DRAMA: A, 2007
Regie: Jakob M. Erwa
Darsteller: Michael Sauseng, Simon Möstl, Angelika Schneider, Birgit Doll, Tatjana Koschutnig
Sie heißen Jolly, Ellie und Bloz. Sie tragen Skater-Klamotten und umgedrehte Baseball-Kappen. Sie klauen Wodkaflaschen im Supermarkt, besaufen sich im Stadtpark und spielen aus Langeweile Katz und Maus mit der Polizei. Willkommen im Leben dreier Grazer Internats-Kids: Zwischen Aggressionen und Hilflosigkeit, Mutproben und Macho-Sprüchen sehnen sie sich im Grunde nach Normalität, die ihnen aber von der kalten Erwachsenenwelt verwehrt bleibt...
KRITIK:Sieh einer an: Ein Lost Kids-Drama mit Schauplatz Graz, das weder peinlich noch aufgesetzt wirkt! Im Gegenteil: Der erst 25-jährige Regisseur Jakob M. Erwa liefert mit seinem semi-dokumentarischem Spielfilm-Debüt Heile Welt eine mehr als achtbare Talentprobe ab. Der Tonfall hat nichts, aber auch gar nichts der Betulichkeit und bleiernen Spröde der typisch österreichischen Sozialdramen mit Schauplatz Gemeindebau gemein.
Mit wendiger Handkamera ist Erwa stets nah dran an seinen jugendlichen Protagonisten: Allesamt Laiendarsteller, die durchwegs authentisch und überzeugend agieren. Die Inszenierung wirkt unmittelbar und lebendig: Es gab kein detailliertes Drehbuch; viel wurde improvisiert. Die in einigen Kritiken geäußerten Larry Clark-Vergleiche sind - auch dank ziemlich freizügiger Sexszenen - gar nicht zu hoch gegriffen.
Wenn wir schon beim Vergleiche ziehen sind: Die Idee, mehrere Episoden zeitversetzt zu erzählen und mit einem Autounfall sprichwörtlich kollidieren zu lassen, ist vielleicht nicht ganz neu. Man erinnere sich an L.A.Crash, Amores Perros oder auch den heimischen Episodenfilm Antares. Damit kann Heile Welt natürlich nicht mithalten: Mit minimalem Budget auf Digitalvideo gedreht, sind technische Unzulänglichkeiten und kleinere inszenatorische Mängel nicht zu leugnen. Glücklicherweise halten sich die Schwächen aber in tolerierbaren Grenzen.
Punkteabzug setzt's jedoch für die eingewebte Lovestory mit der osteuropäischen Prostituierten: Hier wird die Wucht und emotionale Dichte des Films durch entsetzlich platte Dialoge gedämpft, wie man sie sonst nur in Filmen hört, wo Nina Proll mitspielt.
Dennoch eine klare Empfehlung.
Lost Kids-Drama mit Schauplatz Graz. Kann das funktionieren? Und ob!
Trotz budgetbedingter technischer Schwächen ein erstaunlich starkes Debut eines jungen österreichischen Nachwuchs-Filmtalents. Sollte man sich ansehen.
Im Rahmen von DER STANDARD-Edition des Österreichischen Films auf DVD.
Und danke für die freundliche Erwähnung unserer Website auf dem Cover :-;