ACTIONTHRILLERGROTESKE: Norwegen, 2011
Regie: Morten Tyldum
Darsteller: Nikolaj Coster-Waldau, Aksel Hennie, Julie R. Ølgaard, Synnøve Macody Lund
Roger Brown ist 1,68 groß und hat deshalb ziemliche Komplexe. Aber was schon Napoleon und Tom Cruise vor ihm nicht aufgehalten hat, wird auch ihn nicht unterkriegen. Er "weiß" wie man trotzdem eine schöne Frau wie seine halten kann: Geld. Und das beschafft er sich, indem er die Häuser seiner Klienten um Gemälde erleichtert. Roger ist nämlich Headhunter. Hört sich brutal an, und ist es auch. Er ist Recruiter für Spitzenkräfte.
Der nordische Thriller boomt schon längst in der Literatur. Auch das TV hat er mit zahllosen Henning Mankell Verfilmungen erobert. Aber jetzt nach dem Welterfolg auf der großen Leinwand von The Girl with the Dragon Tattoo schickt sich dieses Subgenre offenbar an, einen fixen Platz auf den Kinoleinwänden zu ergattern.
Headhunters ist eine Romanverfilmung von Thrillerspezialist Jo Nesbø und bietet alles, was man sich von so einem relativ dünnen Büchlein mit fettem Titel und Dämlichkeitsgarantie erwarten kann: Küchentischpsychologie, Blut, Sex und haarsträubende Wendungen. Ohne das Buch jemals in der Hand gehabt zu haben, behaupte ich jetzt einmal, dass das wohl eher nur für Genreliebhaber ein Genuss ist. Aber gleichzeitig möchte ich die alte Weisheit hervorkramen: Schlechte Bücher sind grundsätzlich tolle Vorlagen für Filme. Auch in diesem Fall. Bei Headhunters wurde viel richtig gemacht, was in vergleichbaren Hollywoodthrillern gerne falsch gemacht wird.
Am herausstechendsten dabei ist sein Protagonist, ein widerlicher Ungustl voller krimineller Energie, der uns trotzdem ans Herz wächst. Ja, dessen Schicksal uns etwas bedeutet und mit dem wir mitfiebern, wenn er sich versucht gegen Mächte durchzusetzen und Schicksalsschläge zu meistern, die ihm doch eigentlich eine Nummer "zu groß" sind. Das ist fantastisch. Das ist eigentlich die Grundvoraussetzung dafür, dass ein so ein Thriller funktionieren kann. Zumindest, wenn man nicht einen grandiosen Plot, Weltstars und 10-Millionen-Dollar Kamerafahrten zu bieten hat. Eher im Gegenteil. Aber immerhin hat es die sichtbar an den Haaren herbeigezogene Handlung, von der ich nicht einmal einen Bruchteil in meiner Beschreibung oben wiedergegeben habe, in sich und wird so atemlos und straff beschritten, dass einem auch keine Zeit bleibt gewisse Ungereimtheiten zu bemerken.
Dieser Film hat gleich einen ganzen Haufen doppelter Böden, und jedes Mal, wenn man denkt, man weiß jetzt worum es wirklich geht, schält sich eine neue Bedeutungsebene aus dem letzten Twist heraus. So vermischen sich hier ohne Probleme Liebesdrama, Actionthriller, Groteske, Gore und Wirtschaftssatire und wer genug Fassungsvermögen hat um das auszuhalten, der wird einen Heidenspaß haben.
Nicht umsonst habe ich auf Youtube unter dem Trailer folgende begeisterte Stimme gelesen: "Das ist der Actionthriller, den Hollywood niemals zusammenbringen wird." Wie wahr...
Filmstart in Österreich: 13 April 2012!
Blut, Sex und groteske Charaktere in Mengen, die in dazupassende Ereignisse hineingezogen werden. Headhunters ist ein herrlich unzimperlicher, schräger Thriller aus dem schönen Norwegen, der seinen völlig übertriebenen Plot gekonnt durch verschiedene Bedeutungsebenen führt und am Ende trotzdem den Kreis zu schließen vermag. Freunden von ausgeflippten Filmen schwerstens empfohlen!