goodman, Peter Sarsgaard, Kelly Macdonald
Detective Dave Robicheaux (Tommy Lee Jones) jagt im schwülen Louisiana einem Serienkiller hinterher, während der Hurrican Katrina eine vierzig Jahre alte Männerleiche aus dem Sümpfen spült. Robicheaux spürt, dass die beiden Verbrechen in einem Zusammenhang stehen - und verliert nach und nach den Boden unter seinen Füßen. Nach einem Roman von James Lee Burke.
KRITIK:Schlagt mich, aber für mich war Werner Herzogs filmischer New Orleans-Amoklauf namens Bad Lieutenant DAS bemerkenswerteste und bizarrste Filmerlebnis des angebrochenen Jahres.
Und nun kommt mit dem Neo-Noir-Thriller IN THE ELECTRIC MIST ein weiterer Film mit Schauplatz Deep South, wie die Amis ihr schwül-sumpfiges Küstenland im Süden liebevoll nennen, in - nein, leider nicht in die Kinos - sondern direkt in die DVD-Regale.
Tatsächlich könnten die beiden Filme Zwillingsbrüder sein: Sowohl BAD LIEUTENANT als auch ELECTRIC MIST wurden von europäischen Regisseuren in Louisiana gedreht. Beide Filme spielen an, wenn man so will, postapokalyptischen Schauplätzen - der Wirbelsturm Katrina hat ganze Arbeit geleistet.
Hier wie da stolpern überforderte, dysfunktionale Antihelden von Ermittlern durch mysteriöse Fälle, die ihnen den Boden unter den Füßen wegziehen.
Okay, zugegeben, Tommy Lee Jones' Film-Detective in ELECTRIC MIST mag auf den ersten Blick moralisch und psychisch gefestigter erscheinen als Nic Cages zynisches Drogenwrack in BAD LIEUTENANT.
Aber wie lautet das elfte Gebot? - Du sollst dich nicht täuschen. Auch der rauhbeinig Detective Robicheaux wird in der hitzeflirrenden Luft Louisianas noch seine blauen Wunder - und Halluzinationen erleben. Während Nic Cage von Alligatoren tagträumt, erscheint Tommy Lee Jones gleich eine ganze Konföderierten-Armee im Nebel.
Der Film wurde übrigens von Kritikern und Publikum eher reserviert aufgenommen. Kein Wunder, denn Regisseur Bertrand Tavernier hat diese Romanverfilmung weniger als Spannungsfilm, sondern als Psychogramm des US-Südens angelegt. Action-Sequenzen sind dementsprechend spärlich gesäht. Obwohl: Es gibt eine Mord-Szene, die einen ob ihrer Unmittelbarkeit die Kinnlade auf Kniehöhe kippen lässt.
Von solchen "Oh-mein-Gott-das-kann-doch-nicht-sein"-Szenen hat dieser unheimliche, geisterhafte Neo-Noir-Thriller dann noch mehrere auf Lager. Aber seht selbst. Und vergesst die Miesepeter, die von "Klischees", "Leerlauf", "Ungereimtheiten" und "Vorhersehbarkeit" faseln. Die haben den Film nicht wirklich geSEHEN.
Der französische Regisseur Bertrand Tavernier schickt Raubein Tommy Lee Jones auf eine psychisch zerrüttende Serienkiller-Hatz in die Sümpfe Louisianas. Ein atmosphärisches Meisterstück von einem Noir-Thriller; auch interessant besetzt: Watch out for John Goodman als schwergewichtigen Mafiaboss.
In diesem Sinne: "Somebody is tryin' to drive me crazy. I can't believe what I see or hear anymore."