OT: Scorticateli vivi
ACTION: Italien, 1978
Regie: Mario Siciliano
Darsteller: Bryan Rostron, Thomas Kerr
Ein italienischer Kleindealer legt sich mit der Mafia an und flieht in den Sudan zu seinem älteren Bruder. Der ist dort Boss einer Truppe brutaler Söldner und denkt gar nicht daran, seinen unfreiwilligen Gast irgendwie zu unterstützen. Als er jedoch von Regierungstruppen gefangen genommen wird, schmiedet sein kleiner Bruder einen Plan zur Befreiung.
Es ist ja nicht so, als ob wir von filmtipps.at immer nur cineastische Perlen heraussuchen und in unserem Wolkenkuckucksheim eine komplette Parallelwelt aufgebaut haben, in der uns Jean Luc Godard permanent Glückshormone produzieren lässt, die wir mit einem befriedigten, zenbuddhistisches Lächeln in schwerverständliche filmtheoretische Abhandlungen umsetzen.
Nein, wir stellen uns der knallharten, cineastischen Welt da draußen. Eine Abordnung sichtet die neuesten Transformers-Verhaue, eine andere schmuddelt sich durch Sexploitationfantasien unserer Eltern, eine dritte erarbeitet die Videothekenslasherhits der 80er Jahre wieder auf. Aber auch wir sind manchmal auf unserer ständigen Suche nach dem ultimativen Trip (oder einfach guter Unterhaltung) überrascht, auf WAS wir da stoßen.
So zum Beispiel dieser Film, der nach seiner kurzfristigen Kinoauswertung im Fahrwasser des Hits DIE WILDGÄNSE KOMMEN wohl für immer im Filmnirwana verschwunden wäre, hätte er nicht diesen schmeichelhaften Titel. Den konnte sicher so mancher Videothekar mit verschwörerischem Grinsen als Mutprobe in einer testosterongeschwängerten Atmosphäre an den Mann bringen.
Wer mal richtig tief in den Güllebehälter der Filmgeschichte greifen will, hier wird er triefend vor Glück seine Hand wieder rausholen. Ich weiß nicht, wie viel davon der deutschen Synchro zuzurechnen ist, aber es rotzt Oneliner aus den Boxen, bei denen die Kotztüten gleich mitgeliefert werden sollten: "Jetzt müssen wir erst mal ein paar schwarze Ameisen ausradieren".
Das nachfolgende Massaker setzt dann gleich mal einen Maßstab: Das Dorf wird komplett abgefackelt, wahllos auf alles geballert, was sich bewegt, die verbliebenen Männer per Hand abgemetzelt und die Frauen nebenbei noch vergewaltigt. Und zum Abschied schickt man 'ne Handgranate hinterher.
Tja, was soll ich sagen. Es ist genauso scheiße wie es sich anhört. Rhythmus, Aufbau, Übergänge, alles egal! Die Szene ist zu Ende, wenn sie zu Ende ist. Ob die nächste dazu passt, interessiert niemanden. Handwerklich rumpelt sich das Teil durch seine Laufzeit, dass es eine wahre Freude ist, und wer glaubt, dass es zum Ende hin nur noch schlimmer werden kann, sieht sich bestätigt. Ciprianis wie immer eingängiger Score klingt, als ob er sich den Film bewusst nicht angeschaut hat und steht dadurch in ironischem Kontrast zum übrigen Film.
Und ja, der hat kein Problem, sich so richtig gehen zu lassen: Ein Liebespärchen wird beim Techtelmechtel unterbrochen, der Mann umgebracht, und die trauernde Frau mit den Worten "Der hat jetzt Pause", ja wirklich, getröstet. Fürwahr, da geht das Exploitationherz auf. Man schämt sich etwas, das wider besseren Wissens unterhaltsam zu finden, aber als Entschuldigung kann man ja jederzeit anführen, nur ein weiteres Teil des Filmkosmos vor dem endgültigen Vergessen gerettet zu haben ...
Eineinhalb Stunden massakrieren sich Söldner durch den Sudan. HÄUTET SIE LEBEND ist übelster, frauenverachtender, rassistischer Dreck, der an Zynismus kaum zu überbieten ist. Nur gehäutet wird niemand. Das macht es nicht besser. Und was lernen wir daraus? Lasst den Quatsch mit dem Dealen. Geht in den Sudan! Hier ist die Männerwelt noch in Ordnung. Oder um es mit den Worten eines der Söldner zu sagen: "Guck nicht so, als ob wir scheiße wären!".