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Im Augenblick der Angst

Im Augenblick der Angst

OT: Angustia
HORROR: ES/USA, 1987
Regie: Bigas Luna
Darsteller: Zelda Rubinstein, Michael Lerner, Talia Paul, Ángel Jovè, Clara Pastor

STORY:

Die junge Patty ist mit ihrer Freundin im Kino und sieht sich einen Horrorfilm an, der ihr psychisch wie physisch sehr zusetzt. Immer mehr gerät sie in Panik und möchte das Kino am liebsten verlassen, ihre Freundin aber den Film zu Ende sehen. Schon bald beschleicht Patty das ungute Gefühl, dass wirklich ein Killer im Kino sein Unwesen treibt. Bildet sie sich das nur ein oder schweben die Zuschauer wirklich in Lebensgefahr?

KRITIK:

Ende November 2016 hatten Daniel und Patrick vom Bahnhofskino Podcast – ein wirklich sehr empfehlenswertes Format, eigentlich sogar der einzige Podcast den ich mir regelmäßig oder überhaupt anhöre – den spanisch/amerikanischen Horrorfilm IM AUGENBLICK DER ANGST besprochen und mir Appetit auf den Film gemacht, von dem ich zuvor noch nie gehört hatte.

Wer sich wirklich auf einen Film einlässt, ihn nicht bloß auf Netflix und Konsorten konsumiert, sondern in seine Welt eintaucht, die eigene Welt um sich herum komplett vergisst, der wird von dem Film den er sieht berührt werden – emotional und vielleicht sogar körperlich. Wer kennt es nicht, dass ihm von einem heftigen Film richtiggehend schlecht wird, gar so, wie es der armen Protagonistin Patty in IM AUGENBLICK DER ANGST ergeht. Wer kennt nicht das Problem einen Film zu schauen, der vielleicht sogar so gruselig ist, dass man gar nicht weiter schauen will, aber es auch nicht über sich bringt den Film einfach auszumachen? Im Kino verstärken sich alle diese Gefühle und Zustände noch, ist man in einem Kinosaal zwar unter Menschen, aber mit seinen Gefühlen im Endeffekt doch allein.

Diese Gefühl der Verlorenheit, obwohl man von vielen Menschen umgegeben ist, überträgt Regisseur Bigas Luna wunderbar auf seine sich immer schlechter fühlende, schwerwiegende körperliche Symptome entwickelnde, und am Ende sogar dem Wahnsinn anheimfallende Hauptfigur. Ihr Leiden steigert sich unentwegt, bis es in einem Finale gipfelt, das schließlich erneut alle Ketten zwischen den verschiedenen Erzählebenen zu sprengen vermag. Zusätzliche und traurige Brisanz erhält der Film derweil durch den Umstand, dass 2012 ein Amokläufer in einem Kino tatsächlich ein Blutbad anrichtete. Wodurch IM AUGENBLICK DER ANGST eine noch unheimlichere Atmosphäre bekommt, die so nicht geplant war und zur Ur-Aufführung 1987 auch nicht vorhanden gewesen sein dürfte.

Das wirklich faszinierende an IM AUGENBLICK DER ANGST ist aber derweil die technische Umsetzung. Die Übergänge zwischen den verschiedenen "Welten" sind über die Maßen geschickt umgesetzt, dass es selbst dann, wenn man die Geschichte und ihren ersten großen Twist schon kennt, stets spannend bleibt. Der technischen Perfektion gingen über zwei Jahre Produktionszeit voraus, von der viel Zeit auf das Drehbuch verwendet wurde – immerhin musste im Prinzip das Drehbuch für zwei Filme geschrieben werden. Regisseur Luna fertigte anhand des Drehbuchs sehr detaillierte Storyboards an, und orientierte sich am Dreh so sehr daran, dass er – nach eigener Aussage – mehrfach gefragt wurde, ob die Storyboards nachträglich angefertigt wurden. Die anstrengende und aufwendige Inszenierung hat sich letztlich ausgezahlt und sorgt dafür, dass im AUGENBLICK DER ANGST auch über 20 Jahre nach seinem Erscheinen noch zu fesseln vermag.

Im Augenblick der Angst Bild 1
Im Augenblick der Angst Bild 2
Im Augenblick der Angst Bild 3
Im Augenblick der Angst Bild 4
Im Augenblick der Angst Bild 5
Im Augenblick der Angst Bild 6
FAZIT:

IM AUGENBLICK DER ANGST ist eine spannende, technisch nahezu perfekte Studie über die Psychologie des Kinos. Gerade die erste Hälfte vermag es eine gar hypnotische Wirkung zu erzielen, obwohl der Genuss im Heimkino dem Erlebnis den Film in einem echten Kinosaal zu sehen wohl nicht das Wasser reichen kann. Dennoch, vom Set-Design bis zum Schnitt empfiehlt sich IM AUGENBLICK DER ANGST für aufgeschlossene Filmliebhaber.

WERTUNG: 7 von 10 Augen im Waschbecken.
Dein Kommentar >>
ocean | 15.01.2017 16:19
habe deises Meisterwerk jetzt schon 3 mal gesehen. Kann das Fazit oben unterschreiben.

Allerdings würde ich dem Film 9/10 geben!

Die deutsche Blu-ray hat ein sehr gutes Bild mit einem sehr dunklen Gesamtlook/ guten Schwarzwert.
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