OT: Le Regine
HORROR: I, F, 1970
Regie: Tonino Cervi
Darsteller: Ray Lovelock, Haydee Politoff, Silvia Monti, Ida Galli
Der junge Motorradfahrer David strandet in einem abgelegenen Häuschen im Wald und verfällt den drei schönen Schwestern, die dort leben. Doch was wie der siebte Himmel beginnt, endet in der Hölle, als sich die Frauen als Hexen entpuppen...
Ebenso wie im ungleich bekannteren LIVING DEAD AT THE MANCHESTER MORGUE (aka DAS LEICHENHAUS DER LEBENDEN TOTEN) spielt Mädchenschwarm Ray Lovelock auch im vier Jahre früher entstandenen IL DELITTO DEL DIAVOLO einen jungen Hippie, der mit seinem Motorrad aufs Land fährt. Und hier wie dort entpuppt sich dies als äußerst verhängnisvolle Reise.
Während Lovelock in ersterem ziemlich rasch in eine INVASION DER ZOMBIES stolpert, scheint sich ihm im letzteren zunächst der siebte Free Love-Himmel aufzutun. Das Hexenhäuschen im Wald, so abgeschieden wie extravagant chic eingerichtet, lädt zum Verweilen ein. Vor allem, wenn man von solch drei heißen Schwestern wie Silva (THE FIFTH CORD) Monti, Haydee (DRACULA'S GREAT LOVE) Politoff und Ida (UN BIANCO VESTITO PER MARIALÉ) Galli mit offensichtlichen Sex Interest beherbergt wird. Doch der schöne Traum hat natürlich einen satanischen Haken...
Hippie im Hexenhaus. Wahrlich psychedelische Damenfrisuren. Die Stimmung somnabul, unwirklich. Und Lovelocks eigens eingesungenes Titelstück hätte prächtig ins Set von Woodstock gepasst. Genau das macht Tonino Cervis "Mehr Märchen denn Horrorfilm"-Flick für das heutige Publikum fast zum Ding der Unmöglichkeit. Der Sommer von ´69 ist schon verdammt lange her. Ein Film wie IL DELITTO DEL DIAVOLO - beinahe schon ein personifizierter Anachronismus.
Was ihn jedoch für das moderne Publikum disqualifiziert; macht ihn wiederum für jene Filmfreunde interessant, die dem Unzeitgemäßen nicht abgeneigt sind und gerne mal längst vergangene (Kino-)Zeitgeister in sich aufsaugen. Was den einen als dröge, mörderisch langweilig, im furchtbarsten Sinne retro und unerträglich erscheint, könnten andere wiederum mit Verben wie Traumwandlerisch, Surreal, Psychedelisch oder Sexy schmücken.
Anders ausgedrückt: Ödester cineastischer Blümchensex für all diejenigen, die kinotechnisch auf den aktuellen Stand gedatet sind; eine wahre Orgie an Mood und Caprice für die unverbesserlichen Retroheads. Zu welchem Lager sich der Leser zählt, weiß dieser selbst sicherlich am besten.
Fest steht jedenfalls, dass IL DELITTO DEL DIAVOLO seine Stärken aus dem Visuellen (Kamera Sergio D'Offizi, der DON'T TORTURE A DUCKLING für Fulci schoß; aber auch Deodatos CANNIBAL HOLOCAUST) und seiner obskuren, märchenhaften Atmosphäre zieht. Als Horrorfilm versagt das Werk trotz seines kruden wie blutigen Finales jedoch. Es mangelt einfach an echter Schauderkraft.
Die oben genannten Damen agieren zwar äußerst lasziv, doch die Sexszenen sind auffallend handzahm inszeniert. Am meisten auf ihre Kosten kommen - neben italophilen Nischen-Cineasten - sicherlich die weiblichen Zuschauer; kriegen diese hier doch massenhaft Gelegenheit, den wie immer verboten gutaussehenden Lovelock anzuhimmeln...
Ein Hexenhäuschen im Wald. Und ein Hippie in den zärtlichen wie tödlichen Fängen dreier Sukkubinen...- Ein ganz seinem psychedelischen Zeitgeist geschuldeter "Horror"film, der sich ziemlich schnell als ein kleines laszives satanisches Märchen entpuppt, der ur-italienisch inszeniert ist und ein bißchen den Rauch von Woodstock blubbert, aber in den Sexszenen eher handzahm daherkommt. Zweifelsohne öder filmischer Blümchensex für das moderne, zeitgemäße Publikum - doch eine kleine, gediegene Orgie an Langsamkeit, Mood und Caprice für italophile Retro-Cineasten. Und ganz sicher ein Fest für alle Lovelock-Verehrerinnen.