OT: Paura nel buio
GIALLO & FRIENDS: I/USA, 1989
Regie: Umberto Lenzi
Darsteller: Joe Balogh, Josie Bissett, Jason Saucier, Robin Fox
Marks Mutter hat die Familie verlassen, als er zehn war. Seitdem hat er einen Knacks für's Leben weg. Als junger Mann fährt er nun in seinem großen Wohnmobil die Küste von Virginia Beach entlang und sammelt junge Anhalterinnen ein. Letztere enden nicht selten als Futter für die Krokodile, denn Mark ist -surprise, surprise- ein Serienkiller. An seinem neuesten Opfer, der süßen, blonden Danielle, hat er aber einen besonderen Narren gefressen. Sie soll die Rolle seiner Mutter einnehmen und ihn - im Gegensatz zu seiner richtigen Erzeugerin - nie wieder verlassen. Zwischen den beiden entwickelt sich ein Psychokrieg mit tödlichem Ausgang ...
HITCHER IN THE DARK ist zwar im Rahmen der "Giallo-Collection" des amerikanischen Labels Shriek Show erschienen und wurde auch von Altmeister Umberto Lenzi inszeniert, doch verglichen mit dessen wahren Gialli aus den Siebzigern - wie KNIFE OF ICE, SO SWEET SO PERVERSE oder SEVEN BLOOD STAINED ORCHIDS - ist HITCHER IN THE DARK ungefähr so Giallo wie ein Schnitzel eine Pizza ist.
Kostengünstig in den ganz späten 80ern (als das italienische Genrekino längst am Boden lag) für Joe D'Amatos Produktionsfirma Filmirage produziert, ist dies viel mehr ein Entführungsthriller mit Serienkillerelementen, der nicht nur wegen der Location (Virginia Beach) auf ein amerikanisches Publikum zugeschnitten ist. Aus Ermangelung wirklicher Alternativen lassen wir den HITCHER IN THE DARK aber dann doch unter unserem Giallo & Friends-Banner firmieren.
Ein moderner Norman Bates mit Ray Ban-Sonnenbrille hat das Motel gegen ein Wohnmobil eingetauscht und gabelt seine immer jungen, weiblichen Opfer per Autostopp auf.
Definitiv ist Joe Balogh kein zweiter Anthony Perkins (und nicht mal nah dran), aber angesichts der Tatsache, dass der gute Mann Teil der Knallchargenriege in Lenzis Zombiefilmabgesang BLACK DEMONS war, macht er seine Sache dann doch viel besser als erwartet. Überhaupt ist HITCHER IN THE DARK darstellerisch gar nicht mal so schlecht besetzt. Die damsel in distress nämlich spielt der spätere MELROSE PLACE-Star Josie Bissett in einer ihrer ersten (und heute gerne verschämt unter den Teppich gekehrten) Rollen.
HITCHER IN THE DARK ist im Grunde recht ordentlich in Szene gesetzt, kann dann und wann sogar für eine moderat sleazige Stimmung sorgen, währenddessen man in puncto graphische Gewalt für italienisches Filmabseitiges dann doch sehr verhalten agiert. Erst in den letzten zwanzig Minuten wird es mit einer kurzen, kruden Foltereinlage diesbezüglich etwas deutlicher.
Warum die Menschheit diesen Film - auch wenn er kein Rohrkrepierer im eigentlichen Sinne ist- trotzdem nicht braucht, ist leicht erklärt: Neues wird nicht geboten. Und das, was dieses eher kammerspielartig gehaltene Psychopathenstück anbietet, gab es woanders entweder um Dimensionen größer (PSYCHO, AUGEN DER ANGST), sicker (MANIAC, NIGHTMARE ON A DAMAGED BRAIN, BUIO OMEGA), zeitgemäßer (HUSH) oder intensiver (HITCH HIKE). Und oftmals auch denkwürdiger (HITCHER - DER HIGHWAYKILLER).
Ein Entführungsthriller mit Serienkillerelementen von Umberto Lenzi, mit dem falschen Etikett in der Giallo-Collection des amerikanischen Shriek Show-Labels erschienen. Das Produktionsjahr 1989 deutet es an: Wir haben es mit dem letzten Treibgut aus der Zeit des frisch untergegangenen Römischen (Kino-)Reichs zu tun. In dieser Periode kam sicherlich weitaus schlechteres als der im Grunde solide inszenierte und trotzdem belanglose HITCHER IN THE DARK auf den Markt, aber -und das ist die Crux!- man kann aus dem Stand heraus hundert und mehr Filme aufzählen, die diese Thematik packender, morbider, mächtiger, intensiver, brutaler, denkwürdiger und schlichtweg besser behandelt haben. Wen's interessiert: HITCHER IN THE DARK ist die Jugendsünde von MELROSE PLACE-Star Josie Bissett ...