KOMÖDIE: USA, 2018
Regie: Abby Kohn, Marc Silverstein
Darsteller: Amy Schumer, Michelle Williams, Tom Hopper, Rory Scovel
Renee (Amy Schuber) findet sich zu dick, haut sich im Fitnesscenter die Birne an, findet sich dann superschlank, macht Karierre in der Kosmetikbranche, lernt Mr. Right bzw. John Regular kennen, haut sich noch einmal die Birne an und findet sich wieder dick. Ein Happy End gibt's trotzdem.
"Leichte Schläge auf den Hinterkopf erhöhen die Denkfähigkeit", hat mein alter, rechtskatholischer, der Prügelstrafe und vermutlich auch dem Dollfuß-Regime zugetaner Lateinlehrer gerne gesagt. Dieser Film ist der Beweis, dass diese These nicht stimmt: Renee, von Amy Schumer mit viel Verve gespielt, haut sich im Fitnessstudio mächtig die Birne an. Ihr Denkvermögen ändert sich jedoch kein bisschen: Vor dem Unfall kreisten alle ihre Gedanken um ihr Äußeres. Nach dem Unfall kreisen alle ihre Gedanken um ihr Äußeres. Verändert hat sich aber ihre Selbstwahrnehmung. Fand sie sich vorher zu durchschnittlich, glaubt sie jetzt, die geilste Blondine zu sein, die je auf diesem Planeten wandelte.
Ich mag ja Amy Schumer grundsätzlich sehr. TRAINWRECK (auf "deutsch" DATING QUEEN betitelt) war schon sehr lustig. Und auch SNATCHED (deutsch: MÄDELSTRIP) hatte seine Momente. Aber das hier? Wenn man beginnt, über I FEEL PRETTY nachzudenken, müsste man über BRIDGET JONES eine Diplomarbeit schreiben. So doof ist dieser Film. Wer jetzt hämisch grinst und so etwas wie "Alter, was hast du dir denn bitte bei dieser Inhaltsangabe erwartet" sagt, hat natürlich recht.
Oder auch nicht. Eine Stärke der Neuen Amerikanischen Komödie liegt ja darin, auch den ödesten Themen der Welt Lacher abzuringen. Familienurlaub? Bitte VACATION nachholen! Mutterschafts-Stress? BAD MOMS. Nachbarschaftsstreit? BAD NEIGHBORS. Okay, allesamt keine Filme für die Ewigkeit, aber doch vertretbare Komödienkost für den kleinen Hunger nach Zwerchfellmassage zwischendurch.
I FEEL PRETTY erfüllt diese Minimal-Limits nicht. Es ist erschreckend, wie unlustig, langweilig und: ja, dumm dieser Film ist. Amy Schumer ist zwar gut wie immer. Gewohnt uneitel und mit vollem Körpereinsatz wirft sie sich ins Geschehen, legt einen Strip hin und schreckt auch vor einer Full-Frontal-Nacktszene (abgedunkelt) nicht zurück. Gegen das unlustige, pointenarme Drehbuch, das noch dazu jeglichen auf der Hand liegenden Kommentar zum Zeitgeschehen (#metoo, hallo?) strikt vermeidet, hat sie aber keine Chance. Ein Film mit der gesellschaftspolitischen Relevanz einer Cosmopolitan-Ausgabe.
Die wohl als body-positives Statement gemeinte "Schönheit liegt im Auge des Betrachters"-Botschaft kombiniert den Tiefgang eines Kalenderspruchs mit der Nachhaltigkeit einer Seifenblase. Oder hab ich etwas falsch verstanden? Vielleicht lautet die Botschaft in Wirklichkeit ja: "Eine wie du muss erst mal eins auf den Schädel bekommen, um endlich aufzuhören, sich selbst hässlich zu finden". Wie auch immer. Meine Diplomarbeit mit dem Titel "Lookism, Body Politics und genderspezifische Selbstwahrnehmung am Beispiel von doofen Komödien wie I FEEL PRETTY oder BRIDGET JONES" wird noch ein Weilchen auf sich warten lassen.
Die Chance, ein feministisches Statement versus Body Shaming im Gewand einer US-Komödie in die Multiplexe zu schmuggeln, wurde hier großzügig vergeben (sofern sie je ins Auge gefasst wurde). Man muss es leider so brutal sagen: Der neue Film mit Amy Schumer ist eine erschreckend biedere, fade RomCom, der noch dazu die Pointen fehlen. Normcore-Kino der belanglosesten Art. Amy Schumer selbst ist zwar gut wie immer, kann den Film aber nicht retten. Einziger kleiner Lichtblick am Rande: Michelle Williams als weiblicher Zoolander.