OT: In Time
ACTION: USA, 2011
Regie: Andrew Niccol
Darsteller: Justin Timberlake, Amanda Seyfried, Olivia Wilde, Cillian Murphy, Shyloh Oostwald
In der Zukunft hat der Mensch das Problem des Alterns gelöst. Wird man 25 hört der Körper einfach auf zu altern und man kann nun theoretisch ewig leben. Da die Ressourcen und der Platz auf der Erde jedoch begrenzt sind, hat jeder Mensch auch eine rückwärts tickende Uhr in seinem Körper. Sind die 13 Ziffern dieser Uhr alle auf 0 stirbt man. Dadurch ist Zeit zum wichtigsten Gut der Zukunft geworden und hat den schnöden Mammon als Zahlungsmittel ersetzt. Man zahlt in Stunden, Tagen oder Wochen.
Doch die Zeit ist, wie könnte es anders sein, ungerecht verteilt. Während die einen mit ihren Jahrtausenden nichts Besseres anfangen zu wissen als sie im Casino zu verzocken, kämpfen andere Tag für Tag ums nackte Überleben. Zu letzteren gehört auch Will Salas (Justin Timberlake). Eines Tages bekommt Salas von einem reichen Mann, der seiner Lebenszeit überdrüssig geworden ist, über ein Jahrhundert geschenkt.
Doch Zeit in den falschen Händen ist gefährlich, das glauben zumindest die, die mehr als genug davon haben. Also wird Salas nun von einem sogenannten Timekeeper (Cillian Murphy) gejagt; man will schließlich das System nicht in Ungleichgewicht bringen. Will bleibt nur die Flucht. Und er hat eine Geisel, Sylvia Weis (Amanda Seyfried), ihres Zeichens Tochter des wohl reichsten Mannes der Welt ...
Verschiedene "Zeitzonen" für Arme und Reiche, die durch Barrieren voneinander getrennt werden, Slums in denen die Armen vor sich hinvegetieren und ein System das darauf aufgebaut ist, dass viele für das ewige Leben weniger, jung sterben müssen, ein Schelm wer dabei Böses denkt. Mit "In Time" schuf Regisseur und Drehbuchautor Andrew Niccol, der schon das Drehbuch für "Die Truman Show" geschrieben hat und sich zudem für Lord of War verantwortlich zeigte, tatsächlich einen Actionfilm mit sozialkritischem Hintergrund.
Soll heißen: Im Film wird auffallend viel über das böse System und Ungerechtigkeit geredet. Auch wenn es sich oftmals nur um oberflächliches Geplänkel handelt und man meistens nur Allgemeinplätzchen wie, dass ewiges Leben allein auch nicht glücklich macht, unter die Nase gerieben bekommt, so sind die Parallelen zu Missständen in unserem System nicht von der Hand zu weisen und als Zuseher erkennt man recht schnell, dass die Kritik durchaus berechtigt ist. Und es stimmt ja vermutlich auch: Ewiges Leben allein macht auch nicht glücklich. Fragen Sie mal diesen Mann.
Bei "In Time" handelt es sich zudem um eine Hochglanzproduktion die gerne mal mit bombastischen Actionszenen und Verfolgungsjagden aufwartet. Auch die gute alte Zeitlupe kommt nicht zu kurz. Hinzu kommt, dass es im Film von jungen, schönen Menschen nur so wimmelt. Was natürlich nur am Drehbuch liegt, aber auch zu einigen absurden, etwas gewöhnungsbedürftigen Szenen führt. Die Mutter-Sohn Szenen zwischen Justin Timberlake und Olivia Wilde muten anfangs durchaus etwas merkwürdig an. Aber das ist halt das Krux mit der ewigen Jugend: Man sieht den Leuten nicht an, wie alt sie wirklich sind.
"In Time" ist zudem außerordentlich stylisch. In schicker Videoclip-Ästhetik dürfen sich Timberlake und Amanda Seyfried als Gangsterpärchen im Retro-Chick versuchen. Und auch die restlichen Schauspieler kommen ungeheuer stylisch rüber. Die übliche schicke 50er, 60er Jahre Reminiszenz wie man sie heute in Musikvideos und Filmen findet. Ja, streckenweise erinnert der Film an ein Musikvideo oder an eine Klamottenwerbung, nicht zuletzt dank der jungen, hübschen Menschen, die man immer sieht.
Was die Handlung betrifft, ist "In Time" streckenweise leider sehr vorhersehbar. Teilweise kann man schon zu Beginn einer Szene erraten, wer stirbt (oder überlebt) und wie. Und ja: Man liegt IMMER richtig. Das ist auf die Dauer schon etwas bitter. Der Schluss dürfte den einen oder anderen Gesellschaftspessimisten und Gutmenschen-Schimpfer sauer aufstoßen. Schließlich leben wir in einer Zeit der Resignation, in der zwar jeder sieht, dass das System ungerecht ist, aber gleichzeitig auch glaubt nichts ändern zu können.
Neue Wege vermag zwar "In Time" auch nicht aufzuzeigen, im Gegenteil, und auch über Realismus und die Wahl der Mittel lässt sich streiten. Klar, der Film macht es sich schon ein bisschen leicht, aber zumindest regt er zum Nachdenken an.
Justin Timberlake und Amanda Seyfried kämpfen gegen die Zeit und gegen soziale Ungerechtigkeiten. Heraus kam ein stylischer Actionreißer mit sozialkritischem Einschlag. Die Actionszenen sind durchaus sehenswert und auch Parallelen zu unserer Zeit unverkennbar. Der Film wirft sicher einige durchaus interessante Fragen auf, bleibt aber meistens leider nun an der Oberfläche. Für einen soliden Actionthriller reicht es allemal.