BLACKOUT-KOMÖDIE: USA, 2011
Regie: Todd Phillips
Darsteller: Bradley Cooper, Ed Helms, Zach Galifianakis, Justin Bartha
Nach ihren desaströsen Erlebnisse in Vegas lassen es Stu, Phil und Alan ein wenig ruhiger angehen. Nur ein Bierchen am Strand. Und am nächsten Tag wird geheiratet. Doch es kommt, was kommen muss: Die drei Freunde wachen in einem versifften Hotelzimmer in Bangkok auf, ein Affe hüpft durchs Zimmer, und vom Bruder der Braut ist nur noch ein Finger da
KRITIK:"Was ist mit euch drei nicht in Ordnung?"
Die gute Nachricht vorneweg: HANGOVER 2 enttäuscht keineswegs. Ob es sich um Sequel oder doch um ein Remake handelt, darüber mögen sich die Filmgelehrten streiten. Das Erfolgsrezept von Teil eins wurde jedenfalls größtenteils recycled und nur geringfügig modifiziert: Bangkok statt Vegas, Affe statt Tiger, Mönch statt Baby.
Verschärft hat sich jedenfalls die Tonlage: Hangover 2 ist nicht unbedingt lustiger, aber dreckiger, abgefuckter, wenn man so will, düsterer und radikaler als Teil eins ausgefallen. Das merkt man schon an der Musik: Ein Danzig-Song zum Einstieg, Johnny Cash in seiner American Recordings-Phase mittendrin, das ist nicht unbedingt der Soundtrack zu einer biederen Feelgood-Komödie.
"Ich habe offensichtlich eine Schwäche für Prostituierte - vollkommen egal welchen Geschlechts."
Wie Teil eins funktioniert auch das Sequel (oder Remake?) als Blick in männliche Abgründe: Das eigentlich Spannende am ersten Hangover war ja die Erkenntnis, welcher Schrecken davon ausgehen kann, wenn man verkatert in den Spiegel blickt und der innere Schweinehund zurückgrinst. Wenn die wahre Natur des Mannes hinter der biederen Spießer-Fassade zum Vorschein kommt: Man(n) ist viel verlogener, barbarischer und vor allem viel, viel blöder, als man es im nüchternen Zustand je für möglich gehalten hätte. Neigungen und geheime Wünsche, von denen man nicht einmal wußte, dass sie existieren, kommen im Vollrausch ans Tageslicht. Prost, dreckiger Saubartl, auf ex, böser Dämon im Mann!
Kleiner Einschub, bevor hier Missverständnisse aufkommen: Mit "Abgründe" sind nicht die eher exotischen sexuellen Neigungen gemeint, die unsere ferngesteuerten Freunde plötzlich an sich entdecken, sondern eher die Art und Weise, wie sie darauf reagieren ... Bemerkenswert spießig nämlich. Aber seht selbst.
Wer den ersten Teil gerade ob der "Aufklärungsarbeit" über die Abgründe des westlichen Mittelschicht-Spießers zu schätzen wußte, wird vom zweiten Teil gewiss nicht enttäuscht sein. Auch wenn die Pointen dünner gesäht (und punktuell durch rasante Verfolgungsjagden ersetzt) wurden, sind die Exzesse noch ein Spur verheerender ausgefallen. Man freue sich auf die Foto-Slideshow am Ende. Die ist fast schon Hardcore ;-)
Es ist wieder passiert. Auch wenn der Überraschungseffekt weitgehend dahin ist und die Pointendichte reduziert wurde, funktioniert HANGOVER 2 dank eines dezent radikalisierten Drehbuchs und erkennbar verschärfter Exzesse immer noch sehr gut.
In diesem Sinne (Alan beim Betreten eines buddhistischen Tempels): "Ist das ein China-Restaurant?"