OT: Green Street Hooligans
DRAMA: UK/USA, 2005
Regie: Lexi Alexander
Darsteller: Elijah Wood, Charlie Hunnam, Claire Forlani, Marc Warren, Leo Gregory
Frisch von Harvard geflogen, verschlägt es den Amerikaner Matt zu seiner Schwester nach London. Durch den Bruder seines Schwagers bekommt Matt langsam Zugang zur ihm unbekannten Welt des Fußballs und zu Untergrund-Fanorganisationen, so genannten "Firms". Auch wenn der "Yankee" anfangs nur belächelt wird, so gelingt es ihm mittels seiner Fäuste den Respekt der anderen zu verschaffen. Matt wird mehr und mehr hineingezogen in einen Strudel aus Gewalt, Schuld und Sühne ...
KRITIK:"My name is Matt Buckner. Last spring, I got kicked out of Harvard two months shy of my diploma, but what I was about to learn, no lvy League school in the world could teach me "
Wie der deutsche Titel schon vermuten lässt geht es in "Hooligans, um richtig: Hooligans. Doch um eines mal vorweg klar zu stellen: Antworten auf die Fragen, wie es kommt, dass sich manchen Menschen nach Fußballspielen gegenseitig die Schädel einschlagen oder woher der immense Hass, mit dem man auf wildfremde Menschen einprügelt, kommt, werden nicht geliefert.
Der Film legt keinen großen Wert auf wirkliche Ursachenforschung, liefert keine Antworten. Viel mehr versucht der Film eine Geschichte zu erzählen, die in einer solchen Szene spielt. Und auch ein wenig von der Faszination, die eine solche Gemeinschaft ausüben kann, zu zeigen.
Im Prinzip wird die Geschichte eines etwas schüchternen jungen Mannes (Elijah Wood) der durch Zufall in eine solche Gemeinschaft reinrutscht, erzählt. Wobei man sagen muss, dass das mit dem Reinrutschen im Film etwas konstruiert und leicht holprig wirkt. Vielleicht weil ich Elijah Wood auch nicht ganz abnehmen kann, dass er plötzlich vom verklemmten Ami, der sich noch nie in seinem Leben geprügelt hat, zum wutentbrannten Schläger mausert.
Wie auch immer. Auch wenn Matt eigentlich eher der Typ Pazifist ist, fühlt er sich von der Gemeinschaft, dem Gruppengefühl und dem Ganzen angezogen. Er genießt die neu gewonnene Annerkennung, genießt es endlich einen Ruf zu haben, jemand zu sein. Vor allem da er von seinem Zimmerkollegen in Harvard wie ein Stück Dreck behandelt worden ist.
Und da ist da noch Pete (Charlie Hunnam). Pete ist der charismatische Bruder von Matts Schwager und der Anführer der GSE (Green Street Elite). Es ist Pete, der Matt in die Szene einführt. Und der durch sein souveränes Auftreten einen bleibenden Eindruck bei dem Ex-Elitestudenten hinterlässt.
Erzählt wird die Geschichte von Matt und der GSE vor allem schnell und schnörkellos. Gepickt mit blutigen Schlägereien, die auch gern in Slow-Motion und mit rockiger oder auch pathetischer Musik unterlegt ablaufen. Das erinnert hin und wieder nicht von ungefähr an Videoclips. Dieser Stil und diese Videoclipästhetik zieht sich nicht nur durch die Kampfszenen sondern durch den ganzen Film. Soll heißen: Auch Kneipenszenen oder Fußballspiele werden in dieser Form dargstellt.
Das schafft durch die Musikuntermalung natürlich eine recht ordentliche Atmosphäre und läst den Zuseher auch ein wenig von dem Rausch der Geschichte erahnen. Ein exzessiver Einsatz von Zeitlupe, vor allem bei den Schlägereien, kann natürlich auch bald zu einem etwas fahlen Beigeschmack führen. Wenn die Schläger zu heroischer Musik, Marke Brothers in Arms, aufmarschieren, ist das Ganze dann schon hart an der Schmerzgrenze.
So war es auch kaum verwunderlich, dass einige Kritiker dem Film auch Gewaltverherrlichung vorwarfen. Etwas das ich nicht wirklich nachvollziehen kann, schließlich zeigt der Film eine Menge sinnlose, unmotivierte Gewalt. Die blutigen Schlägereien werden auch nicht verharmlost und ja; es gibt sogar Tote.
Was die schauspielerischen Leistungen betrifft, fand ich Hauptdarsteller Elijah Wood streckenweise zu blass, auch wenn er seien Sache eigentlich recht ordentlich macht. Wesentlich überzeugender fand ich da schon die Darsteller Charlie Hunnam (Pete) oder Geoff Bell (Tommy Hatcher).
Positiv hervorzuheben ist sicherlich, dass der Film zeigt, dass sich Mitglieder solcher Organisationen nicht nur aus arbeitslosen Säufern rekrutieren. Ganz im Gegenteil. Auch der nette Bürotyp am Schreibtisch nebenan oder der Geschichtelehrer verbringen ihre Wochenenden gerne mal damit, nach dem obligatorischem Fußballmatch ordentlich auf den Putz zu hauen.
Die Figur des Matts ist vor allem dazu da, dem Zuseher einen Einstieg in die Thematik zu geben, nicht umsonst "erklärt" Pete dem Yankee im Film wie das so abläuft mit den Firms. Neben Matts Einstieg in die Szene geht es im Film noch um Schuld, Annerkennung, Verrat, Neid und der schwierigen Flucht vor den Schatten der Vergangenheit. Klar, dass da die einzelnen Punkte oftmals nur angeschnitten werden können.
Der ganze Film wirkt streckenweise etwas zu glatt, was aber auch ein wenig an der bereits erwähnten Videoclipästhetik geschuldet ist. Der Schluss dürfte für den einen oder anderen etwas zu konstruiert wirken oder gar als zuviel des guten empfunden werden, bringt aber wenigsten die Geschichte und die einzelnen Handlungsstränge zu einem einigermaßen konsequenten Ende.
In acht nehmen sollte man sich aber vor der Deutschen Synchronisation, die nicht einmal vor einer völligen Sinnentfremdung bei der Übersetzung von Fangesängen halt macht.
Vom Harvard-Studenten zum brutalen Schläger. Und das innerhalb weniger Tage (?). Ebenso rasant wie die Wandlung der Hauptfigur wird der gesamte Film erzählt. Eine Schlägerei jagt die nächste. Dazwischen unmotivierte Gewalt. Und kurze Abstecher in Pubs. Um Fußball geht es auch noch, nebenbei. Und darin eingebettet wird eine packende Geschichte um Rache, Ehre, Schuld und Sühne erzählt.