KOMÖDIE: USA, 2006
Regie: Mike Judge
Darsteller: Luke Wilson, Maya Rudolph, Dax Shepard
US-Soldat Joe Bowers, ein Durchschnittsmann, wie er im Buche steht, wird bei einem Army-Experiment eingefroren und prompt vergessen. 500 Jahre später wacht er auf... und muss zu seinem Schrecken feststellen, dass der Durchschnitts-IQ seiner Landsleute nur noch knapp über der Raumtemperatur liegt. Joe ist nun der intelligenteste Mensch der Welt. Doch in einer Welt, in der die Idioten das Sagen haben, ist Intelligenz kein Segen ...
KRITIK:Mike Judge, dessen geniale "Neue Arbeitswelt"-Satire Office Space (dt: "Alles Routine", 1999)
hier auch dringend empfohlen sei, wirft einen Blick in eine wenig verheißungsvolle Zukunft:
Im beliebtesten TV-Sender namens "Masturbation Channel" laufen Sendungen wie "Ow my Balls!",
wer mehr als drei Wörter fehlerfrei lesen kann, gilt als "Faggot",
und Gerichtsverhandlungen gleichen der "Jerry Springer-Show".
Wie jede gute Satire, entpuppt sich auch Idiocracy als Übersteigerung real existierender Zustände:
Danke an Herrn Harald Schmidt für die Erfindung des schönen Wortes "Unterschicht-Fernsehen". Und danke auch an die gänzlich rassismus-unverdächtige Zeitung Falter,
wo in einer Kolumne einmal das Unaussprechliche ausgesprochen wurde:
Die Tatsache nämlich, dass in Westeuropa die "falschen" Leute die Kinder bekommen.
Mike Judge ist jedenfalls ein Guter: Ganz von einem klassischen Aufklärer-Geist beseelt,
versucht der Beavis and Butthead-Erfinder seinem Publikum einen Spiegel vorzuhalten. Der Ansatz ist gewagt: Judge will ein dummes Publikum intelligenter machen,
indem er ihm einen nur auf den ersten Blick dummen Film vorsetzt. Das kann natürlich nicht klappen, aus zwei Gründen.
Erstens: Den 20th-Century-Bossen missfiel die subversive Idee, das selbe Publikum,
das von der konzerneigenen TV-Sparte (Fox News!) systematisch verblödet wird,
im Kino wach zu rütteln. (Fast hätte ich "Zum Denken anregen" geschrieben - das wäre dann doch zu hoch gegriffen.) Der Kinostart wurde jedenfalls nicht beworben. Idiocracy floppte folglich gnadenlos.
Und zweitens: Um in eine Zielgruppe zu erreichen, muss man ihre Sprache sprechen.
Das klingt hier so: "Hey Mann, warum versuchst du dieses Wort lesen? Bist du eine Schwuchtel oder was?"
Im Klartext: Menschen mit Allergie gegen Brachialhumor und wenig sorgfältiger Ausdrucksweise könnten Probleme bekommen.
Mike Judge geht jedenfalls (für mich) erfreulich unsubtil vor -
und lässt seinem heiligen Zorn über die Dummheit der Menschheit freien Lauf.
Das garantiert gute Gags in recht hoher Frequenz: Allein die Vorstellung, mit welcher Flüssigkeit die Starbucks-Filialen des Jahres 2500 ihr Geld verdienen, ist die DVD-Leihgebühr wert.
Idiocracy ist eine erfreulich niveaulose und gar nicht mal so blöde US-Brachialkomödie,
der man leichte Plot-Schwächen gerne verzeiht. Laute, temporeiche Unterhaltung wird garantiert,
"Borat"-Qualitäten werden allerdings nicht erreicht.
In diesem Sinne: "Wasser? Das Zeug aus der Toilette?"