DRAMA: F, 2005
Regie: Laurent Cantet
Darsteller: Charlotte Rampling, Karen Young
Haiti. Späte 70er Jahre. Ellen, eine frustrierte Französischlehrerin aus Boston, verbringt hier den ganzen Sommer. Legba, ein einheimischer Jüngling, gibt ihr gern ein wenig Zuneigung als Gegenleistung zu ihren Geschenken. Doch dann taucht Brenda in der Ferienanlage auf und erhebt Anspruch an den jungen Mann, der ihr vor drei Jahren - sie war 45 - den ersten Orgasmus verschafft hat.
KRITIK:Sextourismus mal anders. Man hat ja viel gehört und gelesen von alten, unansehnlichen Europäern, die kleine Mädchen in Thailand kaufen und immer neue Aidserreger in unsere Lande importieren. Hier erlebt man eine ähnliche Szenerie, nur sind Frauen die Käufer, Männer die Dienstleister.
Und im Grunde sieht alles ganz harmlos aus. Drei Frauen verbringen ihre Ferien am Strand, umringt von jungen Männern. Laden sie zum Essen ein, machen ihnen Geschenke und was sie kriegen ist nicht nur Sex. Es entsteht so etwas wie eine Symbiose. Was die Frauen brauchen ist nicht rein körperlicher Natur. Es scheint so, als hätten ihre "westlichen" Männer versagt, und sie müssten sich in die Arme weit jüngerer Haitianer flüchten, die ihnen das Gefühl geben, noch begehrt zu werden. Aber natürlich geht es auch um Orgasmen.
Teilweise wirkt der Film wie eine Doku. An einigen Stellen erklären die Frauen dem Zuschauer ganz direkt, warum sie hier sind. Doch die Seite der Haitianer wird nicht ausreichend beleuchtet. Tun sie es, weil sie wirklich keine andere Wahl haben? Ist es wirklich so, dass die Prostitution für die Frau eine Bürde ist, für den Mann hingegen gilt: Je mehr Frauen du flachlegst, desto besser? Für mich wirkte das fast so: Männer in Thailand sind böse, Frauen in Haiti sind selbst nur Opfer!
Und zum Teil zieht sich der Film auch sehr. In den pathetischen Versuchen, einen Callboy zu einem Partner zu machen. In dem "Ich-bin-50-und-keiner-hat-mich-lieb" Gesülze. Und in der Weigerung der Amerikanerinnen, auch nur einen Augenblick daran zu denken, was sie mit der Macht ihrer Dollars so anstellen.
Aber zum Nachdenken regt der Film allemal an. Und er greift ein Thema auf, das bisher recht unbemerkt unter den Teppich gekehrt wurde. Damit wir nicht vergessen, dass es ganz viele Arten der Ausnutzung gibt und viele Menschen, die sie in Kauf nehmen für einen Orgasmus.
Ein gutes Thema, das einen besseren Film verdient hätte.