OT: Harry Potter and the Half-Blood Prince
FANTASY: USA/GB, 2008
Regie: David Yates
Darsteller: Daniel Radcliffe, Emma Watson, Rupert Grint, Michael Gambon, Alan Rickman, Helena Bonham Carter, Maggie Smith, Jim Broadbent, Robbie Coltrane,
Zum sechsten Mal kehrt Harry Potter nach Hogwarts zurück, doch nichts ist wie es früher war. Dunkle Schatten lauern über dem Glück der Zauberschule, Weltuntergangsstimmung breitet sich aus. Der Kampf Gut gegen Böse wird scheinbar auf dem Rücken der Zauberlehrlinge ausgetragen ...
KRITIK:Harry Potter geht in die vorletzte Runde. Da vermischen sich gleichermaßen Vorfreude und Pflichtgefühl, da machen sich dann im Endeffekt aber Abnutzungserscheinungen und Enttäuschung, wahrscheinlich wegen zu großer Erwartungen, breit. Harry Potter 6 ist der wahrscheinlich schwächste Film der ganzen Reihe bisher. Ich weiß nicht woran es liegt, aber da treten Ermüdungserscheinungen en masse auf. Der Film plätschert lustlos vor sich hin, auf große aufregende Szenen oder ein mitreißendes Finale wartet man vergebens, ganz im Gegensatz zum fünften Teil, der durch seinen thematischen Überbau um Machtkampf und totalitär geprägter Hörigkeit ebenso wie durch seinen großartigen Höhepunkt trotz dramalastiger Inszenierung zu interessieren wusste und sicherlich der erwachsenste Teil der ganzen Reihe wurde.
Stattdessen quält uns der vorliegende Teil zu sehr mit den zugegebenermaßen amüsanten aber überproportional vorhandenen Liebeswirren der hormonkontrollierten Zauberteenies. Als es sogar zwischen den Sphären der altehrwürdigen Professoren und die des Paarungsverhalten der jungen, geschlechtsreifen Hexer zu Überschneidungen kommt, wirkt das ganze dann doch ein wenig befremdlich. Da sterben die Leute und im selben Atemzug wird diskutiert ob die Falbala aus der sechsten Reihe links wohl mit zum Schulball kommt. Nach 6 Jahren werden unsere Helden auf einmal zu Kindern...
Ob die Schuld bei Regisseur David Yates zu suchen ist, weiß ich nicht. Er hat ein Händchen für tolle Bilder, die voller Details und Anspielungen auf Alte Meister wie Rembrandt stecken und dem Film ein düstere, sepiaartige Atmosphäre verleihen. Auch die grundsätzliche Entwicklung der Geschichte ist an sich spannend und interessant, nur wurden eben im Drehbuch die falschen Akzente gesetzt.
Überhaupt stellen sich mir einige Fragen: Wieso sieht es so aus, als ob unsere Lieblingsteenager die einzigen wären, die etwas gegen den bösen Voldemort unternehmen? Wo ist der Orden des Phönix, wo die Zauberpolizei? Wo ist überhaupt irgendjemand? In diesem Film hat man das Gefühl, die Welt besteht nur aus Teenagern und ein paar vergreisten Erwachsenen. Da tut Voldemorts Terroristen-Taskforce richtig gut, die haben wenigstens Leben, bewegen sich und geigen auf anstatt in Ohnmacht und Lähmung zu verharren. Vielleicht ist das ein Kommentar auf realpolitische Zustände. Ich kenne da einen österreichischen Politiker, der sich wohl gerne als Harry Potter sähe, in Wahrheit aber dem Bösewicht Voldemort viel näher steht. Man kann die beiden aber auch leicht verwechseln, denn sie sind sich ähnlicher als man denkt ...
Das war kein Harry Potter, das war eher Hogwarts 90210, mit eher freudlos dazwischengestreuten dramatischen Elementen, die natürlich unverzichtbar sind um der Geschichte folgen zu können. Dann lasset uns mal auf ein aufregendes Finale um die Heiligtümer des Todes hoffen.