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Im Vorhof der Hölle

Im Vorhof der Hölle

OT: State of Grace
GANGSTERFILM: USA/GB, 1990
Regie: Phil Joanou
Darsteller: Sean Penn, Gary Oldman, Ed Harris, Robin Wright, John Turturro, Burgess Meredith, John C. Reilly

STORY:

Terry Noonan (Sean Penn) kehrt nach zehn Jahren zurück in seine alte Nachbarschaft, Hell's Kitchen, New York City. Dort hängt er wieder mit seinem besten Freund aus Kindheitstagen ab, Jackie Flannery (Gary Oldman), der stark in die Machenschaften der dort ansässigen, irischen Mafia involviert ist, angeführt von seinem älteren Bruder, Frankie Flannery (Ed Harris). Schon bald verläuft sich Terry in unschönen Gassen voll von Lügen, Hass und falscher Loyalität...

KRITIK:

Inspiriert wurde die fiktive Geschichte durch die Ereignisse in Hell's Kitchen in den 70er und 80er Jahren als die 'Westies' (Irische Mafia in NYC) mit der Gambino Familie (Italienische Mafia) gemeinsame Sache machten. 'The Westies' waren für ihre Cowboy-Methoden, also ihrem eher wilden, oft spontanem Umgang mit 'Problemen', bekannt. Ihre Talente lagen in den Bereichen der Erpressung, der exemplarischen Ermordung, dem Racheakt usw. Durchaus brauchbare Talente in diesem Berufsfeld, könnte man sagen.

Doch ihre italienischen Pendants der Cosa Nostra hatten damit weniger Freude, zumindest mit der Art und Weise, wie die Iren diese Tätigkeiten vollzogen, da sie vielmehr Wert auf Unauffälligkeit und genaue Planung legten. Dennoch waren die Fähigkeiten beider Seiten für ihr gemeinsames Tun von Nutzen, zumindest für kurze Zeit. Der Film erforscht diese kurzweilige Verlobung dieser unterschiedlichen, verbrecherischen Kulturen und spiegelt die Schwäche für den mutwillig selbstzerstörerischen Geist der irischen Mafia, die selbst dann nicht zurückschreckte, wenn es um die Ermordung ihrer besten Freunde oder sogar Familienmitglieder ging, in der grandiosen, unverfälschten Figur des Jackie Flannigen wider.

Der damals recht unerfahrene Regisseur Phil Joanou begibt sich hier auf die Spielwiese von Scorsese und Lumet und kann ganz gut mitspielen. Der Film kann absolut überzeugen in seiner Darstellung organisierten Verbrechens im Großstadtdschungel und punktet auch massenhaft in dem Portrait der ethnischen und kulturellen Unterschiede und Denkweisen der rivalisierenden Mobs. In ausdrucksstarken Bildern präsentiert der Film seine Geschichte über Freundschaft und Loyalität, den zentralen Themen des Films. Im Vorhof der Hölle ist bis in die kleinsten Nebenrollen exquisit besetzt - Sean Penn, Gary Oldman, Ed Harris, Robin Wright (Penns spätere Frau und Ex-Frau), John Turturro, Burgess Meredith, John C. Reilly, R.D. Call, Joe Viterelli, James Russo usw. Untermalt wird das Ganze mit einem Score aus der Feder von Ennio Morricone, oder sollte man sagen 'aus dem Mund von', denn der Maestro spricht ja bekanntlich Musik.

Das eigentliche Highlight des Films ist jedoch die lebhafte Performance von Gary Oldman in der Figur des Jackie Flannery, wenn nicht sogar das Highlight einer ganzen Palette von großartigen Charakteren in seiner gesamten Karriere.

Die meisten großen Gangsterfilme besitzen eine tickende Zeitbombe - Tommy DeVito, Sonny Corleone, Critical Bill, Johnny Boy, Vic Vega aka Mr. Blonde... - und Jackie Flannery zählt zu den Besten dieser ganz speziellen Blutgruppe. Ausgestattet mit fettig langem Haar, animalistischem Instikt, gerissenem Wesen, permanentem Rausch und einer Prise Wahnsinn, gibt Herr Oldman eine magisch hypnotisierende Leistung, von der man keines dieser 24p seiner Screentime verpassen möchte. Er schafft es dieser Figur enorme Tiefe und Dimension um Dimension zu geben. Er ist furchteinflößend, witzig, oft wahnsinnig, aber auch tragisch und verzweifelt, bemitleidenswert und beneidenswert, fokussiert und illusioniert, unter anderem, da er überzeugt ist, den Bewohnern ihres Viertels Sicherheit zu geben, welches ohne ihn zugrunde ginge. Er ist der Inbegriff von grenzenloser Loyalität, an der er schließlich verkümmert.

Im Vorhof der Hölle Bild 1
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FAZIT:

Ein großartiger Mobfilm mit großartigem Cast, der leider zur falschen Zeit in die Kinos kam, der von Goodfellas kaltblütig plattgedrückt wurde, doch in den Jahren der Vergessenheit hervorragend gealtert ist.

WERTUNG: 8 von 10 abgehackten Händen im Kühlschrank
TEXT © Thomas Haider
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