THRILLER: USA, 2005
Regie: Florent Emilio Siri
Darsteller: Bruce Willis, Kevin Pollack
Bruce Willis als gescheiterter Verhandlungsexperte bei Geiselnahmen, der nun als Kleinstadt-Polizeichef in eine ebensolche tiefer verwickelt wird, als es ihm lieb ist.
KRITIK:
Bruce Willis hat in den letzten Jahren wenig brauchbares abgeliefert.
Und auch Hostage mutet anfangs wie ein klischeebehaftetes B-Movie an.
Die alte, oft erzählte Geschichte vom Cop (bzw. in diesem Fall Verhandlungsführer bei einer Geiselnahme),
der einen entscheidenden Fehler macht - was einem unschuldigen Kind und seiner Mutter das Leben kostet.
Selbstverständlich wird er sich Jahre später, natürlich degradiert und ein seelisches Wrack, in einer ähnlichen Situation wiederfinden, die ihm Gelegenheit gibt, sich zu rehabilitieren, und wieder zu zeigen, was für ein cooler Kerl er denn nicht ist.
Und (wiederum) selbstverständlich wird da auch noch die Familie mitreingezogen, damit das ganze auch die nötige Dramatik bekommt.
So weit, so schlecht. Hostage jedoch überrascht nicht nur mit einem wirklich nett gemachten Intro, es mischt der ganzen bekannten Geschichte durchaus neue Elemente hinzu. So sind die Geiselnehmer diesmal keine Profis - nein, es sind drei dumme Teenies, die eigentlich "nur" eine Karre stehlen wollten - und sich dabei selbst in eine Situation ohne Ausweg manövrieren.
Der Film geht dabei sehr schockierend - aber keinesfalls gewaltverherrlichend - vor.
Eine interessante Beimischung ist auch die Nummer 3 im Teenie-Team - Mars, überzeugend gespielt von Ben Foster. Sein Charakter ist ein zentrales Element - und zwar ein psychisch sehr labiles. Während seine Kumpanen mit der Polizei die Verhandlungen führen, zieht tatsächlich er im Hintergrund still und leise die Fäden, und leitet die Geiselnahme in immer fatalere Bahnen. Ein weiterer, sehr beängstigender Part dieses Filmes.
Unnötig hingegen ist das Hineinziehen der Familie von Bruce Willis' Charakter Jeff Talley, wohl ein Zugeständnis an mehr Massentauglichkeit. Dieser Handlungsstrang ist nämlich nicht nur regelrecht anwidernd abgedroschen, er ist auch verantwortlich für die größten Löcher in der Story. Ohne diese Krücke hätte das Ganze wirklich das Zeug zu einem weit überdurchschnittlichen Geiseldrama gehabt.
Insgesamt trotzdem ein durchaus überraschend guter Willis-Film, den der Die Hard-Haudegen auch schauspielerisch gut auf die Reihe bekommt. Regisseur Florent Emilio Siri hat als bisher eher unbeschriebenes Blatt düster, schockierend und technisch sauber inszeniert. Mit besserem Story-Material dürfte diesem Mann noch einiges mehr zuzutrauen sein.
Ein Extra-Lob gibts für den Location-Scout, der für einige Augenöffner sorgt.
Innerhalb seines Genres ein erfreutlich überdurchschnittlicher Film mit vielen Stärken aber leider auch einigen Tiefpunkten, die mit etwas mehr Mut zum Risiko eigentlich vermeidbar gewesen wären. Schade, trotzdem sorgt ein Willis-Film endlich mal wieder für mehr als blosse Action.